OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

Zum Thema Kirchenmusik: Cäcilianische Bestrebungen in der Diözese Linz Von Josef Moser Die vor 200 Jahren erfolgte Grün dung der Diözese Linz sollte uns Anlaß und Auftrag sein, die verschiedenen Strö mungen und Richtungen der Reformversu che auf dem Gebiet der Musica sacra auf zuzeigen; dies um so mehr, als in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die Diskus sionen der einzelnen Reformparteien gera de in Oberösterreich überaus emotioneil und lautstark geführt wurden. Verschie denste Impulse nahmen in diesen kirchen musikalischen Kontroversen ihren Aus gang vom Lande ob der Enns und setzten Akzente und Konsequenzen im damaligen größeren Österreich wie auch in den be nachbarten deutschsprachigen Gebieten der Schweiz und Süddeutschlands. Die der allgemeinen Begeisterung des 19. Jahrhunderts für das Mittelalter ent sprungene historisierende kirchenmusika lische Reformbewegung, die um 1820 ein setzte und mit der Wiederbelebung des gre gorianischen Gesanges und der Neuent deckung der Mehrstimmigkeit des 15. und 16. Jahrhunderts verbunden war, führte 1868 zur Gründung eines Allgemeinen Deutschen Cäcilienvereins (ACV) durch F. X.Witt.^ Die Bestätigung erfolgte aller dings erst Ende 1870 durch das Breve Pius IX. „Multum ad commovendos animos". Dieser Aktivität des Regensburger Organi sators ging schon 1865 seine Schrift „Der Zustand der katholischen Kirchenmusik in Altbayern" voraus, in der er versuchte, ein Programm zur Regeneration der Kirchen musik aus dem Geiste der Liturgie zu er stellen. Verschiedene Richtungen innerhalb des ACV führten bald zu Kontroversen und Unstimmigkeiten im eigenen Lager, und auch von außen fehlte es nicht an hefti ger Kritik, wobei sich hier vor allem J. E. Habert^ zum österreichischen Gegen sprecher Witts entwickelte. Habert wandte sich vor allem gegen die Parteilichkeit des ACV, dessen Ablehnung der Orchester messen sowie dessen „Todtschweigen" von ^ Witt, Franz Xaver, geb. 9.2. 1834 in Walderbach (Bayern), gest. 2.12. 1888 in Landshut; 1856 Priesterweihe. 18.59 — 67 Chorallehrer am Re gensburger Priesterseminar; 1868 Gründung des ..Allgemeinen Deutschen Cäcilienvereins" (ACV). ab 1866 Herausgabe der von ihm ge gründeten Zeitschriften ..Musica sacra" und ..Fliegende Blätter für katholische Kirchenmu sik". als Komponist Autodidakt. ^ Habert, Johannes Evangelist, geb. 18.10. 1833 in Oberplan (Horni Plana. CSSR). gest. 1.9. 1896 in Gmunden; 1848 - 52 Besuch der Normal hauptschule in Linz. Lehrer in Naarn/Mühlviertel und Waizenkirchen. ab 1.12.1860 Stadtpfarrorganist. ab 1878 auch Chorregent in Gmunden. Er gründete 1867 die ..Zeitschrift für katholische Kirchenmusik". 1871 einen ..Österreichischen Cäcilien-Verein" (ÖCV). 1875 einen ..Ober österreichischen Cäcilien-Verein" (OOCV); 1884 Verleihung des Gregorius-Ordens. gesuch ter Lehrer. Organist. Komponist von vor allem instrumentaler Kirchenmusik. Musiktheoreti ker. Herausgeber älterer Musik in DTÖ.

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