OÖ. Heimatblätter 1984, 38. Jahrgang, Heft 4

Buchbesprechungen Erhard Busek (Hrsg.): Mut zum aufrechten Gang. Beiträge zu einer anderen Art von Politik. Wien — München: Herold 1983.208 Seiten. S160.—. ISBN 3-7008-0242-0. Diese „andere" Art von Politik hat Begriffe ge prägt: Stadtreparatur, Grätzlpolitik, Beislkultur, Stadtfeste, Nachbarschaftshilfe, Stadtbelebung. Sprachschöpferische Aktivität ist immer ein sicheres Zeichen von Bewegung und Lebendigkeit und zeigt eine intensive Beschäftigung mit Problemstellungen an. Ein Politiker hat mit seinen Mitarbeitern und ge meinsam mit den Bürgern versucht, neue Wege zu gehen und verkrustete lokale Machtstrukturen zu durchbrechen: Ein Versuch, den Menschen mehr Mitspracherecht einzuräumen, sie für kommunale Probleme zu interessieren und sie zu ermutigen, Ver antwortung für sich und die Gesellschaft wieder zu übernehmen. Es gilt, Politik wieder glaubwürdig zu machen. Auf der einen Seite muß gegen mächtige Institutionen angegangen werden, auf der anderen Seite erst das politische Desinteresse weiter Bevölke rungskreise überwunden werden. Die Beiträge im vorliegenden Werk geben die Erfahrungen aus der politischen Arbeit der letzten Jahre wieder und seien wegen ihrer Bedeutsamkeit einzeln angeführt: Erhard Busek „Zurück zur Poli tik", Gerhard Wilflinger „Und die Moral von der Ge schichte?", Reinhold Christian „Eine andere Art von Politik - eine andere Art von Wissenschaft?", Wolf gang Schüssel „Die wahre Größe", Jörg Mauthe „Das Schöne als politische Kategorie", Wolfgang Petrik „Neues Wohnen durch Stadtreparatur", Johan nes Hawlik „Plädoyer für ein neues soziales Ver ständnis", Oskar Wawra „Bürgerverfassung statt Bürgermeisterverfassung", Gerhard Roth „Wann schmelzen endlich die Eisberge?", Alf Krauliz „Ein Pakt mit der Jugend", Peter A. Ulram „Politischer Wandel in Wien 1972 - 1983", und Rudolf Bretschneider „Zeichen - nicht nur an der Wand". Die Begriffe: Ethik, Moral, Verantwortung und soziale Gerechtigkeit sind Vokabel, die in den Auf sätzen immer wiederkehren. Die Erfolge von Pro testaktionen, Bürgerinitiativen und alternativen Gruppen weisen darauf hin, daß der Glaube der Menschen an die Bewältigung der Zukunft durch den augenblicklichen politischen Führungsstil schwindet. Die derzeitige Effizienz demokratischer Einrichtun gen wird von vielen angezweifelt. Die Hoffnung auf eine zukunftsweisende Strategie scheint in zwei ex treme Richtungen zu gehen: Der allgewaltige, allwis sende Führer, dem blindlings zu folgen Sicherheit gibt und eigenes Denken erspart — oder der andere Weg: Die kollektive Führung, die durch das Mitspra cherecht vieler, eine breite Basis an Lösungsmöglich keiten bietet. Die „andere" Art von Politik will den Bürger an der demokratischen Entscheidungsfindung beteili gen. „Die Politik ist auf die Straße gegangen und ver sucht dort den Bürger zu treffen". Die Gedankenanstöße und die daraus resultie renden Erfolge sind vielversprechend. Die Klugheit, Erfahrung und Toleranz der Beteiligten ließ sie viele Hindernisse souverän überwinden. All diese Eigen schaften bewahren sie sicherlich auch vor der ver breiteten Überheblichkeit und Selbstüberschätzung der Erfolgreichen. , Die Fallstudien, zum Teil Analysen der politi schen Situation in Wien, bieten Ansätze, in diesem Sinne zu handeln. Elisabeth Schiffkorn Rupert Gottfried Frieberger: Der Orgelbau in Oberösterreicb im 17. und 18. Jahrhundert unter besonde rer Berücksichtigung bestehender Instrumente. Ein Beitrag zum 200jährigen Jubiläum der Diözese Linz. Innsbruck: Edition Helbling 1984. 452 Seiten. 17 reprographisch wiedergegebene Originaldokumente. 145 Abb. S 495.—.

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