OÖ. Heimatblätter 1984, 38. Jahrgang, Heft 4

wies, konterte sein Gegenüber, der Papst habe bei dieser Ernennung erklärt, sie sei ausnahmsweise erfolgt und solle kein Prä judiz schaffen. Darauf entgegnete der Wiener Diplomat, eine derartige Ausnah me könne auch für Österreich-Ungarn ge macht werden, da ja der Purpur für einen griechisch-katholischen Prälaten eigent lich immer als Ausnahme gelten müsse. In seinem Schreiben an den Außenmini ster meinte Paar wohl, Jacobini, der ja ein Freund der Donaumonarchie sei, werde im Sinne Wiens beim Papst wirken, ein Er folg sei jedoch sehr zweifelhaft.^^ Über den Stand des Kardinalskolle giums und über aussichtsreiche Kandida ten informierte Graf Paar Kälnoky am 23., Mai 1884.^3 Dem Schreiben zufolge nahm man in der Ewigen Stadt an, daß die gro ßen Lücken, die der Tod schon im Laufe des Jahres im Kollegium gerissen habe, durch ein Konsistorium wenigstens teil weise aufgefüllt würden. Wahrscheinlich werde es Ende Juni oder Anfang Juli statt finden. Mit den zwei Kardinälen des letz ten Konsistoriums^" zählte das Kardinals kollegium 56 Mitglieder, es waren also 14 Stellen vakant. Beim nächsten Konsisto rium sollten 9 Kandidaten kreiert werden, 3 Kronkandidaten, darunter Gangibauer, und 6 Prälaten der Kurie. Österreich-Un garn werde dann ohne den Kurienkardi nal Franzelin^® 6 Purpurträger^® zählen. Paar hebt hier auch das Bestreben Leo XIII. hervor, den Senat der Kirche zu in ternationalisieren. 35 Italienern stünden jetzt 30 Nichtitaliener gegenüber. Im fol genden führt der Botschafter mögliche Anwärter auf den Purpur an. Zuerst nennt er Msgr. Aloisi-Masella,^^ der als Nuntius in Portugal berechtigte Aussichten hatte. Msgr. Laurenzi^® war einst Generalvikar des Kardinal-Erzbischofs Pecci von Peru gia gewesen. Der Assessore des Heiligen öffiziums besaß daher großen Einfluß auf 11 So hatte z. B. Pius IX. im Konsistorium vom 16.6. 1856 den Erzbischof von Lemberg und Halicz, Michael Lewicki, vom ruthenischen Ritus den Pupur verliehen. (Hier.Cath. VIII. S. 14.) 12 Über die Haltung Jacobinis Österreich gegen über vgl.: Engel-Janosi. S. 218. 13 Schreiben Paars an Kälnoky, Rom, 23. 5. 1884, HHStA, Botschafterarchiv III, Fasz. 36, 14C. 14 Das Konsistorium hatte am 24. 3. 1884 stattge funden. Außer Erzbischof Sanfelice von Neapel hatte dabei auch der Patriarch von Lissabon, Jose Sebastiäo Neto, den Roten Hut erhalten. Neto war erst am 9. 8. 1883 zum Patriarchen ernannt worden. Vgl.Hier.Cath.VIII. S.30,346. 15 Johann Bapt. Franzelin SJ., geb. 15.4. 1816 Aldein, 1834 Jesuit, 1850/1876 Professor an der Gregoriana, 1876 Kardinal, Präfekt der S. Congregatio Indulgentiarum et Reliquiarum, gest. 11. 12. 1886 Rom. Er war ein bedeutender Theolo ge. Vgl.: Hier. Cath. VIII. S. 21. - Max Georg v. Twickel: Johannes B. Franzelin. In: LThK. IV. 1960. S. 272 f. 16 Es waren dies die Kardinäle: Friedrich von Schwarzenberg (1809 - 1885), 1836 Erzbischof von Salzburg, 1850 Erzbischof von Prag, 1842 Kardinal. Vgl. Remigius Ritzler - Primin Sefrin: Hierarchia Catholica Medii et Recentioris Aevi. VII. Patavii MCMLXVIII. S. 32, 330. - Ebda. VIII. S. 8, 468; Friedrich Landgraf von Fürsten berg (1813- 1892), 1853 Erzbischof von Olmütz, 1879 Kardinal (ebda. S. 28, 425); Johann Simor (1813 — 1891), 1857 Bischof von Györ, 1867 Erz bischof von Gran-Esztergom, 1873 Kardinal (Ebda.S. 19, 317, 528); Josef Mihalovits (18141891), 1870 Erzbischof von Zagreb, 1877 Kardi nal (Ebda. S. 22, 600); Ludwig Haynald (1816 - 1891), 1852 Koadjutor von Erdely, 1867 Erzbi schof von Kalocsa-Bacs, 1879 Kardinal (Ebda. S. 28, 215, 300, 561). 17 Gaetano Aloisi-Masella, geb. 30.9. 1826 Pontecorvo, 1877 Erzbischof von Neocaesarea und Nuntius in Bayern, 1879 in Portugal, Kardinal wurde er erst am 7. 6. 1886, gest. 22. 11. 1902 Rom. (Ebda. S. 33, 406.) 18 Carlo Laurenzi, geb. 12. 1. 1821 Perugia, 1843 Priester, 1877 Bischof von Amathus und Weihbi schof von Perugia, 1880 in petto zum Kardinal er nannt, 1882 Assessor der S.Congregatio Inquisitionis; 1885 Secretarius Memorialium, 1889 Kämmerer des Heiligen Kollegs und Präfekt der Ritenkongregation, gest. 2. 11. 1893. (Ebda. S. 30 f., 93.)

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