Neue „Doppelpfarren" und Pfarrverbände Mit Jahresende 1984 wurden 45 Seel sorgestationen (1968: 22) von einem Nach barpfarrer mitbetreut, d.h., sie haben kei nen eigenen Pfarrer am Ort. Die Betreuung von zwei Seelsorgestel len durch nur einen Priester ist naturgemäß mit Schwierigkeiten verbunden (Eigen ständigkeit und Eigenart der Pfarren, ho hes Angebot von Sonntagsgottesdiensten, Arbeit mit mehreren Pfarrgemeinderäten und pfarrlichen Organisationen etc.). Dazu kommt noch, daß viele ältere oder kränkliche Priester, die bisher einer mittleren Pfarre (mit ca. 4000 — 7000 Ein wohnern) vorstanden, darauf resignieren und eine kleinere Seelsorgestation über nehmen wollen. Ihnen wäre es nicht zu mutbar, zwei kleinere Seelsorgestationen zu betreuen. Nach dem neuen Kirchenrecht kann ein Priester, der für zwei aneinandergrenzende Pfarren bestellt wird, in beiden „Pfarrer" sein und nicht wie bisher, in einer davon excurrendo - Provisor. Eine andere Überlegung geht dahin, mehrere (etwa drei bis vier) nach ihrer Struktur geeignete Seelsorgesprengel zu sammenzuschließen. die dann von zwei oder drei Priestern betreut werden. Dabei wäre also nicht nur an den Zusammen schluß ganz kleiner, überwiegend landwirt schaftlich strukturierter Pfarrsprengel, son dern vor allem auch an einen Zusam menschluß von Mischgemeinden sowie Fremdenverkehrsgemeinden, Erholungs orten und Gemeinden mit hohem Anteil von Zweitwohnsitzen — gerade die Zweitwohnungsbesitzer bedürfen auch stärkerer Beachtung als bisher — gedacht, die eine wesentlich differenziertere Seelsorge erfor dern. Diese Mischgemeinden verlangen aber eine viel spezialisiertere Seelsorge, denn hier kam es vielfach zur Zerstörung der al ten Strukturen, z. B. der Generationenfa milie. Der Priester sollte zu allen Gruppen seiner Gemeinde gleich guten Kontakt ha ben, deren Probleme gleich gut verstehen, bei allen gleich gut ankommen, die Span nungen zwischen den Gruppen abbauen und der typischen Lebenshaltung unserer Zeit mit Konsumdenken, Freizeitorientie rung, Fortschrittsbejahung und rationaler Lebensführung in der rechten Weise be gegnen . Das gelingt einem Einzelnen in der Regel nur selten. Auch hier ist festzustellen, daß sowohl die Priester als auch ein Großteil der Ka tholiken Pfarrverbände ablehnen; indivi dualistisches Denken scheint noch stark ausgeprägt zu sein. Man wird daher andere Wege versu chen müssen. Einen ständigen Diakon in einer unbesetzten Pfarre zu stationieren oder eine Pastoralassistentenfamilie, die im Pfarrhof wohnt und Seelsorge leistet — soweit diese nicht einem Priester vorbehal ten ist, wäre ein erster Schritt. Ein weiterer wäre der, anstelle von Pastoralassistenten geistliche Schwestern zu gewinnen, die in Teamarbeit eine Pfarre leiten. Besonders wichtig ist auch in diesem Zusammenhang — aber nicht nur — die eh renamtliche Mitarbeit von Laien, die gei stig beweglich, beruflich tüchtig und „mit beiden Beinen" im Leben stehen. Auch durch sie sollte der Pfarrer Ansichten, Wünsche und Nöte der Pfarrangehörigen erfahren und mit ihnen gemeinsam bera ten, wie die anstehenden Fragen gelöst werden könnten. So wäre es wohl möglich, ohne das Netz der bestehenden Seelsorge stellen allzusehr „anzutasten", eine geord nete und fruchtbringende Seelsorge sowohl in den kleinsten als auch in den größten Sprengein zu verwirklichen. Ein frucht bringender Einsatz von Diakonen, Pasto ralassistenten und geistlichen Schwestern in genügender Zahl schafft auch die Mög lichkeit, eine entsprechende Anzahl jünge-
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2