OÖ. Heimatblätter 1984, 38. Jahrgang, Heft 4

Ausweisung des französischen Kammerdieners des Linzer Bischofs, Le Roi, der staats feindliche Reden hielt: „Zufolge hohen Presidialdekret dd 9t praes. 10t Hornung, wurde dem bey hiesigen Herrn Bischof als Kamer Diener bedienst gewesenen Mercy le Roy . . . der Auftrag gemachet, binnen 24. Stunden die Stadt Linz, und binnen 3 Tagen das Land bey Vermeidung ernsthafteren Maaßregeln zu räumen".Publizistisch wurden die Ideen der Revolution durch das der Zensur eingereichte, heute aber leider nicht mehr auffindbare Manuskript eines unbekannten Autors mit dem Titel „Offenherziges Ge spräch eines Jakobiners"^^ verbreitet. Bei Buchhändlern und Buchbindern veranlaßte die Polizei insgeheime Nachforschungen und Hausdurchsuchungen nach dem berüchtig ten „Taschenbuch der Franken".Im Bericht des Regierungskonzipisten und Zensurak tuars in Linz, Anton Cremeri, der zuerst Schauspieler, dann in Linz Journalist und Bü cherzensor war und am Lyzeum politische Wissenschaften sowie Philosophie studierte, fand sich u. a. der Hinweis auf ein „Gespräch zwischen einem Jakobiner von Paris und ei nem biederen Deutschen", das der Zensur vorlag, und ein Vermerk, daß Blumauers „travestierte Aeneis" bei den Buchhändlern nicht aufgefunden werden konnte.Von den Zeitungen wurden der „Straßburger Courier" und die Einfuhr der „Mainzer Zei tung" verboten.®® Eine gewisse Gefahr stellte auch die in Augsburg erscheinende „Maschenbairische Zeitung" dar, die durch ihre revolutionsfreundliche Schreibweise auffiel und sich in Oberösterreich im Jahre 1783 immer stärker zu verbreiten begann: „Die In formationen der Linzer Polizeidirektion konnten nur auf zufällige Beobachtungen auf bauen und waren daher sicherlich unvollständig. Wenn sie daher in Frankenmarkt vier Exemplare, in Steyr fünf und in Enns wiederum vier Exemplare feststellte, so läßt sich vermuten, daß die tatsächliche Verbreitung dieser Zeitung wesentlich größer gewesen ist".®^ Graf Seeau in Helfenberg, der Bezieher dieses Blattes war, erhielt vom Landes präsidium eine Mahnung, die Zeitung von den Hausleuten fernzuhalten, während der Propst von St. Florian die Landesregierung darauf aufmerksam machte, daß auch die Pfarre zu St. Florian und zu Ansfelden zum Bezieherkreis dieser Zeitung gehörten.®® Ende Februar 1793 erinnerte Polizeiminister Pergen, dessen Noten und Weisun gen auch in den folgenden Monaten nicht abbrachen, Graf Auersperg, daß ein Patent den galizischen und polnischen Republikanern, die sich in den k.k.Erblanden aufhielten, Be strebungen gegen die Wiederherstellung der alten polnischen Verfassung strengstens un tersagte und, da „dieser Seiner Majestät so sehr am Herzen liegende Gegenstand vorzüg lich in den Wirkungskreis der Polizey gehöret; so säume ich nicht Eure Excellenz auch 32 OÖLA, Landesregierung, P.P. Sch, 54, Polizei 1793, fol. 60. 33 OÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 29, 50, Bücher und Zensur 1793 (meine diesbezüglichen Nachfor schungen blieben leider ergebnislos). 34 OÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 29, Zensur, 1798. 35 Über Cremeri vlg.Schmidt: Kunstchronik. S.276 f.-Nun auch Manfred Brandl: Benedikt Dominik Anton Cremeri (1752 — 1795). Zensuraktuar, Theatermann und Populäraufklärer in Linz. In: Historisches Jahr buch der Stadt Linz 1978 (1979). S. 147 ff.; s. weiters auch OÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 29, Bücher und Zensur, 1793. 36 ÖÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 29, Bücher und Zensur, 1793. 37 ÖÖLA, Landesregierung, P.P. 1793,7/10; ebda., Sch.29, Bücher und Zensur 1793,fol.47.-Sturmberger: Der Weg zum Verfassungsstaat. S. 16. 38 ÖÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 29, Bücher und Zensur, 1793.

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