OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

Zum nahen Jahreswechsel wünsche ich E. Hochwürden Alles erdenklich Gute. Gott wird Sie seiner Kirche noch lange Jah re bey Gesundheit und Kräften erhalten: dafum bitte ich Ihn alle Tage. Einem Inva liden thut es wohl, wenn er die junge Mannschaft unter solchen Anführern sieht. Erhalten Sie mich im gütigen Anden ken. Euer Hochwürden Verbundenster, und gehorsamster Diener Franz Freindaller Dechant. 6. Freindaller an Ziegler, Vöcklabruck, den 26. Februar 1820: Für das 4te Heft der frintischen theol. Zeitschrift danke ich Ihnen verbindlichst, und bitte, auch dem hochwürdigsten Herrn Herausgeber meinen Dank zu melden. Das 2te Heft, das mir abgieng, habe ich mir selbst gekauft: der Aufsatz Powondra's^ über die Ehehindernisse machte mir die Ergänzung nothwendig. Da die Abhandlung des Hrn Prof. Sondermann^^ über die Bibelgesellschaften so recht katholisch ist, so übersah ich ihm ger ne die Paar Seitenblicke auf mich. Er be suchte mich in seiner Durchreise nach Salz burg, was mich sehr freute. Er wird über meinen Empfang nicht klagen. Hr. Prof. Sandbichler ist nach einem dreytägigen schmerzhaften Krankenlager in die Ewigkeit gegangen. Er schien seit zwey Monathen mit dem Tode zu raufen. Eure Hochwürden kennen das Buch: Feßlers Ansichten über Religion und Kir chenthum.Als es bey uns in Umlauf kam, machte ich Sandbichlern darauf auf merksam. Vornähmlich weil die Mystick darinnen culminirt. Er las das Buch, und fand es gefährlich, vor Allem dem weibli chen Geschlechte, weil es leicht zu exaltiren ist. In meiner Antwort forderte ich ihn auf, darüber zu schreiben, und erlaubte mir die Bemerkung, es würde sehr belehrend seyn, wenn er, als ein Geistesverwandter Feßlers, der eine ähnliche Erziehung, ei nen gleichen Stand, gleiche Schicksale in seiner Ausbildung gehabt habe, zeigete, daß man nicht eben auf gleiche Religions ansichten, wie er, gerathen müsse, und was glücklicher Weise seinem Geiste eine bes sere Richtung gegeben habe. Er schrieb ei ne lange interessante Abhandlung dar über, und sprach richtig auch von sich selbst, so ungern er daran gieng. Dises könnte itzt zur Ergänzung seines Nekro logs ein Beytrag werden. Eigentlich be schränkt sich der Aufsatz auf Feßlers er sten Theil, aber auch über den zweyten, der für uns Katholiken so treflich ist, hat er treffende Bemerkungen beygefügt. Ich er wartete immer eine Fortsetzung über den dritten Theil: darum ließ ich nichts abdrukken. Allein Feßler ward über andre Arbei ten Sandbichlers von ihm vergessen. Da man an mich dringt, die in der ersten Aufla ge der Linzer M.Sch. eingerückten Predig tentwürfe einzeln abdrucken zu lassen, so mag es geschehen, daß ich erwähnten Nachlaß Sandbichlers dazu gebe, auch al lenfalls einige erübrigte kleinere Aufsätze, ^ Thomas Joseph Powondra, Pastoraltheologe und auch Mitarbeiter an Frints Theolog. Zeit schrift (Jahrgänge 1815 und 1819). Franz Wilhelm Sondermann (damals Dogmatikprofessor in Olmütz): Dissertatio de Societatum vulgo biblicarum consiliis. Olmütz 1818. - Son dermann war ein „typischer" Spätjosephiner. Seine Abhandlung deutsch in: Frints Theolog. Zeitschrift. 7. Jg. 1. Band (1819). S. 106- 145. 270 - 304. - H. Tschol: Gubernialrat Franz Jo seph Sondermann ... In; 38. Jahresber. des Bischöfl. Gym. Paulinum in Schwaz 1970/71. S. 624. Dr. Feßlers (1756 - 1839) Ansichten von Reli gion und Kirehenthum. Berlin 1805. — Vgl. P. F. Barton: Ignatius Aurelius Fessler. Vom Baroekkatholizismus zur Erweckungsbewegung. Wien — Köln - Graz 1969. 634 Seiten. — Brandl: Theologen (wie Anm. 4). S. 65.

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