OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

Von Anfang an um gute Archivführung bemüht Während also die Diözese 1783/85 am Beginn stand und sich um Verwaltungsun terlagen erst bemühen mußte, hatten viele Pfarren des jungen Bistums naturgemäß be reits sehr umfangreiche schriftliche Traditionskörper aufzuweisen. Abgesehen von den vielen wertvollen Urkundenbeständen und Archivalien, die Einblick in das gesamte Spektrum des pastoralen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens einer Pfarre geben, sind die Matrikenbestände wohl die bekanntesten und gehören durch ihre große Ge schlossenheit zum Wertvollsten einer Pfarre. Im allgemeinen beginnen diese im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts, bei wenigen reichen sie in das 16. Jahrhundert zurück. Daß diese großteils gut geführte Verwaltung des Archivgutes — abgesehen von Elementarereignissen - dennoch oftmals gefährdet erschien, zeigt sich besonders deut lich in Zeiten des Umbruchs. Sehr früh hat daher das bischöfliche Ordinariat versucht, dem gegenzusteuern, indem es Hilfen bot, dieses Problem zu bewältigen. Wie angebracht derartige Anregungen gewesen sein mögen, ist wohl einem „Vorschlag zu einer Pfarrbe schreibung und zur Errichtung eines Pfarrarchivs", der im Jahre 1804 in die Theologisch praktische Monathschrift aufgenommen wurde, zu entnehmen, den der Verfasser wie folgt einleitet: „Manche unserer Leser werden selbst die Erfahrung gemacht haben, wie schwer es für einen angehenden Pfarrer sey, wenn er bey seinem Antritt, noch fremd und unbekannt mit dem Zustande der Pfarr, nichts von seinem Vorfahrer aufgemerkt findet, woraus er Licht schöpfen könnte, vielmehr die Schriften, die zur Pfarr gehören, verstreut und in Unordnung antrifft". Im folgenden entwickelt der Autor ein recht praktikables Modell für den Aufbau eines Pfarrarchivs. Knapp fünfzig Jahre später greift Joseph Strigl dieses Thema abermals auf. Auch er gibt für den Pfarrer Anleitungen, wie „Das Pfarrarchiv und das Pfarrbuch" zweckmä ßig zu führen sei. Wenn er am Schluß seiner Ausführungen eine Regierungsverordnung vom 3. Mai 1834 betreffend die Führung des Pfründeninventars zitiert, so nur, um zu zei gen, welch hohe Erwartung er hegt. Da er von den Geistlichen mehr erhofft als die Erfül lung der Gesetzespflicht, sucht er den Klerus hiefür auch entsprechend zu motivieren. Immer wieder weist er daraufhin: „Ein gut geordnetes und reich belegtes Archiv ist eine wahre Schatzkammer des Pfarrers und zugleich das schönste Zeugnis für ihn, daß er ein Mann der Wissenschaft ist, der Ordnung und der Gründlichkeit im ämtlichen Geschäf te". Weitere unterstützende Maßnahmen auf dem Gebiete der Pfarrarchivführung sind gewiß auch in Josef Helferts „Anleitung zum geistlichen Geschäftsstyl" (1889) und Wolfgang Dannerbauers „Praktisches Geschäftsbuch", das 1893 erstmals erschien, zu se hen. Am 30. Mai 1896 ließ Bischof Doppelbauer eine überraschend streng gehaltene „Weisung betreffs Einrichtung der Pfarrarchive und Registraturen" in seinem Diözesanblatt veröffentlichen, wonach sämtliche Archive und Registraturen binnen eines Jahres zu ordnen seien. Veranlaßt hat ihn hiezu eine entsprechende Intervention des k. k. Mini steriums für Cultus und Unterricht. Der Bischof behielt diese Angelegenheit auch weiter hin sehr wohl im Auge. Zu einer Quelle erster Ordnung, noch dazu in dieser Breitenwirkung, hat sich die Führung von Pfarrchroniken entwickelt, die Bischof Ernest M. Müller am 3. Dezember 1885 den Pfarrern und Benefiziaten zur Pflicht machte.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2