OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

tion über den wohl umstrittensten deutschen Schriftsteller unserer Zeil, Hans Henny Jahnn (1894 — 1959), an der Wiener Universität promo viert. Dr. Kienzle ist Autor von Monographien zur zeitgenössischen Literatur, Mitherausgeber des Reclam-Schauspielführers, Mitarbeiter am „Lexikon der Weltliteratur" sowie am „Kleinen deutschen Dramenlexikon" und am Sammelband „Phänomen Fernsehen" und ist weiters als Theaterkritiker und als Drehbuchautor für Fernsehdokumentationen bekannt. Sein neuester um 191 Titel erweiterter Schauspielführer der Gegenwart informiert über 1136 moderne Theaterstücke, die seit 1945 uraufge führt wurden. Die 4. Auflage dieses umfassenden Nachschla gewerkes ist auf den neuesten Stand gebracht; dies beweist u.a. die Aufnahme der von Thomas Bern hard 1984 in Frankfurt/M. erschienenen vier Sze nen, „Der Theatermacher", mit dem Vermerk, daß deren Uraufführung bei den Salzburger Festspielen 1985 vorgesehen ist. Unter Angabe ihrer Her kunftsländer und Lebensdaten bringt der Schau spielführer 368 Verfasser, mit deren Namen auch jeweils der Verlag angegeben wird, bei welchem die Aufführungsrechte liegen. Präzise bibliographische Hinweise zu jedem einzelnen Werk sowie Urauf führungsdaten sind jeweils vermerkt, desgleichen — bei fremdsprachlichen Stücken - die Originaltitel und der Name des Übersetzers. So erfährt beispiels weise der Leser, daß Eliots Komödie „Die Cocktail Party" (The Cocktail Party), 1949 entstanden, 1950 in London im Druck erschienen und am 22.8.1949 im Lyceum Theatre in Edinburgh uraufgeführt wor den ist. Übersetzt für deutschsprachige Bühnen wurde die Komödie von N. Wydenbruck 1965. Die in ihrer Art vorbildliche Bestandsaufnahme des zeitgenössischen Dramas genießt den schätzenswer ten Vorzug, zuverlässige Informationen mit aus führlichen Inhaltsangaben aus kritischer Sicht zu verbinden. Ort und Zeit der Handlung sind jeweils angegeben, ebenso die Anzahl der Akte bzw. Sze nen oder Bilder und das Genre des Stückes (z. B. Schauspiel, Tragödie, Komödie, Monodram, Mit spiel, Minispiel usw.); zudem wird vermerkt, ob das Werk in Prosa, Versen oder freien Rhythmen usw. abgefaßt ist. Von den Österreichern der älteren Generation, die nach 1945 uraufgeführt wurden, wird lediglich Max Mell mit „Joanne d'Arc" (Uraufführung am 19.7.1956 bei den Bregcnzer Festspielen) ange führt. Es fehlen z. B. Rudolf Bayr, Richard Billin ger, Felix Braun, Franz Theodor Csokor, Gertrud Fussenegger. Rudolf Henz und Friedrich Schreyvogl. Von österreichischen Theaterautoren bringt Dr. Kienzle: Wolfgang Bauer mit 8, Thomas Bern hard mit 14, Peter Handke mit 7, Ernst Jandl mit 1, Elfriede Jelinek mit 2, Felix Mitterer, Gerhard Roth und Brigitte Schwaiger mit je 3 und schließlich Peter Turrini mit 6 Bühnenstücken. Dem Titelregister könnte der Übersicht halber noch ein Autorenregister angeschlossen werden. Wer sich in der schier unübersehbaren Fülle von zeitgenössischer Bühnenliteratur zurechtfinden möchte, dem wird die vorliegende handliche Krönersche Taschenausgabe 369 von Kienzles Schau spielführer der Gegenwart als zuverlässiger Weg weiser Wärmstens empfohlen. Aldemar Schiffkorn Eugen Brixel: Das große Oberösterreichische Blasmusikbuch. Mit Beiträgen von Karl Moser, Franz Grieshofer. Josef Mayr-Kern, Karl Kiesenhofer, Rudolf Zeman und Günther Pichler. Red. v. Brigitte Werner. Wien: Verlag Brandstätter 1984. 680 Seiten. Ln. öS 790. — . ISBN 3-85447-0031-2. Eugen Brixel legt mit diesem Buch nicht nur ein Buch für den Liebhaber der Blasmusik in Oberöstcrreich vor, sondern er schreibt hier auch ein be deutendes Stück oberösterreichischcr Musikge schichte. Beginnend mit den Instrumentenfunden der Römerzeit über die von Klöstern, Städten und Landständen bediensteten Bläserensembles bis zum Entstehen vereinsmäßiger Amateurblasmusik zeichnet er ein lebendiges Bild einer überaus rei chen Blasmusikkultur. In der Barockzeit nahmen die städtischen Thurnermeister mit ihren Gesellen neben dem mit ihren obligatorischen Wachdiensten verbundenen Stundenblasen verschiedene Aufga ben unserer heutigen Kapellen war. „Veldtrompeter und Heerpaukher" traten bei festlichen Reprä sentationen der obderennsischen Landstände wie etwa bei Erbhuldigungen und Herrscherbesuchen in Erscheinung und hatten gelegentlich auch diplo matische und Kurierdienste zu erfüllen. Auch bei Festen und Unterhaltungen des Adels und der Bür ger beteiligten sich neben anderen auch verschiede ne institutionalisierte Bläserensembles. Türkische Feldmusik, Militärkapellen und Bürgergarden im 18. und frühen 19. Jahrhundert lassen die Tradition zu unserer gegenwärtigen Blasmusikpflege deutlich erkennen. Erst 1848 bzw. 1852 wurde die gesetzli che Grundlage geschaffen für vereinsmäßiges Laienmusizieren, wenn auch schon vorher man cherorts kleinere Amateurbläsergruppen bestan den haben. Wenn man ihre vielfältigen Aufgaben, die unterschiedlichsten Anlässe ihres Auftretens und auch die symbolische Bedeutung der Bläsermu sik im Laufe der Geschichte überblickt, kommt man zur selben Feststellung wie Landeshauptmann J.Ratzenböck im Vorowrt über das gegenwärtige Blasmusikwesen, daß die Blasmusikkapellen zu den bedeutendsten Kulturträgern unseres Landes ge hörten und gehören.

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