reren Papieren gesehen habe. Ihr Verhalten sei so verdächtig gewesen, daß man sie in Schärding als Jakobiner bezeichnet hätte.Durch solche Meldungen wurde natürlich das Mißtrauen der Polizei noch weiter verstärkt, so daß Graf Sauer im gleichen Monat dem oberösterreichischen Regierungspräsidenten, Graf Auersperg, auftrug, Nachfor schungen über den Aufenthalt des in Wien inhaftierten Franzosen Philipp Joseph Farez bezüglich seines früheren Aufenthalts in Linz anzustellen. Farez war, wie aus der Per sonsbeschreibung hervorgeht, zu diesem Zeitpunkt etwa 40 Jahre alt, aus Lille gebürtig und von Beruf Modehändler.Mitte Jänner 1793 erteilte Graf Pergen Auersperg ver schiedene Weisungen, ihm von Zeit zu Zeit Berichte über den Aufenthalt verdächtiger Fremder, über die Zusammenkünfte geheimer Gesellschaften und über die Stimmung im Volke einzusenden.20 Auf ein weiteres Schreiben Pergens von Ende Jänner antwortete Auersperg Anfang Februar, daß die Flinrichtung des Königs von Frankreich in ganz Oberösterreich Ablehnung und Bestürzung hervorgerufen habe und der Wunsch laut ge worden sei, die Bewohner Frankreichs für diese Untat zu bestrafen.21 Einige Zeit später berichtete er nach Wien, daß sich im Land ob der Enns kein einziger Republikaner und Anhänger der Französischen Revolution aufhalte.22 Obwohl Auersperg mit seiner Auffassung, daß der Großteil der Bevölkerung Oberösterreichs die Hinrichtung des Königs von Frankreich ablehnte, wahrscheinlich recht hatte, traf die zweite Feststellung sicher nicht zu, da wir aus den Polizeiakten wis sen, daß die Ideen der Revolution auch im Lande ob der Enns Verbreitung und Reso nanz fanden. Die Polizei ließ zwar die Volksstimmung genau prüfen und die zahlreichen Weisungen Pergens an Auersperg hatten die Verhinderung des Eindringens revolutionä rer Ideen und die scharfe Handhabung der Zensur zum Inhalt, doch kam es trotz solcher Vorsichtsmaßnahmen vereinzelt zu Sympathieäußerungen über die Ereignisse in Frank reich. Im Jahre 1793 löste sich die Freimaurerloge „Zu den sieben Weisen im Orient" von Linz, die 1783 gegründet wurde und zu deren geistigen Urhebern und Stiftern Major Karl Graf Auersperg, Oberstleutnant Fürst Heinrich XIV. Reuß, der Professor am Linzer Lyzeum, Anton Scharf, und der Landschaftsbereiter Jakob Schneider zählten, auf, nachdem vorher Polizeiminister Pergen dem Regierungspräsidenten von Oberösterreich, Grafen Auersperg, mitgeteilt hatte, daß der Kaiser den Wunsch zum Ausdruck ge bracht habe, „die Linzer Loge möge dem Beispiel der Wiener Loge folgen und bis zum Eintritt ruhiger Zeiten ihre Tätigkeit einstellen".22 Diese Auflösung kam den Bestrebun gen des Polizeiministers sehr entgegen, da er in den geheimen Verbindungen ein gefähr liches Mittel zur gesellschaftlichen Nivellierung sah. Der schon zu Beginn dieses Ab schnittes erwähnte Eybel hatte als Mitglied der Wiener Loge „Zur wahren Eintracht" in Linz kurze Zeit einen erbitterten Kampf gegen die Linzer Freimaurer geführt, was zu 18 OÖLA, Landesregierung, P. Sch. 54, Polizei 1793, fol. 3 f. 19 OÖLA, Landesregierung, P. Sch. 54, Polizei 1793, fol. 25; Antwort von Auersperg, ebda., fol. 29 f.; Per sonsbeschreibung von Farez, ebda., fol. 28. 20 Ebda., fol. 34 f. 21 Ebda.; Auersperg an Pergen, 5. 2. 1793, ebda., P. Sch. 54, Polizei 1793, 7/9. 22 Ebda., fol. 76. 23 Vgl. dazu Hans Sturmberger: Die Anfänge der Freimaurerei in Linz. In: Jahrbuch der Stadt Linz 1955. S. 99 ff. (bes. 100).
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