OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

i:S l Zweck für sie, sicher ist nur, daß sie jetzt selten überhaupt einem, gewiß aber keinem gemeinsamen Zwecke dienen und während die einen den Zutritt ohne Zögern gewäh ren, verweigern ihn die anderen mit Ängstlichkeit und Be harrlichkeit und ließen lieber das ganze Haus durchstö bern, ehe sie den Zugang zu „ihrem Erdstalle" öffneten. Diese Sätze, als Ergebnis eines Forscherlebens^, wurden zu Beginn unseres Jahrhunderts geschrie ben. Sie behielten ihre Berechtigung bis heute. Denn So sieht die Fundstelle eines Erdstalles kurz nach der Ent deckung aus. Nachbarn, Neugierige, interessierte Heimat kundler, natürlich die Presse, sie alle versammeln sich um den freigelegten Zugang. Eoto: Aigner, OON bis zum Familien-Atombunker unserer Tage, nicht zu vergessen die mit Zwangsarbeitern betriebenen Rüstungsfabriken der letzten Kriegsjahre in Berg werkstollen und in Autobahntunnels, zu allen Zeiten machten sich Menschen den „Schoß der Erde" dienstbar. Heute durchziehen den Untergrund unse rer Städte Wasserrohre und Abwasserkanäle, eng verflochtene U-Bahnnetze und unterirdische Stra ßen. Tausende von Kilometern an Nachrichtenlei tungen unter dem Erdboden sind selbstverständli cher Stand der Technik, genau wie Keller unter den meisten Bauten unserer Zeit. „Bei Feldarbeiten im Frühjahr brach auf einem Kartoffelfeld das Erdreich rund zwei Meter tief ein und legte damit einen Teil eines unterirdischen Gan ges frei",2 so oder ähnlich erscheinen von Zeit zu Zeit Meldungen in unseren Heimatzeitungen. Wenn der Landwirt das lästige Loch nicht sofort still schweigend zuschüttet, um Verzögerungen bei der Feldarbeit oder gar beim Neu- oder Umbau seines Anwesens zu vermeiden, trifft nach einigen Tagen der vom Bürgermeister benachrichtigte Fachmann des Landeskonservatorates ein. Er stellt fest, daß es sich um einen Erdstall handelt, die Presse bringt ei nen Bericht und die Angelegenheit gerät, wenn nicht ganz besondere Umstände vorliegen, bald in Ver gessenheit. Denn niemand weiß so recht etwas mit dem Begriff „Erdstall" anzufangen, mit dem Erdstall selbst noch weniger. Was ist denn eigentlich ein Erd stall? So einfach die Frage, so schwierig ist die Ant wort. Dort wo sie vorkommen, weiß jeder Bauer von ihnen zu erzählen; die einen nennen diesen, die anderen jenen m giincrcr ©aiig mit Sütjwcigungcn im igiiitcrgiunbc. ".m il# m lUintiiJogcn- unfi i'piljbogrnliaiiimrrn. 2 „Mühlviertler Nachrichten" vom 9. September 1976, S.40. ^ S. Anm. 1.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2