OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

Bahnprojekt in ein weniger großartiges, aber dafür lebhaft funktionierendes Unternehmen und rettete damit letztlich auch den Nachruhm seines Lehrers Gerstner. Die Verkleinerung der Kurvenradien durch Schönerer war nicht ursächlicher Grund für die Unbenützbarkeit der Bahntrasse durch die neuen Dampf-Lokomotiven. Die von Gerstner bereits 1827 erwogene Einführung von Dampfwagen schei terte bereits damals an den hohen Umbaukosten der sonst großzügig gebauten Nordrampe BudweisPramhöf. Die u. a. ab 1825 in Darlington (England), ab 1827 bei St. Etienne (Frankreich) und ab 1835 zwischen Nürnberg und Fürth und Brüssel-Mecheln erfolgreich betriebenen Dampfbahnen zeichneten das Schicksal der Budweiser Bahn, die 1836 bis Gmunden reichte, voraus. Bereits 1859 begann man mit der Abtragung von Teilstrecken, die somit nur 23 Jahre, nicht einmal ein Vierteljahrhundert, in Betrieb gewesen waren (Linz — Lambach). 1870 wurde der Betrieb Budweis—Kerschbaum, 1873 Lest-Urfahr und 1874 Freistadt - Lest eingestellt. Die erste Überlandbahn Europas hatte zu beste hen aufgehört. Bauten und Gerät wurden veräußert, die Wagen abgewrackt. Die Zeitgenossen hatten sich zukunftsträchtigeren Unternehmungen zugewandt, die Faszination der technischen Fortentwicklung lenkte von den unansehnlichen Relikten einer über wundenen Frühzeit ab. Erst der zunehmende Abstand forderte die histo risch Interessierten zu Nachforschungen heraus. 1935 wurde nach Anregungen aus der Schweiz erst mals eine Auflistung schutzwürdiger Objekte für Oberösterreich vorgenommen. 1939/40 erfolgten die ersten Unterschutzstellungen in den damaligen Kreisen Freistadt und Kaplitz. Heute besitzen wir, immerhin nach den Kultur gutverlusten der Wiederaufbauzeit und Hochkon junktur noch eine Anzahl Objekte des jubilierenden Eisenbahnunternehmens: Auf südböhmischem Boden (CSSR): Budweis Stallungen und Umschlagplatz am Moldauufer Bahn verwaltungsgebäude „Zur schwarzen Rose" mit den ehemaligen Personenkassen im Erdgeschoß Bahnverwaltungsgebäude „Zum grünen Kranz", bis 1831 Gasthaus „Zum grünen Kranz", Wohnungen für Kutscher, ehem. Stallungen im Hof Böhmgasse Ecke Rathausgasse, Salzlagergebäude und Aufsitzplatz für den Personenverkehr, Gedenk tafel Manesova ulice, Stationsplatz Budweis, ältestes Bahnhofsgebäude Europas Bienendorf (Vcelna) Wachthaus Nr. 2, 300 m östlich der E 14 Steinkirchen (Kamenny Ujezd) Wachthaus Nr. 3, östlich der E 14 am Damm der Pferdeeisenbahn mit gewölbtem Durchlaß, Norden de des Ortes Steinkichen-Süd Dammstück mit Bogenbrücke in der Nähe des ehem. Wasserturmes Mililowitz (Milikovice) Wachthaus Nr. 5, südlich des Bahnüberganges der E 14, stark verändert Unterzwinzen (Chlumec) Wachthaus Nr. 7 Holkau (Holkov) Stationsplatz, vormals Einkehrgasthof, Kanzlei, Be amtenwohnungen, Bahnaufsicht, Hufschmiede und Ställe; unmittelbar an der E 14, heute leerstehend, verwahrlost; südlich davon Pferdestallungen, Fut termagazin, Wohnräume Welleschin (Velesin)-Nord zwei Dammstücke mit je einem gewölbten Durchlaß, 1978 renoviert, Oberbau wiederhergestellt Zwickau (Zvikov) Wachthaus Nr. 12, westlich der E 14 Groß Umlowitz bei Kaplitz (Omlenice nad Kaplice) Damm westlich Bahnüberführung Angern (Bujanov) ehem. Stationsgebäude, als Schulhaus verwendet, gut erhalten Fladenwald, nördlich von Unterhaid (Dolni Dvoriste) Damm, Einschnitt und Widerlagerreste einer Holz brücke Unterhaid (Dolni Dvoriste) 2 km langer Trassenrest mit 4 Brücken, davon 2 ge wölbt und 2 ehem. Holzbrücken (Widerlager erhal ten), westlich der Ortschaft Zartlesdorf (Rybnik) Damm mit zwei Brückenresten; an der gleichnami gen Bahnstation Gedenktafel für Franz Anton Ritter von Gerstner Auf oberösterreichischem Boden: Eisenhut gewölbte Steinbrücke

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