OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

dene kleinere Ausstattungsstücke, wie Laternen, Signale, Schienenstücke, Teile von Dienstunifor men, Bahnhofsuhr, Winden, Waagständer u.a.zu se hen. Außer dem in den genannten Museen befindli chen ergänzenden Bild- und Planmaterial, sind die wertvollsten und aufschlußreichsten Dokumente im Verkehrsarchiv in Wien und im Oberösterreichi schen Landesarchiv in Linz zu finden. Die hier auf bewahrte „Sammlung Bergauer" aus dem Besitze des letzten Betriebsinspektors der Budweis-LinzGmundener Eisenbahn, Franz X. Bergauer (1805 - 1886), mit Plänen, Akten, Notizen, Abrechnungen, Tagebüchern und Korrespondenzen, stellt eine ein zigartige Quelle zur Verkehrsgeschichte Europas dar. Insgesamt gesehen, darf sich das Land Ober österreich rühmen, in der Bau- und Betriebsge schichte einer der ersten europäischen Überlandeisenbahnen Handlungsort eines bedeutenden Stückes westlicher Kultur- und Zivilisationsgeschichte gewe sen zu sein und zahlreiche Reste aus dieser Zeit als Kulturdenkmale aufbewahrt zu haben. Hier wurde vor nunmehr 150 Jahren das Tor zur Moderne und ihrer Gesellschaft, mit ihrer starken Mobilität und auch ihrem Tourismus - unversehens damals, erkannt und gewürdigt heute-aufgetan. Die Entwicklung des Eisenbahnwesens 1800 - 1838 Versuch einer Einordnung der Linz-BudweiserBahn in die internationale Entwicklung* . . . One of these (undertakings) will rank among the most stupendous works of the kind in existence, und is in a country where such an enterprise would scarcely have been expected, namely, Austria. This railway will connect the Moldau-River, near Budweis in Bohemia and the Danube near Linz and its length will be among 80 miles . . .** Inbetriebnahme einer mietbaren Schienen strecke für den Güterverkehr von Croydon nach Wandsworth (London) „Surrey iron rail way" Versuchsfahrten mit dem Dampfwagen „Invicta" von Richard Trevithik im Kohlenrevier Wales Projektierung einer Pferdebahn zwischen Mol dau und Donau durch Franz Joseph Ritter von Gerstner, Prag Inbetriebnahme der „Oystermouth Railway" für den öffentlichen Personenverkehr zwi schen Swansea und Mumbles Projektierung einer Pferdebahn zwischen Mol dau und Donau durch Joseph Ritter von Baa der, München Pferdebahnstrecke auf dem Steirischen Erzberg, 5,6 km Streckenlänge, eingerichtet durch Joseph Fortunat Sybold Zahnradlokomotive von John Blenkinsop, England Lokomotive von William Hedley „Puffing Bil ly" (erhalten im Seience Museum in South Kensington, London) * Entsprechende Angaben zur Linz-Budweiser-Bahn sind durch Kursivsatz im Text hervorgehoben. (Anm. d. Redaktion) ** Aus Gründen historischer Dokumentation und gesteigerter Au thentizität wurde das Teilzitat bewußt in Originalsprache belas sen. Es stammt aus der Abendzeitung „Edinburgh Evening Courant" vom I.März 1827. Da damals Gerstner in England weilte, berichtete man von des sen aufsehenerregenden Plänen mit dem Ausdruck höchster Anerkennung. In der Folge wird das ganze Zitat in deutscher Übersetzung wiedergegeben, die oben angeführte englische Passage in Kursivdruck. Diese verbesserten Verkehrsmöglichkeiten waren bisher fast ausschließlich auf unser Land beschränkt, wo leichte Möglichkei ten für ihre Anlage und Instandhaltung bestehen; aber fremde Länder beginnen ihre Vorteile zu erkennen und wir haben un längst von großen Unternehmungen dieser Art vernommen, so wohl auf dem europäischen Festlande als auch in Amerika. Eine von diesen gehört zu den erstaunlichsten Werken dieser Art und dies in einem Lande, wo man ein solches Unternehmen kaum er wartet hätte, nämlich in — Osterreich. Die Eisenbahn wird eine Verbindung herstellen zwischen dem Modaufluß nahe Budweis in Böhmen und der Donau bei Linz und ihre Länge wird ungefähr 80 englische Meilen betragen. Sie wird die Erzeugnisse der Salzberg werke befördern zu den großen inländischen Schiffahrtsstraßen in diesen ausgedehnten Provinzen, und die Wichtigkeit der Herstel lung wird durch die Tatsache beleuchtet, daß die Kosten der Salz beförderung allein auf der Linie, wo die Eisenbahn trassiert ist, 10.000 Pfund Sterling jährlich betragen. Es wird aber von großem Vorteil für die stark bevölkerte, gewerbetreibende Stadt Linz sein und es wird in vieler Beziehung der ganzen Gegend, die die Eisen bahn berührt, Nutzen bringen. Die Kosten des Bahnbaues sind auf 110.000 Pfund Sterling geschätzt und die Bahn ist durch eine Gegend geführt, wo viele Brücken und Nivellierungsarbeiten er forderlich sind. Die Arbeiter sind in Holzbaracken untergebracht, die je nach dem Baufortschritt verlegt werden. Die Bahn ist nun mehr in der Hälfte fertig. Ein Herr (Gerstner), wesentlich betei ligt an diesem Unternehmen, ist kürzlich in unsrem Lande gewe sen, um die Darlington-Stockton-Eisenbahn sowie andere Unter nehmungen dieser Art zu besichtigen, und nach seinen Angaben haben wir unsere Informationen erhalten .. . (Anm. d. Redaktion)

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