OÖ. Heimatblätter 1984, 38. Jahrgang, Heft 4

Schoppen Wein. Also, das ist die Geschichte von meiner Pariser Reise, an die ich mein Lebtag denken werde, denn all das Schöne und Großartige, das ich in Wirklichkeit in Pa ris und auch sonst in Frankreich gesehen habe, habe ich mit Hungersnot und vielen Stra pazen bezahlen müssen, aber dennoch wird es mir immer eine Erinnerung sein, an der ich meine Freude habe, denn zu Fuß nach Paris zu reisen, ohne daß man die Landessprache kennt, dann der Mangel an den nötigen Mitteln dazu, und sich wochenlang in der Riesen stadt aufzuhalten, ist doch eine nicht so leichte Sache und ich sage es frei heraus, obwohl ich sonst im großen und ganzen gut herauskam, möchte ich doch alles dieses ein zweites mal nicht mehr mitmachen, denn es ist fraglich, oh meine Kollegen, von denen ich ge trennt wurde, so glimpflich drausgekommen sind und ob sie nicht am Ende auf 1 — 2 Mo nate ins Maison de Arret Nazar kamen, obwohl sie ja nichts verbrochen hatten, aber ich war doch Oesterreicher und sie Preußen. Von Münsterol ging ich bis Altkirch, dort blieb ich bei einer Witfrau, die zwei Töchter hatte, übernacht und diese Wirtin erzählte mir vom Kriege sehr viel, wieviel Angst und Schrecken sie ausgestanden hat. Sie sagte, die Franzosen seien am ärgsten ge wesen, die Deutschen forderten wohl am Anfang alles kategorisch, aber sie bezahlten auch alles in Ordnung. Ich ging dann nach Mühlhausen, dort blieb ich in der Judenschule Übernacht. Die Gegend ist schön und gut und ich hekam überall, was ich brauchte. Mühl hausen ist eine schöne Stadt mit vielen Fabriken. Von hier ging ich nach Colmar, dort be kam ich Geld, da habe ich mich wieder ordentlich zusammengerichtet. Ich blieb auf der Bäckerherberge, bei einem fanatischen Franzosen, einem echten Jakobiner, aber es war sehr gut dort. Ich fuhr dann über Breisach nach Freiburg im Breisgau, wo ich ja früher schon war. Nachdem ich erfuhr, daß in Neustadt Arbeit ist, ging ich dorthin, aber der Po sten war schon besetzt, so ging ich nach Rothenbach - Lössingen und Donaueschingen. Die Gegend ist sehr schön und bietet reiche Abwechslung, z.B.die großen Schwarzwäl der, Landgasthäuser und diese kleinen Städtchen und Marktflecken, die sich mitten in dem großen Schwarzwald befinden. In Donaueschingen ging ich in Schloßgarten und zur Donauquelle, welche einen Umfang von 34 Schritten hat, ihr Lauf bis ins Schwarze Meer beträgt 2840 Kilometer. Die Quelle ist sehr schön mit Quadersteinen und Eisengittern gebaut. Von Donaueschingen ging ich nach Geisingen, Messkirch, Krachwis, Tuttlingen, Memgen, Saulgan, Altshausen, Aulndorf, Waldsee und Wurzeth. Von hier ging ich nach Memingen, Mindelheim, Buchlo und Landsberg am Lech, wo ich meinen früheren Rei sekollegen S.Sepp aufsuchte, der mich sehr freundlich aufgenommen hat. Am Neujahrstag 1880 ging ich nach Wahl, von dort über den Rumerkessel über den Lech und nach Roth, da traf ich einen Kollegen, mit dem ich vor drei Jahren zusam mengearbeitet habe. Er war nämlich von Roth. Ich blieb also dort übernacht, wo er mich freihielt. Dann ging ich nach Weilheim und Tölz, da ist es sehr schön, da wäre ich gerne geblieben, aber durch die große Kälte waren viele Werkstätten gesperrt. Ich erfuhr, daß in Miessbach Arbeit sei, ich ging also nach dort, obwohl mich der Fuß sehr schmerzte. Als ich hinkam, war der Platz schon besetzt. So ging ich also aus dem Orte hinaus und wollte ganz in der Nähe übernachten. Ich ging zu einem Bauern, der schickte mich aber zum Nachbarn, weil er keinen Platz habe und die Frau schwerkrank sei. Ich ging also zum Nachbarn, da kam ein Gendarm daher, der schrie schon von weitem, was ich da mache. Ich blieb stehen, denn ich ahnte nichts Böses, auch hatte ich noch genügend Geld. Ich er-

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