OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

über 10.000 Einwohner haben 13 Seel sorgestellen, davon vier zwischen 12.000 und 15.000, nämlich Gallneukirchen, Traun, Wels-Hl. Familie und Linz-Herz Je su. Zwei Pfarren, nämlich Linz-Christkö nig und Kleinmünchen, zählen über 15.000 Einwohner. In einigen Großsprengeln ist eine Teilung vorgesehen, bei manchen ist eine Teilung jedoch aufgrund geographi scher Gegebenheiten kaum möglich. Die Frage der Einwohnerzahl der Seel sorgesprengel führt uns zum letzten Kapi tel dieser Studie, nämlich zu Fragen und Problemen der Pastoral, die die Struktur des bestehenden Netzes der Seelsorgestel len aufwirft. Landflucht - Entstehung von Ballungsräu men Strukturelle Entwicklungen bedingen neue Wege für die kirchliche Organisation zur Erfüllung des pastoralen Auftrages. Durch den Entzug von Arbeitskräften aus landwirtschaftlich strukturierten Gebieten des Landes, vor allem durch die Großindu strie, aber auch den Zwang zur Produktivi tätssteigerung und den Preisdurck waren die Bauern gezwungen, ihre Betriebe zu mechanisieren und zu rationalisieren, um konkurrenzfähig zu bleiben. So verließen zunächst familienfremde Arbeitskräfte die Höfe, später auch familieneigene. Abge wandert sind vor allem junge, flexible Ar beitskräfte, sodaß davon betroffene Pfarr gemeinden zu überaltem begannen und man in einzelnen Fällen sogar von „negati ver Auslese" sprechen kann. Dazu kommt, daß seit dem Jahre 1964 die Geburtenziffer in Oberösterreich, in letzter Zeit auch in Pfarren, die überwiegend agrarisch struk turiert sind, immer mehr gesunken ist und wohl noch weiter sinken wird. Dadurch sind vor allem kleine Seelsorgesprengel noch kleiner geworden. Dieser Trend dürf te sich noch einige Jahre lang fortsetzen. Andererseits wurde und wird von staatlicher Seite versucht, die Sprengel der politischen Gemeinden zu vergrößern und die Behörden und Ämter zu zentralisieren, wodurch die oben genannte Entwicklung noch verstärkt wird. So gestaltet es sich noch schwieriger, in kleinen Seelsorgesprengeln, in denen meist nur in der Landwirtschaft Arbeitsmöglich keiten bestehen, eine lebendige Pastoral unter tatkräftiger Mithilfe der Laien, da nur sehr beschränkt verfügbar, aufzubau en. Größere Seelsorgesprengel bieten ge wiß in dieser Hinsicht Vorteile - wenn gleich auch überschaubare Pfarrgemein den pastoral von Bedeutung sind, denn auch in größeren Gemeinden mit 6000 — 8000 und unter Umständen noch mehr Ein wohnern können bei entsprechender Infrastmktur die pastoralen Aufgaben gut er füllt werden. Nicht zuletzt wäre der Rückgang der Weltpriesterzahlen auch ein Motiv, größe re Seelsorgeeinheiten zu schaffen. Dem steht allerdings entgegen - und das hat die Erfahmng gezeigt, daß keine einzige Kleinpfarre der Diözese von sich aus einen Antrag auf Auflösung stellen würde. Weder die Gläubigen noch der Kle rus hätten dafür Verständnis. Jede auch noch so kleine Seelsorgesta tion beanspmcht für sich einen eigenen Pfarrer, und wenn die Pfarre unbesetzt ist, wird dieser Umstand den Pfarrangehörigen weniger dadurch bewußt, daß ein „frem der" Priester mit der Pfarrgemeinde Got tesdienst feiert, als dadurch, daß der Pfarr hof von keinem Priester bewohnt wird. Es werden also auch in Zukunft kleine neben großen Sprengein existieren, Neu gründungen, auch wenn sie dringlich sind, werden allerdings kaum möglich sein.

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