OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

gen. Der Grundstein stammt aus dem Fel sen am Ölberg und wurde in der gangseitigen Wand des Festsaales eingemauert. Er trägt die Inschrift „Petra ex Gethsemani". In kaum zwei Jahren wurde der gewaltige Bau aufgeführt, der eine Länge von 95.90 m und eine Breite von 80 m aufweist. Die Mauern mit den drei Stockwerken ha ben an der Südseite eine Höhe von 18 m und an der Nordseite eine Höhe von 22.50 m. Die Fensterzahl beträgt 957. Die gesamte Bausumme bezifferte sich auf 2,065.200 Kronen. Die Mittel dafür stammten zum Großteil aus Spenden von Volk und Klerus der Diözese. Bischof Doppelbauer war es gelungen, das erwachte Selbstbewußtsein des gläubi gen Volkes nach der Zeit des kulturkäm pferischen Liberalismus in einem großen Werk zum Ausdruck zu bringen. Bischof, Klerus und Volk waren bei der Gründung des neuen Knabenseminares zusammenge standen. Der Geist der Opferbereitschaft, der die Diözese ergriffen hatte, war die Voraussetzung für die Weckung zahlrei cher Priesterberufe. Von großer Bedeu tung war es auch, daß man sich bei der Er richtung des Petrinums nicht mit einem Provisorium abfand, sondern großzügig dachte. Die Heranbildung des künftigen Klerus sollte in Zukunft nicht in Ghettoen ge, sondern im Bewußtsein geistiger Gleichberechtigung erfolgen. Am Todes tag der heiligen Theresia vom Kinde Jesu zogen am 30. September 1897 die Studen ten in die neue Anstalt. Das Petrinum be herbergte damals bereits 340 Studenten. Die Kompetenzfrage im Haus wurde durch den Bischof folgenderart geregelt: Ein Direktor hatte die Lehranstalt zu lei ten, ein Generalpräfekt erhielt die Füh rung des Internates, ein Verwalter wurde mit der Regelung der materiellen Angele genheiten betraut und ein Domherr hatte als bischöflicher Kommissär die Wünsche des Bischofs und der Diözese wahrzuneh men. Den Höhepunkt im 1. Schuljahr bilde te die feierliche Einweihung des Hauses am 2. und 3. Mai 1898. An dieser Feier nah men neben vielen anderen Festgästen zwei Kardinäle, drei Bischöfe und die Äbte der oberösterreichischen Stifte teil. »1 ( Das Petrinum nach einer Zeichnung vom Jahre 1895

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