Einen kräftigen Impuls erhielt das Theologiestudium durch Kaiserin Maria Theresia, die 1751 eine Professur „controversiarum oder theologiae polemicae" er richtete, d.h. der „Dogmatik" im damali gen Sinn; sie sollte in erster Linie zur Aus einandersetzung mit dem Protestantismus vorbereiten. 1763 kam eine Lehrkanzel für „Sacra Scriptura" (Bibelwissenschaft) hin zu. Das Vollstudium der Theologie in Linz wurde jedoch erst nach der 1773 erfolgten Aufhebung des Jesuitenordens möglich. Der Ausbau zum VoUstudium und die Auswirkungen des Josephinismus Die Ordensaufhebung bewirkte kein Ende des Theologiestudiums in Linz. Im Gegenteil: Kaiserin Maria Theresia strebte den Ausbau zum Vollstudium an; man soll te also in Zukunft auch in Linz alle damals üblichen theologischen Disziplinen hören können. Nach einer Erklärung der Landesfür stin vom Jahre 1774 sollte man zwar weiter hin mit vier Professoren das Auslangen fin den. Einer von ihnen hatte „die Kirchenge schichte und das kirchliche Recht, ein an derer die hebräische Sprache und die erste Hälfte der Dogmatik, ein dritter die Heili ge Schrift und die zweite Hälfte der Dog matik, der vierte die sogenannte „Theologia moralis" vorzutragen. Es gab aber auch schon so etwas wie das heutige System der Lehrbeauftragten, mußte doch der Gym nasiallehrer der Rhetorik die Theologen des letzten Jahrganges in der geistlichen Beredsamkeit unterrichten. Die Studiendauer betrug fünf Jahre, auf die die einzelnen Gegenstände wie folgt verteilt waren: I.Jahr: Kirchengeschichte und hebräische Sprache; 2. Jahr: Altes und Neues Testa ment, Patristik und „theologische LiterärGeschichte"; 3. Jahr: Moraltheologie und erste Hälfte der Dogmatik; 4. Jahr: Kir chenrecht und zweite Hälfte der Dogma tik; S.Jahr: Polemik und Pastoraltheologie (bestehend aus „geistlicher Beredsam keit", „praktischer Moral" und „Verrich tungen der Seelsorge"). Damit war nun das gesamte Theologie studium, und zwar schon in relativer Differenziertheit, angeboten. Auch organisatorisch hatte sich einiges geändert. Lür jede der vier Abteilungen des „Lyceums" (Gymnasium, Philosophie, Jus, Theologie) wurde ein eigener Direktor bestellt; für die Theologie war dies der Dechant und Stadtpfarrer von Lnns, Propst Alexander Lngl von Wagrain (t 1800), der dieses Amt von 1778 bis 1783 innehatte. Die Lxjesuiten sollten im Lehrbetrieb der Theologie nicht mehr verwendet wer den, was aber de facto nicht hundertpro zentig durchgeführt wurde. Im Zusammenhang mit Lngl von Wa grain sei darauf hingewiesen, daß dieser 1762 in Lnns ein Priesterhaus errichtet hat te, das sogenannte „Collegium Laureacense", in dem jeweils einige Neupriester auf die praktische Seelsorge vorbereitet wer den sollten. Es handelte sich also um eine Institution, die im Rahmen des gegenwärti gen Theologiestudiums mit dem „Pastoral jahr" vergleichbar ist. Man ging aber bald über diese Zielsetzung hinaus und nahm auch Nichtordinierte zur theologischen Ausbildung auf. Neben den Priestern scheinen sich im Lnnser Seminar in der Re gel vier bis zehn Weihekandidaten befun den zu haben. Im Zusammenhang mit der Auflösung des Jesuitenordens (1773) und der 1774 er folgten Neuordnung des Studienwesens in Linz dachte Maria Theresia u.a. daran, das Lnnser Seminar in die Landeshauptstadt zu verlegen. Man einigte sich aber schließ lich, daß die Kandidaten der Theologie in Linz ihre theoretische und in Lnns ihre
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2