OÖ. Heimatblätter 1984, 38. Jahrgang, Heft 4

tergraben Willens war, Gott und die Religion nothwendig fremd sein müssen, so vermehrte er sein Verbrechen noch mit dem Selbstmorde, indem er sich in seinem Arreste mit einem Schnupftuche aufhenkte, und solcher Gestalt der Strafe, welche die Gesetze Verbrechern der Art ausmessen, zu entgehen hoffte. Er ist ihr aber nicht entgangen; das Kriegsrecht hat gesprochen, und er henkt an dem Pfahl, an den er bestimmt war, zum erspiegelnden Ab scheufür alle Ruhestöhrer, und zum Trost aller guten Bürger, welche in der gerechten Be strafung solcher Böswichter Sicherheit für ihre Person und ihr Eigenthum finden, und das Glück fühlen, in einem Staate zu leben, wo Ordnung und Gesetze herrschen.'*^ Gilowsky wurde als Wiener Jakobiner zum Tode verurteilt, erhängte sich aber vor der Vollstrekkung des Urteils in seiner Zelle. Trotz solcher abschreckender Maßnahmen sickerten die Ideen der Französischen Revolution in das Land ein und fanden dort fruchtbaren Boden. Vielleicht waren verein zelt auch Emissäre in Aktion, da sich zum Beispiel im benachbarten Bistum Passau Leute eingeschlichen und den „Irrwahn der Freiheitszucht" gepredigt hätten."^ Franz Seraph Spann, ein Literat, der 1754 in Wien geboren wurde und seine Erziehung im dortigen Theresianum genoß, studierte Rechtswissenschaften und bekam dann eine Stelle als Gubernialrat in Freiburg im Breisgau. Wegen seiner zynischen Art und freien Ansichten überwarf er sich mit den übrigen Räten, so daß er schließlich aus dem Dienst entlassen wurde. Die Eingaben, die Spann an die höheren Behörden und an den Thron richtete, blieben erfolglos. Aus der Korrespondenz geht hervor, daß sein Verhalten eine „ganz au ßerordentliche Überspannung und Unvorsichtigkeit" zeigte: so erschien er zum Beispiel bei einem offiziösen Requiem gelegentlich des Todes eines Mitglieds des Kaiserhauses, „dem alle Räthe in schwarzer Trauerkleidung beiwohnten, in einem scharlachrothen Kleide, wie man sie damahls in Paris trug.""® Nach seiner Dienstentlassung ging er nach Linz zu seinem Bruder. Dort schwärmte er gleichfalls von den Ereignissen in Frankreich. Zunächst brachte man ihm aufgrund seiner Entlassung in Waldshut - die er als Intrige hinstellte — eher Mitleid entgegen, bis er im Rahmen einer Einladung im Hause des Re gierungspräsidenten, Grafen Rottenhan, ganz offen für die Revolution eintrat, so daß sich einige Gäste mit Entsetzen von ihm abwandten. Da ein weiterer Aufenthalt bei sei nem Bruder in Linz dadurch unmöglich wurde, ging er nach Wien, wo er ebenfalls revo lutionsfreundliche Ideen äußerte, die schließlich zu seiner Verhaftung führten."® Die Untersuchungsakten liegen heute im Allgemeinen Verwaltungsarchiv Wien.®" Sie ent halten u. a. eine allerhöchste Note über die Staatsgefangenen, in der Spanns Inhaftierung 46 Beschreibung auf Gilofski's Tod. Den 10. September 1794 (Flugblattdruck), Stadtbibliothek Wien. — Vgl. auch Alfred Körner (Hrsg.): Die Wiener Jakobiner (= Deutsche revolutionäre Demokraten 3). Stuttgart 1972. S. 186. 47 OÖLA, Landesregierung, P.P.Sch.54, Polizei 1793. - Sturmberger: Der Weg zum Verfassungsstaat. S. 16. 48 Zu Spaun vgl. bes. die Familienchronik in OÖLA, Kopienarchiv (1788 - 1865), Spaun-Chronik 1, Hs.Nr. 102, 11 ff.— Weiters auch7. Anton Ritter von Spaun. In: Jahrbuch des oberösterreichischen Mu sealvereins. 85 (1933). S.3 ff., 7. — Hans Sturmberger: Anton von Spaun und der Geist des Barockzeitalters. In: Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereins. 98 (1953). S. 113 ff., hier 114. —Schmidt: Kunstchro nik. Bd. 2. S. 200 ff. Bd. 3. S. 353. 49 OÖLA, Kopienarchiv (1788 - 1865), Spaun-Chronik 1, Hs.Nr. 102, 12 ff. 50 AVA, Pergen Akten Vll/1, H 1 - 4; VII/9, H 2.

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