Gigantomanie handelt, welche in den monsterarti gen Betonklötzen durchaus kein menschenwürdiges Wohngefühl aufkommen läßt. Es hat den Anschein, als würden diese scheußlichen, architektonisch le diglich auf Funktionalität ausgerichteten Ungetüme, den Denkmalkult des vorigen Jahrhunderts ablösen wollen. Hier wäre es höchste Zeit, daß auf mahnende Stimmen (Hans Sedlmayer; Stadt ohne Landschaft) gehört wird und die Bestrebungen der „Heimatpfle ge" (denn nicht nur Brauchtum, Sitte,und Tracht ge hören dazu) zu unterstützen. Das landschaftlich inte grierte Bauen müßte ein besonderes Anliegen des Bautenministeriums und der Bauabteilungen der Landesregierungen sein." Die oft in Baudingen we nig vorgebildeten Bürgermeister sollten immer wie der zu Schulungen eingeladen werden und bei be sonders krassen Vergehen müßte einfach eine über geordnete Stelle eingreifen. Bei den kleinsten Ver gehen gibt es im öffentlichen Leben drakonische Maßnahmen (Strafen), nur auf dem Gebiet der Ästhetik herrscht Narrenfreiheit, da darf jeder nach seinem Gutdünken verfahren und Korruption und Proporz feiern profitgierige Urständ. Von den Städten möchte ich gar nicht reden. Wien steht hier, was die Hervorbringung von städtebauli chen Monströsitäten angeht, wohl an erster Stelle der meistaufgeführten Häßlichkeiten vonBauten, die mit einem Heimatgefühl überhaupt nichts mehr zu tun haben, und von ausländischen Industriebauten und Bürohäusern auf Wohnbauten übertragen wurden. Daß dieser Bazillus von denStädten auf ländliche Ge genden übergreift und dort eine ähnliche Epidemie von Scheußlichkeiten hervorruft, ist sehr bedauer lich, wo doch alte Bauernhäuser beispielhaft für landschafts-integriertes Bauen stehen. Man muß nicht mit aller Macht modernen Trends nachäffen, um sich den Anschein des „Insiders" zu geben. Vielfach wur de bereits bereut, was an solchen Ungetümen gesün digt wurde, nicht zuletzt auf die Beschwerden der Menschen hin, die in diesen ungesunden Wohnun gen leben müssen. Es ist noch immer nicht selbstver ständlich, daß ein Baugrund vor dem Aufführen ei nes Wohnhauses nach Wasseradern und Magnetfel dern abgesucht wird, obwohl durch Unkenntnis in diesen Dingen viel körperlicher und seelischer Scha den bei den Bewohnern angerichtet werden kann. Die Beziehung zum natürlichen Leben — wie sie uns viele Tiere vorführen, die Wasseradern meiden-ha ben diese Herren, die für solche Projekte verant wortlich sind, anscheinend bereits weitgehend verlo ren. Eine Besinnung auf die unmittelbare Naturver bundenheit — wie sie zum Teil der Bauer auf dem Feld noch hat — wäre ein Gebot der Stunde. Nicht lange mehr kann der Mensch mit den kostbaren Gü tern, die ihm die Natur in Fülle bietet, Raubbau trei ben. Das Bewußtsein, Heimat zu haben und ihr zuzugehören, ist kein leeres Wortgetüm, sondern not wendige Integration in den eigenen Lebensraum. Dies aufgezeigt zu haben ist auch mit ein Verdienst des Malers Karl Hayd, dessen Bilder der unver fälschten Natur Mahner sein sollten. ^ Bereits 1978 lud deshalb der Kulturreferent der Oberösterrei chischen Landesregierung, Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck, alle, die im Planungs- und Baugeschehen Verantwortung tragen, zum 1. „Architektur-Symposion" nach Bad Ischl. Das Tagungsthema lautete richtungweisend und beispielgebend für viele; „Planen und Bauen - ein kulturelles Anliegen. Zum gegenwärtigen Stand der Baugesinnung, Zielsetzungen für eine künftige Baukultur". Vgl. dazu die gleichnamige Publikation (Hrsg. Amt der oö. Lan desregierung, Abt. Kultur. Linz 1979. 89 Seiten), die die damals gehaltenen Referate der zehn in- und ausländischen Architek ten enthält. Seit 1978 verleiht auch das Land Oberösterreich jährlich „Lan deskulturpreise für Architektur", bei deren Stiftung die o. a. Zielsetzungen Pate standen. Diese oberösterreichischen Architektur-Initiativen fanden bun desweite Beachtung. (Anm. d. Red.)
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