praktische Ausbildung erhalten sollten.* Als 1778 Graf Engl auch zum Direktor der geistlichen Studien in Linz ernannt wurde, schien eine Koordination der beiden An stalten gewährleistet zu sein. Die Auswir kungen des Josephinismus führten jedoch zu einer anderen Konzeption, die zwar kurzfristig zum Ende des regulären Theo logiestudiums, gleichzeitig aber zur „Er richtung" des ersten Priesterseminars in der Landeshauptstadt führte. Im Zuge der geplanten Verlegung des Ennser Priesterhauses in das während des josephinischen Klosterturms aufgehobene Linzer Karmelitinnenkloster (heute Kran kenhaus der Barmherzigen Brüder), zogen hier mit Beginn des Studienjahres 1782 die ersten vier Alumnen ein. Zum ersten Rek tor (Regens) wurde Josef Himmelreich, Professor für Kirchengeschichte, Kirchen recht und Pastoral, bestellt. Aber noch be vor die Übersiedlung abgeschlossen war, änderte sich die Situation grundlegend durch die Gründung der Generalseminarien (Hofdekret vom 30.März 1783). Alle Theologiestudenten, die bisher an kirchli chen Anstalten ausgebildet wurden, muß ten nun in diese Seminare übersiedeln, von denen aus sie die entsprechenden Vorle sungen an einer Universität besuchten. Die Linzer Priesteramtskandidaten kamen nach Wien, wo das Generalseminar im ehemaligen Jesuitenkolleg (jetzt Ignaz-Seipel-Platz 1) untergebracht war. Die Stu diendauer war zunächst mit sechs Jahren anberaumt. Die wenigen Jahre des Bestands der Generalseminarien (sie wurden 1790 wie der aufgelöst) sind durch eine radikale Ab nahme der Priesterberufe gekennzeichnet. Studierten 1784 noch 68 Oberösterreicher (einschließlich der Ordensleute) in Wien, so wären es 1785 deren 46 und 1788 nur mehr 21. Nach Absolvierung des Theologiestu diums in Wien mußten die Kandidaten für etwa ein Jahr,später nur mehr für ein hal bes Jahr, in das Linzer Priesterhaus zurück kehren, um sich auf die praktische Seelsor ge vorzubereiten. H. Ferihumer hat vermu tet, daß sich diese Praxis am Modell des „Collegium Laureacense" orientierte. Im Herbst 1785 kamen die ersten zehn Alum nen, die inzwischen ihr Theologiestudium in Wien abgeschlossen hatten, nach Linz zurück. Auch war eine Reduktion der Stu dien auf fünf Jahre erfolgt. 1787 übersiedelte das Linzer Priester haus in das ehemalige „Seminarium" der Jesuiten (Volkskreditbankgebäude in der Domgasse), weil sich das ehemalige Kar melitinnenkloster als völlig ungeeignet er wiesen hatte, wurde es doch auch als Depot für „kirchliche und weltliche Gegenstände und Waaren" verwendet (Strigl). Der Josephinismus hatte also, was die Priesterausbildung in Linz betrifft, zwei scheinbar gegenläufige Auswirkungen ge habt. Er brachte das Ende des theologi schen Vollstudiums, gleichzeitig aber auch den Anfang des Priesterseminars. Die k.k. Studienanstalt für Theologie Als 1790 unter Kaiser Leopold II. (1790 - 1792) die Institution der General seminarien wegen zu hoher Kosten, aber auch wegen vorgekommener Unzuläng lichkeiten wieder aufgelöst wurde, machte es sich der Linzer Bischof Josef Anton Gall (1788 - 1807) zur Aufgabe, sowohl die Frage eines Seminars in Linz als auch die des Theologiestudiums zu lösen. An und für sich war der Bischof, der der josephini schen Geistesrichtung verpflichtet war, ein Befürworter der Generalseminarien geweIn Linz war seit 1776 die „theologische Abteilung des k.k. Lyceums", also das theologische Stu dium, im ehemaligen Garstener Stiftshaus (Pfarr platz 17) untergebracht.
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