5. Freindaller an Ziegler, Vöcklabnick, den 15. Dezember 1819: Hochwürdigster! Das 3te Heft, das Domherr Turczan zurückgab, ist in meinen Händen. Auch habe ich von der Theol. Zeitschrift das 3te Heft erhalten, aber das zweyte haben E. Hochwürden entweder vergessen, mir zu schicken, oder dem es zugeschickt worden, hat es mir vorenthalten. Ich bitte daher, mir beym vierten Heft das zweyte dazu zu legen, damit das Exemplar nicht inane wer de. Der 9te Band der Beyträge, die der hochwürdigste Herr Prälat Erint beylegte,^° war mir überaus willkommen. Wenn ich nicht ehevor schon von meinem Her umschwenken in der Ablaßlehre zurückge kommen wäre, so würden mich diese schö nen frintischen Predigten fixirt haben. Ich bitte, dem Herrn Verfasser in mei nem Nahmen die wohlthätige Hand zu küs sen. Da meine O.Schr. aufgehört hat, und daher keine Hefte mehr senden kann,^^ so so kann ich auch ferner keine von der theol. Zeitschrift mehr annehmen. Es war mir ei ne ausnehmende Gnade, daß ich sie so lan ge Jahre erhielt. Deshalb bleibt das Exem plar nicht unvollendet. Es ist ohnehin ein Spottpreis, den es hat. Ungemein hat es mich erfreut, daß mein Vetter von Euer Hochwürden so gut aufgenommen worden. Er schrieb es voll Ereude. Ich danke verbindlichst dafür, und empfehle ihn zum ferneren Wohlwollen. Ich bitte, ihm bey dem hochw. Herren Zängerle, und Hrn Prof. Weintritt,^^ deren guten Empfang er mir gleichfalls angerühmet, nachzufragen, damit frühzeitig gehol fen werden könne: Er ist gutmüthig, und folgsam, wenigstens bisher, gewesen. Sein Eehler ist, daß er in der Litteratur gern nascht, was auf einer Universität, wo Alles aufgetischt wird, um so mehr locket. Der schreckliche Brudermord, von ei nem Professor allhier verübet, kann E. Hochwürden von meinem Neffen erzählt werden. Ich schrieb ihm darüber ziemlich umständlich, weil er den Mann kannte. Er ist dem Criminalgericht in Linz übergeben. Sein vortreflicher Vater ist nach dem unge heuren Unglück itzt auch noch Witwer ge worden: Die Starkmuth, womit dieser Al les erträgt, ist fast übermenschlich. Ich las neulich in der Zeitung, daß der Erzherzoginn Clementine Kais. Hoheit nach Wien gekommen. Ist Hr. Hofkapell an Job auch mitgekommen? Ich bitte, es nur meinem Vetter zu sagen. Wie geht es denn itzt Hrn Prof. Weigl > in H(eiligen)kreutz? Bey einer so schwäch lichen Complexion ist Alles zu besorgen. Aus Bayern hört man itzt wenig Neues. Die protestantische Parthey scheinet im mer noch zu siegen. Baron Mastiaux^ ist um so mehr zu bewundern. Wenn die neue protestantische Eacultät der Theologie in Wien ein Programm, oder sonst Etwas über ihre Verfassung drucken lassen sollte, so bitte ich, es mir durch meinen Vetter zu verschaffen. Seit einer Woche steht es mit meiner Gesundheit besser. Allein wie lange wird es dauern? Jakob Frint: Beyträge zur Bildung der Seelsor ger. In: Theolog. Zeitschrift. Hrsg. J. Frint, 7. Jg. 1. Band (1819). S. 76 - 85 und öfter. Spielt Freindaller an auf: Nothwendigkeit der philoso phischen und christlichen Moral. Ebd. 7. Jg. 2. Bd. (1819). S. 166 - 188? Die letzten Bände de „Neuen Ouartalschrift für katholische Geistliche", die F. S. Freindaller her ausgab, waren die des sechsten Jahrganges, Salz burg 1818; ein 7. Jahrgang 1. Band erschien Salz burg 1821. Vinzenz Weintridt (geb. ?gest. ?), Wurzbach 54. Bd., S. 63f; interessante Priestergestalt des Vor märz. Kein Brief Weintridts an Ziegler im Be stand wie Anm. 1. ^ Kaspar Anton Freiherr von Mastiaux (1766 — 1828), bedeutende Gestalt der frühen Restaura tion. - Vgl. Brandl (wie Anm. 4), S. 153 (Lit.)
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