OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

Einen ungleich weniger flexiblen und konservativeren Standpunkt nehmen die Kunstblätter in der Auseinandersetzung mit der beginnenden Moderne ein. So steht man beispielsweise den Konzepten Fritz v. Uhdes mit derselben ablehnenden Verständnislosigkeit gegenüber, wie dies bei den meisten verwandten Publikationsorganen der Fall ist;^^ für die Diözese Linz formuliert der Kremsmünsterer Benediktiner und Maler-Dilet tant Alan Preinfalk erstmals in einem „Vortrag über die christliche Malerei"^® die Beden ken gegen eine Lösung aus der historistischen Formverbindlichkeit, die in den folgenden Jahren mehrfach wiederholt werden, in besonders scharfer Form in Ludwig Bermanschlägers Bericht über die Münchner Kunstausstellung des Jahres 1896.^® Anstelle der Moderne versucht man auch in den Kunstblättern die „neudeutsche" Richtung vor allem in der Malerei in den Vordergrund zu stellen, die in einem umfangreichen Artikel „Ge danken über die Zukunft der christlichen Kunst von einem Verehrer der Nazarener"®° dem Leser vorgestellt wird. In Ablehnung von „archaisierender" Richtung und „archäo logischer Nachahmung" wird ein Rückgriff auf die Kunst der Nazarener vorgeschlagen, wie sie in ganz ähnlicher Form auch August v. Wörndles Adresse an die Generalver sammlung des christlich-religiösen Volksvereines für Niederösterreich aus dem Jahr 1890 fordert.®^ In diesem Bereich hat die reale Entwicklung die Position der Kunstblätter schließlich unterlaufen. Konnte man 1901 unter der Leitung Bermanschlägers das vom k. k. Cultusministerium geschenkte Seitenaltarbild für den Linzer Dom, das offenbar be reits in sezessionistischen Formen gehalten war, noch unter Protest ablehnen und diesen in den Christlichen Kunstblättern auch formulieren,®® so stand man dem Lindringen der Moderne im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts vorerst recht hilflos gegenüber; diese Situation markiert eine Besprechung des Hochaltares in Lbelsberg, die mit einiger Ver spätung erst zwei Jahre nach Aufstellung des Werkes erst im 56. Jahrgang (1915) erschien und in offensichtlicher Verkennung der Situation die Mosaiken des Linzer Domes gegen die Lbelsberger Chorverkleidung ausspielte.®® Erst die Zeit nach dem Ende des Weltkrie ges brachte auch im Bereich der Kunstblätter die endgültige Lösung vom Historismus, die nach einer Phase der Duldung ab den Dreißigerjahren unseres Jahrhunderts jedoch in ei ne aggressive Ablehnung umschlug, die mit der Forderung nach Lliminierung histori scher Kirchenkunst Folgen bis in die Gegenwart zeitigt.®'' Nur hingewiesen sei an dieser Stelle auf eine weitere, bislang noch zu wenig be achtete Themenstellung der Christlichen Kunstblätter. Vor allem die Frühzeit des Blattes ist von dem Versuch mitgeprägt, ein spezifisch kirchliches System der Ästhetik zu erarbei ten und dieses mit den Anforderungen der Moraltheologie zu einem harmonischen Gan zen zu verbinden, wie dies vor allem von Max Pammesberger in einer recht differenzier ten, romantisch-idealistischen Art und Weise versucht wurde, die im Vergleich mit den derb vergröbernden Polemiken der späteren Jahre nicht einer gewissen Anmut entSmitmans (zit. Anm.2). S.28 - 31 u. passim. P. Alan Preinfalk: Vortrag über die christliche Malerei. In: ChrKbll.36 (1895). S.6. ChrKbll.37 (1896). S. 132. - 38 (1897). S. 4. ChrKbll.40(1899). S.37. 49, 61, 73, 85. Smitmans (zit. Anm.2). S.65f. 22 ChrKbll.41 (1900). S.25. 22 ChrKbll.56(1915). S.55. 2'* Dissertation (zit. Anm. 1). Bd. I. S.7 — 16.

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