OÖ. Heimatblätter 1984, 38. Jahrgang, Heft 4

Zur Kardinalserhebung von Cölestin Josef Gangibauer 1884 Fürsterzbiscbof von Wien Von P. Benedikt Pitschmann Schon im Jahre 1881 war Cölestin Gangibauer, Abt des Benediktinerstiftes Kremsmünster,^ von Kaiser Franz Josef zum Fürsterzbischof der Haupt- und Resi denzstadt ernannt und von Papst Leo XIII. präkonisiert worden. Allerdings waren der Apostolische Nuntius in Wien und die Ku rie von der Ernennung des Benediktiner abtes nicht gerade begeistert gewesen, doch hatte dann Rom schließlich doch nachgegeben.^ Dennoch blieb man dem neuen Fürsterzbischof gegenüber reser viert. Man vermutete in der Ewigen Stadt, der Regierung in Wien seien solche Kir chenfürsten wie Gangibauer willkommen, „dessen hervorragendster Charakterzug die Schwäche" sei.^ Daher darf es nicht verwundern, daß Gangibauer längere Zeit der Kardinalspurpur vorenthalten wurde, obgleich schon seit seiner Ernennung meh rere Kardinalskreationen stattgefunden hatten.'^ Natürlich unternahm Wien immer wie der Schritte, um dem Oberhirten der Hauptstadt den Roten Hut zu verschaffen. Von diesen Bemühungen im Laufe des Jahres 1884 soll hier nun die Rede sein. Entsprechend einem Auftrage vom 20. Dezember 1883, hatte Botschafter Ludwig Graf Paar anfangs Jänner des fol genden Jahres eine vertrauliche Lfnterredung® mit dem Kardinal-Staatssekretär 1 Josef Gangibauer, geboren am 20. 8. 1817 in Schiedlberg, 1838 Eintritt in das Kloster Krems münster (Fr. Cölestin), 1842 Profeß, 1843 Prie ster, 1843 — 1846 Kaplan in Neuhofen, 1846 - 1875 Professor, 1855 — 1867 Konviktspräfekt, 1867 — 1875 Konviktsdirektor, 1875 Prior und Rentmeister, nach dem Tode des Abtes Augustin Reslhuber( 1875) Administrator, 1876 Abt, 1881 Fürsterzbischof von Wien, 1884 Kardinal, ge storben am 14. 12. 1889 in Wien. Vgl. Altman Kellner: Profeßbuch des Stiftes Kremsmünster. Klagenfurt 1968. S. 476 - 478, wo auch Literatur zitiert wird; ergänzend hiezu: Josef Lenzenweger: Die Ernennung des Abtes Cölestin Gangibauer zum Fürsterzbischof von Wien. In: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs. 12.Cremifanum 777 - 1977. Linz 1977. S. 121 - 144. 2 Ebda. S. 137 ff. 3 Friedrich Engel-Janosi: Österreich und der Vati kan 1846 - 1918. 1. Graz - Wien - Köln 1958. S.276. 4 Die vierte Kreation am 27.3.1882, die fünfte am 25. 9. 1882. Vgl.: Remigius Ritzler— Pirmin Sefrin: Hierarchia Catholica Medii et Recentioris Aevi. Vlll. Patavii MCMLXXIX. S. 29 f. 5 Paar an Außenminister Kälnoky, Rom, 12. 1. 1884, HHStA, Botschafterarchiv III, Fasz. 36,2. - Ludwig Graf Paar (1817 - 1893) war 1873 - 1888 österreichischer Botschafter beim Vatikan. Gustav Graf Kälnoky von Köröspatak (1832 - 1898) bekleidete 1881 — 1895 das Amt des Au ßenministers Österreich-Ungarns. - Ludovico Jacobini, geb. 6.1.1832 Genazano, 1854 Priester, Subsecretarius beim Vatikanischen Konzil, 1874 Erzbischof von Thessalonich, 1874 - 1879 Nun tius am Kaiserhof, 1879 Kardinal, 1880 - 1887 Kardinal-Staatssekretär, gest. 27. 2. 1887 Rom. Vgl.: Hier.Cath. VIIl. 8.29, 550.

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