OÖ. Heimatblätter 1984, 38. Jahrgang, Heft 4

Eine markante Wendung nahm das kirchliche Leben zu Ranshofen im Jahre 1125. Bei einer Zusammenkunft des Her zogs Heinrich IX., des Schwarzen - so be nannt, weil er fast immer Mönchsgewand trug — und seiner Gemahlin Wulfhilde mit dem Erzbischof Konrad von Salzburg zu Ranshofen wurde auf dessen Bitte der Be schluß gefaßt, die Weltpriestervereinigung (Kollegiat) in ein Stift für Chorherren nach der Regel des heiligen Augustin um zuwandeln.Nach der Gründungsurkun de vom 30. Juli 1125 - siehe unten - be schenkte der Herzog das Neukloster mit Zehenten am Weilhart, mit Gütern zu Handenberg und an der Enknach, mit der Kirche zu Neukirchen an der Enknach, mit Besitzungen diesseits und jenseits des Inn und selbst der Donau, mit dem herzogli chen Gute zu Braunau und allen Hörigen, mit einer Mühle zu Osternberg. Kirchlich gehörten zum Augustinerstifte die (schon 1115 erwähnte) Kirche St. Michael auf dem Friedhofe zu Ranshofen, die Kirche zu Neukirchen a. d. Enknach, die zu Han denberg, die Filiale (Ranshofens) zu Brau nau und wahrscheinlich auch die 1074 er baute und 1084 vom Bischof Altmann von Passau dem hl. Valentin geweihte Kirche zu Haselbach.26 Die Chorherren kamen vom Domkapitel in Salzburg.^^ Die Ur kunde Herzog Heinrich IX. vom 30. Juli 1125 hat folgenden Wortlaut; In nomine sancte et individue Trinitatis. Notum sit Omnibus fidelibus Christi et nostris tam futuris quam presentibus, quod ego Heinricus divina clemencia Christi Dux Wavarorum tradidi ad altare S. Pancratii martyris invictissimi, cooperante et consentiente Wulfhilda conjuge nostra, in pago Raneshouen omnes decimationes, tam de nemore Wilhart, quam de agris cultis et incolendis, ubique in finibus et in Parrochia hac exquirendis, nec non predia Hantenperch et enchnach ecdesia cum omnibus appendiciis ejus, Prounaw cum omnifamilia, Dornwerch ultra Danubium, mansum unum in Erlach in beneficium cumfamilia, de Itting mansum unum in beneficium, dimidium mansum de Piwurch in benefi cium, tradicione Raffoldi prepositi dimidium mansum in succidio, dimidium man sum in Chrierchhaim, molendinum ad Osterperch, pratum in Enchenach, nec non mancipia in proprietate vel in beneficio a me vel a Preposito sive camerario hactenus retenta, in usurn fratrum Christo famulancium sub regula S. Augustini. Si quis vero, quod non optamus, futuris temporibus contra huius pagine nostre auctoritatem venire temptaverit, vel de supra dictis rebus aliquid invadere vel alienare presumpserit, noverit se eterni cruciatus pena multandum atque pro admisso sacrilegio in cameram regis vel imperatoris sexaginta mancusos aureos persolvat. Actum Raneshoven anno II25. Indictione III. presente Ottone Palatino, Friederico comite de Regenspurch advocato etc. Data Raneshoven in Palacio III. Cal. Augusti per manum Werenhardi notarii.^^ Die Pfalz blieb weiter bestehen und war immer noch das Quartier des Herzogs 25 Guby; S. 216. - J. B. L.: S. 156. - Franz Berger: Klosterniederlassungen im Innviertel. In: Brau nauer Heimatkunde. 17. Heft (1922). S. 21. - Pillwein: Der Innkreis. S. 222. - Lexikon für Theologie und Kirche. 8.Bd. Freiburg 1963. Sp. 991. — Wolfgang Dannerbauer: Hundertjähriger Generalschematismus des geistlichen Personal standes der Diöcese Linz vom Jahre 1785 bis 1885. Linz 1887. S. 518. - Konrad Schiffmann: Die Baugeschichte des Augustiner-Chorher renstiftes Ranshofen. In: Archiv für die Ge schichte der Diözese Linz. V. Jg. Linz 1908.S.IG. 26 J.B. L.: S. 156. 27 Berger: Klosterniederlassungen. S. 22. 28 Fritz: S.429 - 430. - Monumenta boica. Bd. III. S. 314. Nr. V. - Urk. Buch OÖ. II. S. 161. Nr. CVIII.

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