OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

ans £tn^ nn) 0t)etöl!ertej(i). Sinj, 28. Dctober 1889. § au§ tängft ent|c^tDuitbener geit. ®uS S'Jeu^ fetbcn toirb un§ unter bem 26. b. SR. beliebtet: Sorigi SBod^e flieng ^iet baS (Serüe^, bQ| in bet Drtitqoft 3Rab*> bof, ipfarte Stltenfelben, ein untetirbi(c^er@anB bloägelegt Korben fei. <Si fanb fit^ eine (SefeEic^ft in Steac reiben, bie jie^ gejtem ber SDlilö« unterjog, biefen intereffoute« gunb näber tu bcfiebtigen. 3{n Drt unD ©teile erfuhr *10% ba6 eingitgo^f' fraglicher ©teile burchtrat. S)ie(elb« Kurbe erKeitert, neugierige Jlnaben Karen bie erften, bie fonben, ba§ ein längerer untenrbif^er SBeg oothanben fei. SBir fliegen auf einer Seiler burch bie Deffnung, beiläufig brei fWeter ti^, fonben einen fübliih führenben ©tollen in ©anbftetB gehauen, bei trier iUlcter lang, über einen iKeter h^c^r einen OTeter breit. 0m @nbe biefeä ©toEenä ifl eine runbe Deffnung, mit fünfjig (Zentimeter Surchmeffet, fenfrecht abmärts gehenb, jKei iDleter tief. sßon hier aus führt öftlich ein jKeiter ©tollen oon etKaS gril&eren ®imenfionen (jehn SKeter lang), on beffen linter Seite ftch eine nif^enförmige SrKeiterung, erinnemb on gothifche Bauart, befintet. üaft gegenüber }Ketgt em »euerer ©tollen oon einigen ®letem Sänge rechts ab, ber an feinem Cnbe Kieber eine aber engere Deffnung ho', neuerbingS einen ®ang auffchliehenb; boch ba in biefem Sange fein Sicht mehr brannte unb bie Suft faum mehr athembar Kar, fo muhte man oon Kciterer gorfchung Mbftanb nehmen. Der mittlere ©tollen fcheint fich noch toeiter fortjufehen, boch ift er berfchüttet. ©roheS gntereffe gcKinnt bie ganäc ©ache baburch, bah "löi i" ber nächften Slöhc eine heibnifch'^ Dpferhätte gefunben ju baben Kähnt, Ko befonberS ber SRingKaH noih gut erhalten ift utfb Bertiefungen für ben Dpferftein er« im Mittelalter unmöglich sei, führt er eben den Man gel, ja das völlige Fehlen von Urkunden, Dokumen ten, sogar von irgendwelchen Hinweisen und Erwäh nungen an. Statt dessen zitiert er Ovid, Tacitus und Plinius als Zeugen für die Nutzung von Höhlen im „alten Germanien". Heute herrscht die Ansicht, daß die ältesten Erd ställe frühestens zur Zeit der bayrischen Landnahme entstanden, also vielleicht schon zwischen 500 bis 800 n. Chr., eher aber gegen das Ende dieses Zeit raumes. Obwohl in dieser zeitlichen Festlegung des Be ginns der „Erdstallzeit in Mitteleuropa" sehr viel Unsicherheit enthalten ist, kann doch als weitgehend gesichert gelten, daß Erdställe im Zuge der bayri schen Besiedelung entstanden. fic^lli^ finb ßKcd biefer ßdl'n ifh gai^männcr auf bitfen »ntereffanten gunb aufmcrtfam ju machen, ^err S'art 2 u g= mogr, fjraftifc^er Krjt in Slcufefben, ift }ur ©rl^eilung «Der bif«f6Digen HuSfünfte gerne bereit. Zu den älteren Quellen über die Entdeckung von Erdstäl len gehören die Tageszeitungen. Als Beispiel zwei Berichte der „Linzer Tagespost" von 1866 und 1889. (Archiv OÖN) 4. Allgemeines 4. 1. Der Name „Erdstall" Die heutige Bedeutung des Wortes „Stall" als Bauwerk zur Unterbringung von Tieren hat nichts mit dem Erdstall zu tun. Hier bedeutet Stall nur „Stelle, Platz, Ort". Im benachbarten Bayern, dessen nordöstlicher Teil sich eines ähnlichen Reichtums an Erdställen wie Oberösterreich erfreut, hat sich die ser Name wohl erst in unserem Jahrhundert einge bürgert. Bis heute heißen die künstlichen Höhlen im Volksmund dort „Zwergenloch" oder, mit gleicher Bedeutung, „Schrazelloch". Die Ableitung des Namens vom bergmännischen Begriff „Stollen" ist nicht beweisbar, obwohl, bau technisch gesehen, der Quersehnitt vieler Erdstall gänge eine verblüffende Ähnlichkeit mit denen vor geschichtlicher Bergwerksstollen hat. 4. 2. Alter und Entstehungszeit Karner versucht nachzuweisen, daß die meisten von ihm erforschten Erdställe in die „vorhistorische oder wenigstens in den Beginn der historischen Zeit" zurückreichen. Als Nachweis, daß eine Entstehung c?; \ • Rohrbach • • f Erdställe im politischen Bezirk Rohrbach Die Karte zeigt die bis um das Jahr 1000 n. Chr. von Süden her erreichte Besiedlungsgrenze mit einer Strichlinie, die Besiedlungsgrenze um 1200 mit einer Strichpunktlinie. In den nördlich davon liegenden, erst später besiedelten Ge bieten gibt es nur noch wenige Erdställe. Es kann mit hoher Sicherheit angenommen werden, daß der Bau von Erdstäl len mit dem 12. Jahrhundert zu Ende ging, wenn man Hof stelle, aber auch Kirche oder Burg als zumindest zeitgleiche oder spätere Bauten zu den darunter liegenden Erdställen betrachtet. Eine Karte des Bezirks Rohrbach, der wohl zu den am spätesten besiedelten Gebieten Oberöster reichs gehört, zeigt uns das Ende der Erdstallzeit. In der letzten Besiedlungsphase, nach 1200, entstanden keine Erdställe mehr. Die wenigen Vorkommen au ßerhalb dieses späten Siedlungsgebietes liegen in

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