OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

Deckenschmuck durch sechs kreisförmige Gemälde mit Szenen aus dem Leben des heiligen Petrus eine Bereicherung. Während der Sommerferien 1935 kam es zur Vergrößerung der Volkskapelle durch Einbeziehung des früheren Sakri steizimmers. Dadurch wurde der Kapellen raum um die Hälfte vergrößert. Am 5. Oktober 1931 war Prälat Johann Zöchbaur gestorben. Er war seit 1900 Di rektor und seit 1919 Regens der Anstalt. Während dieser Zeit hatte er dem Petrinum entscheidend die geistige Formung ge geben. Sein Nachfolger wurde Dr. Eranz Eibelhuber. Während des Bürgerkrieges im Febru ar 1934 war das Petrinum für 24 Stunden von Schutzbundtruppen eingeschlossen. Als elf unbewaffnete Soldaten ins Petrin um flüchteten, drangen drei bewaffnete Schutzbündler ins Haus. Diese wurden ent waffnet und gefangengehalten. Durch eine Geiselnahme erzwangen die Schutzbund truppen die Freilassung der Gefangenen. Vorübergehend waren zwei Maschinenge wehre gegen das Petrinum in Stellung ge bracht worden. Am 13. Februar befreiten Heimwehrverbände das Petrinum. Zum 150jährigen Bestandsjubiläum der Diözese am 29. September 1935 hielt Regens Dr. Eibelhuber beim Festakt in der Südbahnhofhalle die Festansprache. Die ses Fest fand auch im Petrinum einen wür digen Ausklang durch den Besuch von Kardinal Dr. Theodor Innitzer aus Wien. Mit dem Petrinum war es damals gut bestellt. Die Schülerzahl war auf 320 gestie gen. Die Schulkabinette und die Bibliothek befanden sich in gutem Zustand. Die frü here Form der Anstalt war wieder erreicht. Als zum Abschluß des Schuljahres 1936/37 das 40jährige Bestandsjubiläum des Petrinums begangen wurde, ahnte nie mand, welch schwere Zeiten dem Hause unmittelbar bevorstanden. Vorläufiges Ende und Enteignung (1938 bis 1945) Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in den Märztagen des Jahres 1938 gingen die neuen Machthaber mit großer Konsequenz daran, der Kirche allen Ein fluß auf Jugenderziehung und Schulbil dung zu entziehen. Durch eine Reihe von Maßnahmen wurde dies auch sehr bald er reicht. Dabei war man bestrebt, nach au ßen den Schein der Legalität zu wahren. Das freie Verfügungsrecht über das Petrin um wurde immer mehr eingeschränkt. Gleich nach dem Einmarsch der deut schen Truppen mußte das Haus Militär aufnehmen. Es folgten dann Einheiten der Schutzpolizei und eine Flak-Batterie. Bei größter räumlicher Einschränkung konnte der Internats- und Schulbetrieb bis zum Ende des Schuljahres 1937/38 geführt wer den. Bedenklich für den weiteren Bestand des Hauses aber war, daß mit 3. Juni 1938 der Magistrat Linz das gesamte Haus zur Unterbringung von Militär anforderte. Der 19. Juli 1938 brachte für die geistli chen Schulen den Entzug des Öffentlich keitsrechtes. Vorübergehend dachte man an die Fortführung des Petrinums als Pri vatgymnasium in einem der Stifte Ober österreichs. Am 9. September 1938 verfüg te aber der Landesschulrat die Schließung des Petrinums. Damit war für Jahre die Idee eines bischöflichen Knabenseminares ausgelöscht. Das Gebäude aber fand für verschiedene Zwecke Verwendung. Zunächst diente das Petrinum zur Un terbringung militärischer Verwaltungsstel len. Diese aber mußten das Haus verlas sen, als Adolf Hitler am 3. März 1939 das Gebäude und das Gelände des Petrinums für die in Linz zu errichtende Technische Hochschule als Bauplatz bestimmte. Die Landeshauptmannschaft Oberdonau war nun bestrebt, das Petrinum und den dazu gehörenden Grund käuflich zu erwerben.

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