OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

r ! ii] 1 l 1 Hl Konventgebäiide von der Gartenseite Streng verpflichtend. Einmal mußte das Kloster eine Geldstrafe bezahlen „wegen Übertretung des Luft schutzgesetzes". Als Tatbestand wird angegeben: „In der Kapuzinerkirche wurde um Mitternacht Licht angetroffen und die Abstellung konnte nicht vorgenommen werden, weil die Kirchentüre ver sperrt gewesen" - die Strafe betrug 10 ReichsMark.32 Ab dem Pfingstdienstag 1944 war nahezu jeden Tag und auch bei Nacht Fliegeralarm. Einige Male mußte auch am Sonntag die Hl. Messe wegen Flie geralarmes abgebrochen werden. Die Bevölkerung lebte in dauernder Angst. Noch mehr Angst und Bangnis erfüllte die Stadt, als Ende 1944, anfangs 1945 in Ried der „Volks sturm" aufgeboten wurde. Die Wehrmacht, nicht mehr in der Lage, den Feind von den Landesgrenzen fernzuhalten, sollte Unterstützung bekommen durch die Hitler-Jugend. In Oberösterreich blieben die letzten Reste der Wehrmacht stehen. Straßen, Dör fer, Wälder und fruchtbares Bauernland, sowie alle verfügbaren Unterkünfte füllten sich im April 1945 mit Menschen, Pferden und Kriegsmaterial aller Art. Vom Westen her rückten amerikanische Truppen an unsere Landesgrenze und ün Osten schob sich die Sowjetarmee immer näher heran. Im Rieder Bezirk gab der Kreisleiter die letzten Anweisungen über Verteidigung, Schließen der Straßensperren und Aufmarsch der Abwehrverbände. Am 30. April kam es zu einem Tieffliegerangriff auf den Rieder Bahn hof. 33 In diesen langen und bangen Monaten kamen ungezählte Menschen in die Klosterkirche, Witwen, junge Mütter, angsterfüllte Familien, um bei den Ka puzinern Trost und seelische Hilfe zu suchen. Als volksverbundene Männer verstanden es die Patres, die Leute aufzumuntern und inneren Halt zu geben. An der Klosterpforte war die Armenausspeisung verboten, doch im Verborgenen wurden auch da mals viele Almosen gegeben.3'' Eine Bemerkung aus der Klosterchronik sei hier angeführt: „Haupttmann Wend hatte bei der militäri schen Weihnachtsfeier (1944) verboten, das ,Stille Nacht' zu singen, weil Weihnachten zuallererst ein deutsches Fest war; die katholische Kirche hat es sich erst später angeeignet!"3s Mit dem Frühjahr 1945 begann der große Flücht lingsstrom. Im Areal des Kapuzinerklosters stauten sich Massen von Flüchtlingen. Ein Bild des Jammers und Elendes! Dazu täglich das Geheul der Sirenen: Bombenwarnung! Panik erfaßte die Massen, als im Bahnhofgebiet Bomben fielen.36 Am 25. April 1945 wurden Linz und Wels schwer bombardiert. An diesem Tag war sechsmal Fliegeralarm. Man hörte auch den Kanonendonner aus der Passauer Gegend. Am 28. April waren schon Kämpfe in Passau, Braunau und Simbach. Am I.Mai zogen die Amerikaner in Schärding ein. Die NSDAP wird nervös. Kanzleipapie re und Dokumente werden verbrannt. Am 3.Mai: Einzug der Ami in Ried, nach zweistündigem Kampf im Gelände der Stadt. Es entstand eine wilde Flucht der Hitler-Jugend nach allen Windrichtungen . . . Um 4 Uhr nachm. wurde auf dem Pfarrturm die weiße Fahne gehißt, jedoch bald wieder heruntergeholt. Zwei amerikanische Parlamenta rier fuhren zum Stadtmagistrat zwecks Übergabe der Stadt. Nach längerem Disput wurde die Stadt übergeben, ca. 5 Uhr erfolgte der Einmarsch der Amerikaner. Die ärgste Angst wich von den Gemütern, Grund zu Furcht und Zittern gab es noch genug. In unserem Luftschutzkeller waren in der letzten Stun de viele Nationen vertreten: Franzosen, Russen, Serben, Polen, Holländer und Rumänen! Ca. 5 Uhr verließen alle den Keller ... in der Stadt begann eine große Plünde rungsaktion von den ausländischen Arbeitern und den einheimischen Volksgenossen. Hauptmann Wend saß mißvergnügt in seiner Zelle und trauerte über das Begräb nis des Tausendjährigen Reiches! - Am selben Abend stellten sich er und seine Unteroffiziere dem Kommando der Amerikaner . . . Kaum hatte Hauptmann Wend das Kloster verlassen, zeigten sich die Franzosen als Sieger. Sie entfernten alle In- und Aufschriften, die an ihre Ge fangenschaft erinnerten. Es war eine etwas laute Sieges feier, die aber gemäßigt wurde durch das kluge Auftreten des Revierarztes Dr. Ory. In diesen Tagen zeigte sich so recht, welch großer Beliebtheit sich Dr.Ory erfreute. Von Chr.a.a.O., I., 148. —Kloster-Archiv. Fase.VIII.,Nr.57. Vgl.: Ried i. Innkreis: Die Stadt im Zentrum des Innviertels. 85 ff. Persönl. Mitteilungen v. P.T.E. 35 Chr. a. a. O., 1., 148. 36 Wie Anm. 35. 3r Chr. a. a. O., I., 149. — Persönl. Mitteilung v. P.T.E.

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