OÖ. Heimatblätter 1984, 38. Jahrgang, Heft 4

meines Orts hierauf aufmerksam zu machen und Ihnen diejenige Tätigkeit anzuempfeh len, welche die gegenwärtige Zeitumstände so nöthig machen, und mehr als je die Polizey zur ununterbrochenen Wachsamkeit auf alles, was immer im Publikum vorgehet, auffor dern".Im Jahre 1794 erstattete der schon erwähnte Zensuraktuar Cremeri die Anzei ge, daß durch Ulmer Schiffsleute eine Kiste mit Büchern nach Oberösterreich gelangt sei, die - laut beigefügtem Schreiben an eine Linzer Buchhandlung - für den Handels mann Landesfürst in Krems bestimmt war und einige Revolutionsschriften enthielt. Cre meri äußerte in seinem Bericht die Vermutung, daß es dort mehrere Freiheitsschwärmer und Revolutionäre geben müsse, da seinen Informationen nach schon öfters solche Bü cher nach Krems gelangten, die jedoch für Polen bestimmt waren."»" Im selben Jahr wur de auch die „Warschauer Zeitung für Pohlens freye Bürger" verboten."» Weitere Meldungen aus Passau und Linz betrafen die Zensur und bezogen sich auf Enns, wo in einer Kaserne französische Kriegsgefangene die Vorschriften nicht be achtet hätten und eine Gemeinschaft mit den übrigen Mitgliedern der Kaserne eingegan gen wären.Am 19. November 1794 meldete der kaiserliche Reichshofrats-Agent Pilgramm dem oberösterreichischen Regierungspräsidenten Auersperg, daß in Linz der fürstlich-passauische Hofbibliothekar-Adjunkt Ignaz Schmid während seiner Reise an das kaiserliche Hoflager angehalten wurde, da er verbotene Bücher und Schriften bei sich führe. Seine Bagage kam auf die Maut, die beschlagnahmten Bücher wurden der Zensur übergeben und von dieser dann zurückgestellt. Die Brieftasche unterzog der Po lizeidirektor einer genauen Durchsuchung, der dann Dekrete und verschiedene Briefe an sich nahm. Schmid mußte insgesamt neun Tage auf die Antwort warten, bis ihm die Polizei die Verordnung der Polizeihofstelle in Wien eröffnete, die verfügte, daß „er so gleich die k.k. Staaten verlassen solle, und man ihm zu dessen sicherer Befolgung auf sei ne eigene Kosten einen Polizey-Diener mitgeben werde, welches dann auch am lö.October geschah"."" Wie Schmid wurden schließlich auch die Professoren Schuhbauer, Lenz, Hunger und Mihlbiller außer Landes verwiesen."" Zur Abschreckung der Bevölkerung wurde in Oberösterreich auch die „Be schreibung auf Gilofski's Tod" vom 10. September 1794 verbreitet:"® Liebe Mitbürger! Der Mann, welcher den IQten dieses vor dem Stubenthore nach Kriegsrecht aufgehenkt worden ist, hieß Gilofski. Er kam als Fremdling nach Wien; der Staat gab ihm Schutz und Brod; er konnte ruhig und glücklich leben; allein schwarzer Undank befleckte seine Seele; er wurde von dem Staate, der ihn so liebevoll aufgenommen hatte, zum Verräther, und an seinen guten Mitbürgern, deren Ruhe er Stohren wollte, zum Verbrecher. Zeitlich genug entdeckte man dieses Menschen böses Vorhaben; er wurde eingezogen und untersucht; er fühlte gar bald, daß die schwere Hand der Gerechtigkeit ihn ergreiffen werde; und da ei nem Menschen, der so vermessen die Ruhe und die Glückseligkeit seiner Mitbürger zu un39 OÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 54, Polizei 1793, fol. 57. 40 OÖLA, Landesregierung, P.P.Sch.54, Polizei 1794, fol.270 f. (in der Beilage eine Liste der Bücher). 41 OÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 54, Polizei 1794, fol. 284 f. 42 ÖÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 54, Polizei 1794, fol. 289 f. 43 ÖÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 54, Polizei 1794, fol. 327 f. 44 Ebda. 45 ÖÖLA, Flugschriftensammlung, HS. 18, Sammelband 1793 - 1815, 1/6.

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