OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

Landschaftskunst und Heimatbegriff bei Karl Hayd Von Fritz Feichtinger Karl Hayd, Foto: Wunderlich, Linz 1936. Gegen Ende des Jubiläumsjahres zum 100. Ge burtstag des Linzer Malers Karl Hayd sei nochmals auf diesen Künstler hingewiesen, dessen Bedeutung in einer Flut von Modernismen, Pseudokunst und Dilettantismus noch immer nicht richtig erkannt wurde. In diesem Beitrag soll der Landschaftsmaler Karl Hayd und sein Heimatbegriff Beachtung finden. Jeder Mensch ist in eine bestimmte Gegend hin eingeboren, in der oftmals seine Ahnen seit Jahrhun derten lebten. Diese Landschaft hat sie geformt, sie heiter oder verschlossen, hart oder empfindsam ge macht. Die meist bäuerliche Herkunft verwurzelte sie in die Erde, auf der sie geboren wurden und in der sie begraben sind. Sie wurde ihnen zur Heimat, zum unwandelbar Bleibenden, das ihnen Schutz und Si cherheit bot, Geborgenheit im Eigenen, erarbeitet und erworben mit Fleiß und Ausdauer für sich und ihre Familien. Gerade in unserer Zeit, wo Millionen von Men schen heimatlos geworden sind, erhält der Begriff Heimat, der oftmals bespöttelt wurde, wieder beson dere Aktualität. Alle jene, die jahrelang fern ihrer Heimat leben mußten (oder müssen), wissen um den „Fels in der Brandung" des Lebens, der ihnen Hoff nung und Zuversicht ist, und den sie unter allen Um ständen wiedersehen wollen und sei es nur zum Ster ben. Dort, wo sie geboren wurden, wünschen sie sich am Ende ihrer Lebensreise auch ihre letzte Ruhe stätte. Heimat oder Vaterland ist nicht gleichzusetzen mit Staat. Kein Österreicher in der Fremde spricht vom „Staate Österreich", sondern vielmehr vom „Heimatland Österreich". Ein Südtiroler Politiker formulierte unlängst, daß der Staat die Organisation von Institutionen, das Vaterland aber jener Hort, in dem die Herzen der Menschen seien. Diese Unter scheidung ist absichtlich gefühlsbetont und trifft im Kern das Unbehagen manches Staatsbürgers, der im Staatsgebilde nicht nur die Abgrenzung eines be stimmten Landstriches sehen möchte, sondern auch den Lebensbereich für sein sehr persönliches Dasein und die Voraussetzung für die Sicherung der Würde des Menschen. Dem denkenden Staatsbürger schwebt der in unserer Zeit oft mißachtete und miß brauchte Begriff „Humanitas" vor, der alle Entfal tungsmöglichkeiten für jedes Individuum enthalten müßte; Humanität ist dem Menschen ein latentes Bedürfnis, so wie „Heimat". Eine der Entfaltungsmöglichkeiten ist die Tole ranz, das Geltenlassen auch anderer Meinungen in jeder Hinsicht. Ohne Toleranz wuchern Nichtbeachten. Verschweigen oder Unterdrückung - still schweigend oder gewaltsam -, lassen Ideen und Lei stungen des Einzelnen nicht hochkommen und un terbinden seine Entfaltungsmöglichkeiten. Wird die Intoleranz im (ungeistigen?) politischen Bereich zum täglichen Gebrauchszweck Andersdenkenden gegenüber, so sind auch Kunst und Kultur nicht frei davon, denn die meisten Kulturbeamten (Kultur päpste!) gelten ebenfalls als parteipolitisch infiziert (oder ausgerichtet) und bestimmen in dieser (Zwangs?-) Lage durch ihre mehr oder weniger „öf fentliche Hand" Sein oder Nichtsein der Kunst, die allmählich zu einer Ministerien-Kunst, ohne Beteili gung des Publikums, zu werden droht. Der Künstler ist kaum beteiligt und wenn, dann gehört es zum gu-

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