OÖ. Heimatblätter 1984, 38. Jahrgang, Heft 4

Von Eupen ging es ins Belgische hinüber. Kaum hat man die Grenze überschrit ten, merkt man auch schon den Unterschied der beiden Länder. Lüttich an der Maas ist eine große und sehr schöne Stadt. Stadtpiatz, Schloß, breite, schöne Straßen und prächti ge Gartenanlagen haben mir einen großen Eindruck gemacht. In Lüttich blieb ich in einer Herberge, wo sehr viele Leute zu der holländischen Fremdenlegion angeworben wurden. An mich wollten sie auch heran, aber ich habe die Kerls gleich abgewiesen. So ging ich dann nach Tonger, St.Trond und Tillemont, da be kommt man sehr gute Stadtgeschenke, in der ersten Stadt habe ich 65 Centimes, in der zweiten 1 Franc, in Löwen 75 ct. bekommen. Diese Städtchen sind alle recht hübsch ge baut, sie haben alle einen großen Marktplatz und die Kirchen haben sehr schöne Glokkenspiele, ähnlich dem Salzburger. Löwen hat ein berühmtes Rathaus, ein Kunstwerk er sten Ranges. Es ist überhaupt eine sehr schöne Stadt. Von hier ging ich nach Brüssel. Die ganze Gegend ist hier hochinteressant, hier findet man überall Denksteine und Denkmä ler vergangener Zeiten. Auch Grund und Boden sind sehr fnichtbar und soviele Herbst und Stoppelrüben, wie ich hier gesehen habe, ist ganz unglaublich. Am Sonntag vormittags bekommt man in den Gasthäusern nichts verabreicht. Das Bier ist hier überall unheimlich schlecht. Brüssel ist eine sehr schöne große Stadt mit ca. 600.000 Einwoh nern, großartigen Straßen und Plätzen mit herrlichen Palästen und Promenaden. Es herrscht ein großer Luxus. Prachtvoll ist das Rathaus. In Brüssel beschlossen wir unser vier Mann nach Paris zu reisen, ein Westfale, ein Hannoveraner, ein Mecklenburger und ich. So gingen wir nach Hai (?), da holten wir uns das Stadtgeschenk von 50 Ct. Das Wetter war schön und warm. Weiter ging es nach Prenlacomt(?), hier bekam jeder ein Francgeschenk. Dann reisten wir nach Möns. Hier war großer Markt und recht viele Leute, Möns ist eine sehr schöne Stadt mit einem gro ßen Stadtplatz und schönem Rathaus. Wir gingen nun bis Zemapie (?), da konnten wir nirgends ein Nachtquartier bekommen. So mußten wir in Regen und Schnee weiter lau fen, was uns sehr schwer ankam, da wir schon sehr ermüdet waren. In Chamson blieben wir Übernacht, dann gingen wir in Valenciennes über die Grenze. Beim Überschreiten der französischen Grenze wurden wir von den Finanzern ganz durchsucht, sogar die Ho sen mußten wir aufmachen und auch den Berliner. In Valenciennes mußten wir uns der gleichen Prozedur unterwerfen. Valenciennes ist eine große Stadt und starke Festung mit schönem großem Marktplatz und Stadthaus. Dann ging es weiter nach Cambrai. Dies ist auch eine Festung. Hier blieben wir auf der Polizei übemacht. Wir wurden in einen Kel ler geführt, wo Holzpritschen und Strohsäcke waren, zu essen bekamen wir nur ein Stück Brot, sonst nichts. Von hier wurde es immer schlechter. In Feronne bekam ein jeder 3 Sous geschenkt. Zum Übernachten war es noch zu früh, so gingen wir weiter und dachten in einem Dorfe zu bleiben. Gegen Abend kamen wir in ein ziemlich großes, neu gebautes Dorf, wir gingen auf die Mairie, aber da kamen wir recht an. Die Bevölkerung war von ei nem geradezu fanatischen Haß auf uns, als sie hörten, daß wir Deutsche seien. Der Ra sendste war der Maire selbst, er rief seinen Hund und stellte sich mit einem derben Stock bewaffnet drohend vor uns auf. Wir gingen also weg. Er lief uns noch nach, wir stellten uns aber ihm entgegen und hätten uns auch zur Wehre gesetzt, aber als er das sah, wich er feige zurück und wir lachten recht zum Hohne. Die Kerls ärgerten sich und diskutierten heftig, wir konnten aber nichts verstehn. So gingen wir bei Sturm und Wind wieder wei-

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