Ein „Landlerischer" aus Laussa bei Losenstein Von Hermann Derschmidt Eine Landler-Rud aus Laussa tanzte und sang beim berühmten Rudenkirchtag in Sierning, der im mer am Faschingsdienstag stattfindet, in den Jahren 1973 — 1977 mit und fiel wegen einer von den ande ren Rüden ein wenig abweichenden Musik-, Liedund Tanzweise auf. Ich konnte mit dem Leiter der Gruppe Verbin dung aufnehmen und seine Zustimmung zur Auf zeichnung des Landlers einholen. Das erste Treffen fand am 24. Juli 1977 in Laussa statt. Es wurde durch die Lehrerin Christine Baumgartner (Schmidthaler) und deren Schwester Ursula vermittelt (Töchter des VS-Direktors und Bürgermeisters). Anwesend wa ren: Der derzeitige Leiter Sylvester Reitmayr und dessen Frau Theresia, Karl und Berta Schmidthaler, Leopold und Lisl Schörkhuber, Johann und Erna Schörkhuber, Franz und Marie Hinterplattner und Johann und Viktoria Staudinger. Es fehlte der Musi kant Berthold Franzi, er wurde vertreten durch L. Schörkhuber. Neben der Tanzaufzeichnung wurde aus der Ge schichte der Gruppe berichtet: Die erste Gründung der Rud vollzog sich im Herbst 1946. Vorher gab es in Laussa keinen (Traunviertler-) Landler. Er wurde nach den Angaben von Tänzern aus dem benachbar ten Oberdambach gelernt. Die „Laussinger" gingen damals dorthin zum Einüben. Als Musik diente eine Zither, die dazu nur eine Weise (N 1) verwendete. 1946 bestand die Rud aus folgenden männlichen Mitgliedern: Sylvester Reitmayr und Karl Schmid thaler (beide z. Zt. noch tätig), Josef Agspalter, Jo hann Pillarz, Anton Reitner, Franz Hörizauer, Josef Schörkhuber — alle im Laussatal ansässig. Bei der derzeitigen Rud (1977) sind die Ehefrauen feste Mit glieder. In früherer Zeit war das nicht immer üblich. Nach einer längeren Pause war die Rud 1972 wieder ins Leben gerufen worden. Anreger waren die Gründungsmitglieder Reitmayr und Schmidtha ler. — Nach Angaben der Gewährsleute war die Laussinger Rud (1977) die südlichste Gruppe, die den „Traunviertler Landler" tanzte. Weiter südlich herrschte schon der „Almerische" oder „Steirer", der natürlich auch „in der Laussa" bekannt ist. In Ternberg und Grünburg gab es früher Landler-Rü den. In jüngster Zeit hat eine neue Gruppe aus Weyer a. d. Enns den „Traunviertler" zu lernen be gonnen (1980). Der Name und die Bedeutung des Wortes „Rud" wird nicht allgemein bekannt sein. Etymologisch ge sehen, kommt der Ausdruck vom altnordischen „roti", das bedeutet „die Schar" (Gruppe) und das führt über das bekannte Wort „Rotte" zu „Rudel" und „Rud". Die bäuerlichen (ländlichen) Kamerad schaften zwischen Steyr, Linz und Wels heißen „Rü den" (entsprechend der „Zeche" im Innviertel und der „Paß" im Salzkammergut; der Name „die Bursch" für die Mühlviertler- und Böhmerwald gruppen ist schon längere Zeit außer Gebrauch). Wie in den anderen Gegenden hatte sich die Mu sik und damit die Tanzform des „Traunviertlers" schon in Oberdambach vom 3/4-Takt völhg zum ge nauen 21A entwickelt. In der Tanzform ist auffällig, daß in jedem Achttakter einige gewöhnliche Gehschritte (2 - 6) vor kommen. Der sogenannte „Halbschritt", ein bei an deren Traunviertlern sonst wichtiger Bestandteil, kommt nicht (mehr?) vor. Dagegen fällt im 8. und 9. „Gsetzl" ein Schritt mit nachfolgendem Auftupfen der Fußspitze hinter dem Standbein auf. Das Landlerlied ist, wie überall beim Traunviert ler, achtzeilig; das ist 16-taktig und wurde drei- bis vierstimmig gesungen. Stellenweise - wohl aus Man gel an Übung - konnte man Teile des Gsetzls in Ok tavenparallelen hören (3. Stimme in der Oktave der 1.). In der Regel herrscht aber im Traunviertler die volksmäßige Vierstimmigkeit (siehe Notenbeilage). Daß für die Instrumentalmelodie nur ein einziger Achttakter vorhanden war, ist wohl eine Mangeler scheinung. Der Zitherspieler in Oberdambach konn te vielleicht nur diese eine - und fürs Üben genügte sie. Ich habe etliche überlieferte Weisen aus der Nachbarschaft bereitgestellt. Der Jodler — „Die Weis" — wird nur im 9., d. i. im vorletzten Teil, gesun gen. Die Sing-Einsätze des Landlerliedgsetzls sind im „allgemeinen Hinweis" vermerkt. Das scheinbar „Neue", das beim Rudentanz in Sierning 1973 auffiel, erweist sich nach obigen Nach richten und Überlegungen nicht etwa als eine will kürliche Neugestaltung, sondern als ein Festhalten an einer älteren Form. Gerade in Randgebieten einer Kulturlandschaft halten sich Ausdrucksformen des Volkslebens oft länger als in den Zentralgebie ten, in welchen durch ständiges gegenseitiges Beein flussen und Nachahmen leichter eine Änderung der Formen möglich ist. Der aus Oberdambach über-
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