OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

Eine herbe Belastung stellten zweifellos auch für die kirchlichen Archive die Kriegsjahre 1939 bis 1945 dar, die vielfache Verlagerungen notwendig machten. Diese waren sowohl durch die Beschlagnahmungen kirchlicher Anstalten (1941/42) als auch durch die unmittelbare Einbeziehung des Diözesangebietes 1944/45 in das Kriegsgesche hen bedingt. Einer Hausdurchsuchung im Bischofshof durch die Gestapo (12. März 1941) dürfte auch eine überstürzte Skartierung diverser Personalakten und Bischofsakten vor ausgegangen sein. Geflüchtete Bestände historischer Akten, insbesondere älterer Kirchenrechnun gen etc., kamen u. a. nach Niederwaldkirchen, von wo sie bei Kriegsende nach und nach wieder zurückgebracht wurden. Über Weisung Berlins kamen Ende 1942 auch die älteren Matrikenbücher der Linzer Pfarren weg. Die Bücher wurden in den Pfarrhof Nieder waldkirchen geschafft, wo sie sich unversehrt erhalten haben und klaglos rückgeführt werden konnten. Die Archivführung im eigentlichen Sinn blieb mit Ausnahme der „Ära Schiff mann" in all den Jahren mit der Führung der Registratur im Bischofshof verbunden. Msgr. Heinrich Berger, der seit seiner Berufung in den Ordinariatsdienst Archivbenützer betreute und Anfragen sorgfältig erledigte, nahm ebenso wie dann auch Univ.- Prof. DDr. Peter Gradauer, dem mit I.Juli 1957 die Archivagenden übertragen worden waren, an diversen kirchlichen und staatlichen Archivtagungen teil. In seine Amtszeit fal len die Bereisungen und wertvollen Inventarisierungen der älteren Pfarrarchive des ge samten Diözesangebietes durch das Oberösterreichische Landesarchiv, wobei er die not wendigen Verbindungen zu den Pfarren herstellte. Die genannten Katalogisierungsarbei ten wurden in den Jahren 1957 bis 1969, vorwiegend in den Sommermonaten, durchge führt. Sein Bemühen galt auch, den Pfarren entsprechende Anleitungen in der Handha bung des Aktenlaufs, der den Grundstock für das künftige Pfarrarchiv bilden sollte, zu vermitteln. Hiefür wurde 1962 ein „Aktenplan" erstellt, dessen ergänzte Fassung 1975 (1976 folgte dazu ein Schlagwortregister) von Weihbischof und Generalvikar Dr. Alois Wagner herausgegeben wurde. Neuaufbau des Ordinariatsarchivs Anfang der siebziger Jahre wurde die Archivfrage wieder besonders aktuell, als die enorm angewachsenen Bestände nach einer Lösung drängten, die deren sachgerechte Verwaltung ermöglichen sollte. Weihbischof Dr. Alois Wagner hat sich für den Vor schlag von Univ.-Prof. Dr. Rudolf Zinnhobler, seit 11. Dezember 1973 Archivdirektor, wonach man das im Bischofshof untergebrachte Ordinariatsarchiv in Eigenverwaltung belassen möge, besonders verdienstvoll eingesetzt. Nun galt es, entsprechend der Entscheidung zugunsten einer Eigenverwaltung der Archivbestände, hiefür auch die Voraussetzungen zu schaffen. Räumliche Voraussetzungen für moderne Archivführung werden geschaffen Dem Raumbedarf war im Bischofshof infolge der steigenden Erfordernisse der kurialen Verwaltung auf Dauer nicht zu entsprechen. Eine Kommission prüfte die Mög lichkeit der Unterbringung des Ordinariatsarchivs im Gebäude des Linzer Priestersemi-

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