OÖ. Heimatblätter 1984, 38. Jahrgang, Heft 4

Materialien zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte „Erlebnisse eines Wanderburschen 1875 — 1880" Aus dem Nachlaßt herausgegeben von Aldemar Schiffkorn In memoriam Dr. Franz Pfeffer, Begründer der Oberösterreichischen Heimat blätter und erster Leiter des Institutes für Landeskunde. Das nun im Druck veröffentlichte Tagebuch des Ferdinand Leeb, der am 2. Juli 1935 als „Hausbesitzer und Gerbermeister" in Waizenkirchen verstorben ist, schildert dessen ausgedehnte Reisen nach dem Westen und dem Norden unseres Kontinentes. Ferdinand Leeb hat die folgenden Aufzeichnungen im Jahre 1880 in Kematen bei Wels abgeschlossen. Tagebücher stellen eine bedeutende Quelle für Volkskunde, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und andere verwandte Disziplinen dar. Private Notizen von Menschen, die über längere Zeiträume hinweg, alles, was für sie Bedeutung hatte, aufschrieben, ge ben uns Einblick in ihre soziokulturelle Rolle, eingebettet in die jeweilige regionale und zeitliche Situation. Der Tagebuchschreiber selbst wird für die Forschung zur historischen Persönlichkeit. Die wissenschaftliche Forschung wendet sich seit einigen Jahren gezielt diesen Bereichen zu.^ „Bislang waren die von Volkskundlern benutzten historischen Quellen zum einen die Sachzeugnisse selbst, z.B.Häuser, Möbel, Kleidungsstücke oder Gerät. Hinzu kamen die archivalischen Quellen, die allerdings nicht von, sondern über die länd liche Bevölkerung verfaßt wurden, wie Rechnungen, Gerichtsprotokolle, Verordnun gen, demographische Daten oder die Inventarisierung der Habe: sie alle liefern Informa tionen zur Erfassung eines generellen Verhaltens, eines historischen Kulturbildes und seiner Veränderungen."^ Ich ersuche die Eigentümer von alten Tagebüchern, Rechnungsbüchern und Aufzeichnungen über die eigene Wirtschaftsführung — kurzum von privaten Aufzeich1 Frau Tina Pfeffer hat den Oberösterreichischen Heimatblättern die vorliegenden Aufzeichnungen aus dem Nachlaß ihres Mannes, W. Hotrat Dr. Franz Pfeffer, zur Verfügung gestellt, wofür herzlich gedankt werden soll. 2 Als Sammelbezeichnung für diese Bestrebungen könnte „Geschichte von unten" verwendet werden. —Siehe dazu die Arbeiten von Univ.-Prof. Dr. Michael Mitterauer, Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Wien. — Ähnliche Aspekte werden auch in das Konzept zur geplanten Oberösterreichischen Landesausstellung 1987 in Steyr unter der wiss. Leitung von Univ.-Prof. Dr. Rudolf Kropf, Institut für Sozialund Wirtschaftsgeschichte an der Universität Linz, eingebracht. 3 Helmut Ottenjann und Günter Wiegelmann (Hrsg.); Quellen zum Alltag der ländlichen Bevölkerung in Nordwesteuropa. (= Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland. Hrsg. von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen. Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Heft 33.) Münster: F.Coppenrath 1982. Vorwort.

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