OÖ. Heimatblätter 1984, 38. Jahrgang, Heft 4

iius" verfaßt habe.^® Als achter Kandidat werde Msgr. Massaia, der Erzblschof von Stauropolis, genannt.Er hatte jahrzehn telang bei den Gallas in Abessinien ge wirkt. Derzeit spreche man nur von 8 An wärtern, da Leo wegen der kirchenfeindli chen Maßnahmen der französischen Re gierung keinen Franzosen kreieren wol le.Seit dem Tode des französischen Ku rienkardinals Falloux du Coudray^® zähle das Heilige Kolleg nur mehr 6 Franzosen. Mit den Neuernannten werde dann das Kardinalskollegium 63 Mitglieder zählen. Gegen Mitte September wurden die Gerüchte bestätigt, die von einer Ver schiebung des Konsistoriums wissen woll ten. Der Grund dafür war, wie KardinalStaatssekretär Jacobini erklärte, die Cho leraepidemie, die in Süditalien grassierte. Weil aber verschiedene Kandidaten für den Purpur von dort nach Rom kommen mußten, mußte das Konsistorium auf un bestimmte Zeit, wahrscheinlich auf Okto ber, aufgeschoben werden. Wie der österreichische Geschäftsträ ger am 14. September nach Wien berichte te, sei der Termin für das Konsistorium nach Jacobini noch immer nicht definitiv festgelegt.®" Als die Cholera bereits zu er löschen schien, habe es der Papst für 27. Oktober festgesetzt, dabei aber hinzuge fügt, daß er das Konsistorium im Falle der Unmöglichkeit zwischen dem 10. und 15. November abhalten werde. Das Wieder aufleben der Seuche lasse allerdings die sen Tag ziemlich unmöglich erscheinen. Allerdings konnte Seilern dem Außenmi nister gleichzeitig mitteilen, Leo habe be reits am Vortag, also am 13. Oktober, den Nobelgardisten Alfonso Grafen Moroni zum Ehrenkavalier für Gangibauer er nannt. Dieser habe dem Brauche nach dem Fürsterzbischof die Anzeige zu über bringen, daß er im nächsten Konsistorium mit dem Pupur ausgezeichnet werde. Die Überbringer des roten Käppchens verlie ßen ja Rom bekanntlich schon am Tage des Konsistoriums, die päpstlichen Delegaten mit dem roten Birett und dem Ernennungsbreve erst einige Tage später. Schon genauere Informationen konn ten unter dem 24. Oktober gegeben wer den.®^ Der Heilige Stuhl werde bezüglich der Promotion Gangibauers die gleichen Formalitäten wie bisher beobachten. Am Tage des geheimen Konsistoriums werde der als Botschafter fungierende Überbrin25 Michelangelo (Pietro Geremia) Celesia OSB., geb. 13.1.1814 Palermo, 1835 Profeß im Kloster 5. Martino, 1835 Priester, 1850 Abt von Montecassino, 1858 Procurator Generaiis, 1860 Bischof von Patti, 1871 Erzbischof von Neapel, gest. 14. (15.) 4.1904 Palermo. (Ebda. S. 31,434,438.) In der Enzyklika „Humanum genus" vom 20. 4. 1884 hatte Papst Leo Xlll. scharf gegen die Frei maurerei Stellung genommen und die Strafe der Exkommunikation gegen ihre Mitglieder erneu ert. — Vgl.: Oskar Köhler: Die Ausbildung der Katholizismen in der modernen Gesellschaft. In: Handbuch der Kirchengeschichte, Vl/2. Frei burg-Basel-Wien 1973. S.225. 26 Guglieimo (Lorenzo) Massaia OFMCap., geb. 8. 6. 1809 Piovä (Asti), 1846 Bischof von Casius, 1881 Erzbischof von Stauropolis, gest. 6.8.1889 S. Giorgio a Cremano bei Neapel. (Ebda. S. 31, 76, 528; VII, 138.) 27 Trotz der versöhnlichen Haltung des Papstes kam es in Frankreich immer wieder zu kirchenfeindli chen Gesetzen. So wurde erst am 19.7.1884 die „Loi Naquet" über die Ehescheidung angenom men. - Vgl.: Jacques Gadille: Das Scheitern der Aussöhnung der Katholiken mit der Republik in Frankreich. In: Handbuch der Kirchengeschich te. VI/2. S. 102. 28 Frederic de Falloux du Coudray (1815 - 1884), Regens der Cancelleria Apostolica, 1877 Kardi nal, war am 22.6.1884 in Tivoli gestorben. (Hier. Cath. Vlll. S. 22.) 29 Bericht Seilerns an Kälnoky, Rom, 12. 9. 1884, HHStA, Botschafterarchiv III, Fasz. 36, 24 B. 30 Bericht Seilerns an Kälnoky, Rom, 14.10.1884, HHStA, Botschafterarchiv III, Fasz. 36, 28. 31 Bericht Seilerns an Kälnoky, Rom, 24. 10. 1884, HHStA,Botschafterarchiv III, Fasz. 36,29 A -B.

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