Jacobini bezüglich des Fürsterzbischofs. Der Kardinal teilte dabei dem Botschafter mit, der Heilige Vater sei äußerst geneigt („dispostissimo"), Gangibauer den Kardi nalshut zu verleihen, die Frage sei nur, wann dies geschehen solle. Als Paar er klärte, dies sei schon im nächsten Konsi storium wünschenswert, brachte Jacobini eine Schwierigkeit vor. Leo XIII. habe nämlich schon für das nächste Konsisto rium, das wahrscheinlich im März stattfin den werde, den Erzbischof von Neapel, Sanfelice,® designiert. Da auch dieser Kir chenfürst Benediktiner sei, würden nun gleichzeitig zwei Mitglieder dieses Ordens in den Senat der Kirche aufgenommen werden, was der Papst aber vermeiden wolle. Die Zurücknahme der Ernennung Sanfelices, die schon lange beschlossen sei, zugunsten Gangibauers wäre mit Schwie rigkeiten verbunden. Sollte der Kaiser aber schon jetzt die Kreation seines Kan didaten wünschen, werde Leo seinem Wunsche entsprechen; sonst werde er dem Fürsterzbischof den Kardinalshut inner halb des Jahres („dentro 1' anno") verlei hen. Man wollte also an der Kurie zwar die Ernennung noch etwas hinauszögern, an derseits aber die Regierung in Wien nicht allzu sehr vergrämen. War man doch gera de hinsichtlich der Beziehungen zum Kö nigreich Italien auf die Unterstützung durch Wien angewiesen. In einem chiffrierten Telegramm vom 17. Jänner wurde dem Botschafter mitge teilt, daß der Monarch die Bedenken Leos durchaus gelten lasse. Der KardinalStaatssekretär konnte sodann dem Grafen Paar von der Befriedigung des Papstes be richten, daß sein Kaiser so rücksichtsvoll auf die päpstlichen Bedenken eingegan gen sei. Im übrigen erschien es dem Bot schafter aus einigen Bemerkungen Leos bei einer der letzten Unterredungen mög lich, daß schon im nächsten Konsistorium die Ernennung Gangibauers erfolgen kön ne. Doch unterließ er diesbezüglich jede Bemerkung, die als direkte Einwirkung hätte aufgefaßt werden können. Er ge dachte sich an seine Weisungen zu halten, ohne jedoch einen spontanen Entschluß des Papstes oder des Kardinal-Staatsse kretärs zu verhindern.^ Im Februar 1884 trug der österreichi sche Botschafter Jacobini ein neues Ersu chen seiner Regierung vor.® Wien wünsch te nämlich den Kardinalspurpur für einen griechisch-katholischen Kirchenfürsten der Monarchie. Wie Paar später unter dem 29. Februar meldete, habe er diese Kardi nalsernennung mit dem Kardinal-Staats sekretär nur als Eventualität und nicht im Hinblick auf eine bestimmte Persönlich keit erörtert.® Jacobini schlug auch sofort das Ersuchen ab. Durch eine derartige Er nennung werde ja das Gleichgewicht der Mächte im Kardinalskollegium gestört. Noch dazu habe ja der Papst erst kürzlich die Kreierung zweier französischer Kan didaten abgelehnt. Als der Vertreter Österreich-Ungarns auf die Kardinalser hebung des Erzbischofs von Polders^" hin6 Guglielmo Sanfelice d' Acquavella, geb. 14. 4. 1834 Aversa, 1855 Profeß im Benediktinerklo ster Cava dei Tirreni, 1857 Priester, 1878 Erzbi schof von Neapel, gest. 3.1.1897 Neapel. (Ebda. S.30, 405.) 7 Schreiben Paars an Kälnoky, Rom, 23. 1. 1884, HHStA, Botschafterarchiv III, Fasz. 36,4. 8 Schreiben Paars an Kälnoky, Rom, 15. 2. 1884, HHStA, Botsehafterarchiv III, Fasz. 36, 7A. 9 Schreiben Paars an Kälnoky, Rom, 29.2. 1884, HHStA, Botschafterarchiv III, Fasz. 36, IC. 10 Louis Frangois Desire Edouard Pie, geb. 26. 9. 1815 Pointgouin, 1839 Priester, später General vikar von Chartres, 1849 Bischof von Poitiers, 1879 Kardinal, gest. 18. 5. 1880 Angouleme. Vgl.: Hier. Cath. VIII. S. 28, 454. Pie hatte sich auf dem I. Vatikanischen Konzil besonders für die Infallibilität des Papstes eingesetzt. Josef Schmidlin: Papstgeschichte der neuesten Zeit. II. München 1934. S. 272 ff.
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