OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

nommene Traunviertler Landler ist also als eine älte re Form anzusehen. Die derzeitigen Träger der Landlerpflege in der Laussa sind Ehepaare gesetzteren Alters. Es besteht aber die Hoffnung, daß sich jüngere Kräfte um die weitere Pflege bemühen werden. Zur vorliegenden Tanzbeschreibung in Form einer Übersichtstafel Einen Traunviertler Landler aus Waldneukir chen habe ich im Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwerkes (Band 27,1978) in einer ähnlichen Tabellenform beschrieben. In der folgenden Tafel versuchte ich, eine Tanz beschreibung - meines Wissens erstmalig - in einer leicht überschaubaren Form zu erstellen. Mehrjähri ge Versuche haben mich auf den Gedanken ge bracht, die Beschreibung so einzurichten, daß der Leser den Verlauf der Bewegungen in seiner Blick- (Front-)Richtung verfolgen kann - also vom Leser weg - nach vorne, nicht in der Richtung zum Leser. Genauer: Geht die Beschreibung nach der gewöhnli chen Leseweise von Takt zu Takt von oben nach un ten, dann steht — vom Leser aus gesehen — die Be schreibung der ersten Taktzeit (d. i. das erste Viertel des ersten Taktes) von diesem weiter entfernt als die der zweiten Taktzeit (und so fort in allen weiteren Takten). Das geht also der gewöhnlichen Tanzrich tung entgegen. Bei einer Beschreibung von unten nach oben kann die Tanzbewegung in der Front- und Blickrich tung des Lesers verfolgt werden. Außerdem wird auf der Tafel mit Symbolzeichen (z.B. A = Tänzer, 0 = Tänzerin) auch die jeweilige Stellung der Partner zu einander, ergänzt durch Richtungszeichen, darge stellt. Diese Überlegungen haben mich veranlaßt, die Beschreibung von unten nach oben einzurichten. Man. muß zugeben, es ist ein ungewöhnlicher Versuch und man muß sich an die umgekehrte Leserichtung erst gewöhnen. Die Übersicht und das Mitverfolgen des Bewegungsablaufes ist aber leichter. Es ist klar, daß diese Beschreibungsart vor allem nur bei großen und schwierigen Tanzformen ange bracht ist. Verbesserungen werden sich vielleicht bei weiterer Erfahrung ergeben. Raimund Zoder hat in etwas anderer Einteilung diese Tabellenform schon in seinem ersten Heft „Altösterreichische Volkstänze" angewendet — von dorther wurde ich angeregt. Zoder hat diese Form in den weiteren Heften wieder abgelegt; für einfachere Tänze ist sie auch nicht nötig. In der vorliegenden Tafel kann in acht Spalten das gleichzeitige Geschehen beim Tanz - Takt für Takt - dargestellt werden: Singsatz; Liedworte; In strumentenmelodie; Taktzahl; wenn nötig auch der Schrittrhythmus; Tanzbewegung, getrennt für Tän zer und Tänzerin und die Stellung der Partner zuein ander. Diesem Vorteil steht der anfängliche Nachteil gegenüber, daß man sich an das Lesen von unten nach oben gewöhnen muß. Feldforschung auf volkskundlichem Gebiet wird oft von „nicht studierten" Laien betrieben, nicht als Beruf, sondern weil sie sich ihrem Forschungsgebiet persönlich verbunden fühlen. Diese ihre Liebhabe rei ist auf mehrfache Art dienlich: Das Festlegen von Erscheinungsformen einer bestimmten Art des Volkslebens in einem bestimmten Zeitabschnitt ist für die junge Wissenschaft der Volkskunde von Be deutung. Die Ergebnisse der Aufzeichnung können weiters durch bewußte und überlieferungstreue Pfle ge zur Erhaltung und Weiterentwicklung gewachse nen Volksgutes beitragen; sie sind Grundlage für die Arbeit der Pflegekreise. Vor allem aber dient diese Arbeit dem Forscher selbst. Er sieht darin ein sinn volles Tun, das ihm Freude und Genugtuung, freilich auch viel Arbeit macht; gern getane Arbeit, weil es ihn selbst dazu drängt.

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