OÖ. Heimatblätter 1984, 38. Jahrgang, Heft 4

heftigen Beschwerden über den aggressiven Landrat Anlaß gab. Eybel wollte sogar auf grund brieflicher Äußerungen der Logenführung die Linzer Bauhütte mit Polizeigewalt ausheben lassen, was jedoch am Widerstand des Landeshauptmanns, Grafen Thürheim, scheiterte. Diese Aktivitäten Eybels dürften aber weniger der Polizeihofstelle in Wien als vielmehr ihm selbst entsprungen sein, da wir keinen einzigen Hinweis auf einen Zu sammenhang mit Pergen besitzen.2" Besondere Aufmerksamkeit schenkten die Behörden auch - da sie revolutionäre Ideen verbreiten konnten — den Emigranten, die in das Land kamen, wie zum Beispiel 1793 dem ehemaligen französischen Minister Grafen de la Luzerne und drei anderen neu angekommenen Franzosen in Linz. Im Jahre 1798 sollen in ganz Oberösterreich insge samt 30 Emigranten gelebt haben und sieben französische Geistliche mit Jugenderzie hung beschäftigt gewesen sein.^s im März 1793 wurde über Befehl Pergens dem französi schen Emigranten Comte de la Prade, der sich zu diesem Zeitpunkt schon in Linz auf hielt, der Eintrittpaß mit dem Hinweis verweigert, daß „derselbe ohne weiterem auf die Grenzen zurückgewiesen, und aus den Erblanden abgeschaft werden solP'.^e Graf Auersperg gab darüber hinaus in Oberösterreich bekannt, daß „keinem französischen Aus wanderer der Eintritt in die Erblande gestattet werden solle, wenn er nicht von der gehei men Haupt- und Staatskanzley einen Paß aufzuweisen vermag", wobei diese Verfügung vor allem für die k. k. Haupteinbruchs- und Grenzzollämter gedacht war.^^ In einem Be richt vom Jahr 1793 an das Landespräsidium in Linz heißt es in diesem Zusammenhang u. a., daß in Braunau und Schärding von Zeit zu Zeit Franzosen über die Grenze kommen und sich für vertriebene Aristokraten ausgeben, die nach Wien Weiterreisen möchten. „Indessen", schlägt der nichtgenannte Schreiber vor, „ist allezeit das sicherste Mittel, die Zurückweisung an der Gränze, um das Land von Müssiggängern und Bettlern zu befreyen".^® Im Februar 1793 sandte Pergen eine neuerliche Note an Auersperg, die dies mal genaue Weisungen hinsichtlich des Verhaltens Fremden und Auswanderern gegen über enthielt. Von nun an durfte der Aufenthalt in der Hauptstadt nur mehr jenen Fran zosen gestattet werden, die ein positives Zeugnis über ihre „gute Denkungsart", ihren „moralischen Karakter", und eine sichere Bürgschaft über ihren Lebensunterhalt vor weisen konnten, um dem Staat nicht zur Last zu fallen; allen anderen Franzosen sollte der Aufenthalt verboten werden. Daß unter den Emigranten, zu denen auch der Erzbischof von Cambrai, Prinz Ferdinand von Rohan, zählte,®" gelegentlich positive Äußerungen über die Französische Revolution gemacht wurden, beweisen der Fall des Schauspielers Frangois Blachon, ge gen den wegen verdächtiger Reden eine Untersuchung lief,®^ und die Entlassung sowie 24 Sturmberger: Zwischen Barock und Romantik. S. 178. - Sturmberger: Die Anfänge der Freimaurerei in Linz. S. 102 ff. 25 OÖLA, Landesregierung, P.P.Sch.54, Polizei 1793. - Vgl. auch Sturmberger: Der Weg zum Verfassungs staat. S. 15. 26 OÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 54, Polizei 1793, fol. 8. 27 OÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 54, Polizei 1793, fol. 16 f. 28 ÖÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 54, Polizei 1793, fol. 24 f. 29 ÖÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 54, Polizei 1793, fol. 40 f. 30 ÖÖLA, Landesregierung, P.P. 1798, Zensur, Sch. 29. 31 OÖLA, Landesregierung, P.P. Sch. 54, Polizei 1794.-Vgl. auch Sturmberger: Der Weg zum Verfassungs staat. S. 15.

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