OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

■ heutigen Johannes-Kepler-Universität. Die sich bietende Chance wurde damals aber nicht genützt. 1970 sprach sich der Priesterrat der Diözese in seiner Sitzung vom 15. April er neut für eine Statuserhöhung der Theologi schen Hochschule aus. Daraufhin wurde bei der letzten Sitzung des Professorenkol legiums im Sommersemester 1970, auf In itiative von Weihbischof Dr. Alois Wagner und des Verfassers, der Antrag zur Grün dung eines Hochschulkomitees gestellt, das sich in Hinkunft mit der Fakultätsfrage befassen sollte. Schon am 18. Dezember 1970 fand die konstituierende Sitzung des Komitees unter Vorsitz des Weihbischofs statt. Man setzte sich das Ziel, die Einglie derung der Theologie in den Verband der Linzer Hochschule (Universität) zu errei chen. In einem Motivenbericht wurden die Gründe für diese Bestrebungen zusam mengefaßt. Man wies u.a. darauf hin, daß die lange Geschichte der Lehranstalt, die erbrachten wissenschaftlichen Leistungen und die Größenverhältnisse der Diözese dazu berechtigten, die Statuserhöhung zu betreiben. Aufgezeigt wurden auch die Vorteile, die sich daraus für die Studenten (Graduierungsrecht) und den wissen schaftlichen Lehrbetrieb (Möglichkeit von Berufungen, Hebung des Ansehens) ergä ben. Gleichzeitig wurde die Umbenennung der bisherigen „Lehranstalt" in „Hoch schule" beschlossen. Die Österreichische Bischofskonfe renz unterstützte diese Bemühungen. Eine erste Stellungnahme Roms, vermittelt durch ein Schreiben von Nuntius Opilio Rossi vom 17. November 1972, war jedoch eher zurückhaltend. Ein Brief der gleichen Instanz vom 26. Jänner 1973 lautete schon wesentlich günstiger; dem Diözesanbischof wurde mitgeteilt, „daß der Heilige Stuhl seine Zustimmung gegeben hat zum Be ginn von Verhandlungen mit der öster reichischen Regierung zu dem Zweck, zu einem eventuellen Abkommen zu gelan gen, das die Errichtung der Theologischen Fakultät in Linz betrifft". Verhandlungen der Nuntiatur mit den zuständigen staatlichen Stellen, Rückfra gen bei den Theologischen Fakultäten in Österreich und Kontaktnahmen mit der Linzer Johannes-Kepler-Universität er brachten in dieser Phase ein vorwiegend positives Echo. Dann geriet die Sache al lerdings ins Stocken. Am 25. August 1975 erfolgte durch eine Verbalnote seitens des Bundesministeriums für Auswärtige Ange legenheiten an die Apostolische Nuntiatur in Wien die Mitteilung, daß das Projekt vorerst wegen der „hohen Kosten" zurück gestellt werden müsse. Eine Anfrage der Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Josef Gruber und Hermann Kraft beim Ministe rium für Wissenschaft und Forschung wur de am 29. August 1975 dahin beantwortet, daß vor einer weiteren Behandlung des Linzer Fakultätsprojektes noch genaue Er hebungen über den Bedarf durchzuführen seien. In dieser Situation erwog die Professo renkonferenz der Theologischen Hoch schule am 2. Oktober 1975 die Möglichkeit, als Zwischenlösung eine Päpstliche Fakul tät anzustreben. Am 4. und 5. November 1975 unternahmen der Verfasser als dama liger Dekan und Prof. Dr. Wilhelm Zauner eine Fahrt nach Eichstätt, um das dortige Modell einer kirchlichen „Gesamthoch schule" zu studieren. Bei den dort geführ ten Gesprächen zeigte sich bald, daß für Linz eine Fusion von Theologischer Hoch schule und Pädagogischer Akademie un realistisch sei, da letzterer nach österreichi schem Recht kein Hochschulstatus zu kommt. Dagegen wurden zahlreiche Argu mente für die Möglichkeit der Errichtung einer „päpstlichen" Theologischen Fakul tät (nach dem Vorbild von Trier und Pa derborn), deren verliehene akademische

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