OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

Mit 30. Dezember 1899 wurde dem bi schöflichen Privatgymnasium zunächst für die Dauer von drei Jahren das Öffentlichkeits- und Reifeprüfungsrecht verliehen. Diese beiden Rechte erhielt das Petrinum mit Erlaß des Ministeriums für Kultus und Unterricht vom 15. Jänner 1903 auf Dauer zuerkannt, solange die gesetzlichen Bedin gungen erfüllt werden. Den Gründer des Petrinums, Bischof Doppelbauer, erfüllte das Aufblühen der Anstalt mit innerer Freude. Mit Stolz zeig te er als Schulerhalter in Linz weilenden Bi schöfen der Monarchie und anderen hoch gestellten Persönlichkeiten das Haus. Als besondere Auszeichnungen für das Haus können die Besuche der Kaisertochter Erz herzogin Maria Valerie mit ihrem Gemahl im Mai 1901 und Seiner Majestät des Kai sers Franz Joseph I. am 3. Juni 1903 ange sehen werden. Dieser rasch aufgeblühten Anstalt, in der neben den schulischen Anforderungen auch die Ausbildung der Studenten in Sport, Musik und Theaterspiel einen brei ten Rahmen einnahm, bereitete der Gang der Weltgeschichte ein rasches, wenn auch nur vorübergehendes Ende. Am Sonntag, dem 28. Juni 1914, sollte im Petrinum eine Gedenkfeier an die Jahre 14, 814 und 1814 abgehalten werden. In Reden, Gedichten und Musikstücken soll te die Bedeutung von Kaiser Augustus, Karl dem Großen und der Sturz Kaiser Na poleons gewürdigt werden. Kurz vor Be ginn dieser Feier traf die Nachricht von der Ermordung des Thronfolgerehepaares in Sarajevo ein. Die geplante Feier wurde ab gesagt und auf eine spätere Zeit verscho ben. Wegen des unterdessen ausgebroche nen Weltkrieges kam diese Feier nicht mehr zustande. Jahre der Verbannung und Heimkehr (1914 bis 1920) Unmittelbar nach Ausbruch des I. Weltkrieges wurde im Petrinum ein Militär-Reservespital für verwundete Soldaten eingerichtet. Da das Knabenseminar während des Krieges weitergeführt werden sollte und im Raum von Linz kein geeignetes Gebäude zu bekommen war, wurde folgende Notlö sung getroffen: Die Studenten der 4. bis S.Klasse fanden Unterkunft in den Räu men des ehemaligen Benediktinerstiftes Gleink, das dem Bischof als Sommersitz diente, während die ersten drei Klassen im Stift Schlierbach untergebracht wurden. Die Opfer und die Einschränkungen, die sich in dieser Zeit Studenten, Erzieher und Professoren auferlegen mußten, waren groß. Zur allgemeinen Raumnot kam das Fehlen von Schulbehelfen, Sportplätzen, Bädern, Heizmaterial und Lebensmitteln in ausreichender Menge. Die Zahl der Studenten im Obergym nasium sank durch die Einberufungen rasch. Von den 171 eingerückten Studen ten fanden 22 den Tod. Während des Krie ges verringerte sich die Studentenzahl um die Hälfte und betrug bei Kriegsende nur mehr 199. Infolge der schlechten Ernährungslage brach unter den Studenten in Gleink und Schlierbach im Oktober und November 1918 eine gefährliche Grippeepidemie aus, die sogar ein Todesopfer forderte. Vor übergehend mußte der Unterricht einge stellt werden. Da wegen der allgemeinen Radikali sierung nach Kriegsende die Sicherheit der Studenten in Gleink nicht mehr gegeben war, wurden die Schüler in der Zeit vom II. bis 21. Jänner 1919 nach Hause ge schickt. Für den Bischof war es eine große Ent täuschung, als nach Kriegsende das Gebäu-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2