OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

ehe selbst die Führung der theologischen Schule übernahm. Die Theologische Diözesanlehranstalt Die Revolution des Jahres 1848 führte u. a. zur teilweisen Liquidation des josephinischen Staatskirchentums. Eine der Fol gen war auch der Übergang der k.k. Stu dienanstalten für Theologie in die Zustän digkeit der Kirche. Entsprechende Be schlüsse der Bischöfe waren 1849 anläßlich einer Konferenz in Wien gefaßt worden. Eine „Verordnung des Ministers für Cultus und Unterricht vom 30. Juni 1850" gab dann die Grundlage ab für die betreffenden Verfügungen des bischöflichen Ordinaria tes in Linz, wodurch die bisher staatliche Lehranstalt in eine bischöfliche umgewan delt wurde. Die Übernahme durch die Kirche führ te zum Wegfall des staatlichen Einflusses, gleichzeitig aber auch zum Verzicht auf die öffentliche Finanzierung. Eine weitere einschneidende Maßnah me war die unter Bischof Franz Joseph Ru digier (1853 — 1884) bereits im Jahre seines Regierungsantrittes erfolgte Verlegung der Lehranstalt in die Räume des Priestersemi nars, wodurch der Idee des Tridentinischen Seminars (Internat und Lehrbetrieb in ei nem Haus) Rechnung getragen wurde. Seither sind die Geschicke der beiden Insti tutionen aufs engste miteinander verbun den. Für die Bevölkerung ist der Unter schied bis auf den heutigen Tag so ver wischt bzw. die Hochschule so sehr in das Seminar integriert, daß man nur vom Prie sterseminar spricht. Seit 1850 war der Bischof der eigentli che „Direktor" der Anstalt; das amtsfüh rende Aufsichtsorgan führte daher nur die Bezeichnung „Vizedirektor". Im Jahre 1913, unter Bischof Rudolf Hittmair (1909 — 1915), erhielt der jeweils rangälteste Pro fessor, früher Senior genannt, den Titel „Dekan". 1929 beauftragte Bischof Johan nes Maria Gföllner den Dekan mit der fak tischen Leitung der Lehranstalt Daher schaffte er den Posten des Vizedirektors ab und legte auch persönlich die Stelle des Di rektors zurück. 1938 wurde das erstemal auf Grund bischöflicher Verfügung der De kan gewählt, seit 1942 ist seine Amtsdauer auf zwei Jahre beschränkt. Was die Lehrkanzeln betrifft,* so wurde 1894 eine solche für Fundamentaltheologie mit Philosophie errichtet, 1923 wurden die beiden Fächer getrennt und 1930 kam noch eine zweite Professur für Philosophie hin zu. 1923/24 erfolgte eine Erweiterung der Studiendauer auf fünf Jahre. Schließlich entschloß sich Bischöf Gföllner mit dem Studienjahr 1930/31 einen sechsjährigen Kurs einzuführen. Gleichzeitig kam es zur ümbenennung der Hochschule in „Philo sophisch-Theologische Lehranstalt der Diözese Linz". Gföllner entsprach mit diesen Maß nahmen dem Kanon 1365 des kirchlichen Gesetzbuches, das weltweit vorsah, daß dem vierjährigen Theologiekurs eine zwei jährige philosophische Einführung voraus gehen sollte. Papst Pius XI. (1922 - 1939) urgierte die Forderungen des Gesetzbu ches gleich zu Beginn seiner Regierung. Der Linzer Bischof war einer der ersten, der sich um die sukzessive Durchführung bemühte, ja er zeigte sogar die Wiener Theologische Fakultät in Rom an, weil man hier säumig war. 1939/40 wurde das Studium wieder auf fünf Jahre reduziert. Der Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938 hatte auch schwerwiegende Konsequenzen für das Linzer Priesterseminar und die Philo sophisch-Theologische Lehranstalt. Es kam sogleich zu Einquartierungen von Sol daten im Haus, die meisten Theologiestu denten mußten zum Militär, Seminar und Lehranstalt mußten schließlich in das Zi-

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