Klosterkirche mit Pfortentrakt, vom Garten her gesehen. Nach der Versetzung des Hauptmanns Dr. Blai nach Wien, kam Reserveoffizier Rhoneck, Prokurist beim EW-Linz, ins Kloster. Er war ein gewissenhaf ter Vorgesetzter und leitete auch die Verhandlungen mit Guardian P. Hugo bezüglich Mietzins. Das Klo ster erhielt nach genau festgelegtem Vertrag monat lich eine kleine Vergütung.^s Der Chronist berichtet Interessantes über einzel ne Militärs und notiert dankenswerter Weise die ganze Belegschaft der damaligen Bewohner des Klo sters. Herr Rhoneck gab viel auf Kameradschaft und hielt die monatlichen Kameradschaftsabende genauestens ein. Für Speise und Trank und musikalische Unterhaltung sorgte er reichlich. Er erschien meistens mit seiner Frau und Schwiegermutter, und mit dem unvergeßlichen Hun derl, „Mannele" genannt. Selbst durch's Telephon wurde das Befinden des „Mannele" weitergegeben. Mitarbeiter des Hauptmanns waren; Hauptfeld webel Emil Mück aus Wien, Pferdefleischhauer. Sei ne liebe Frau „Toni" führte vielfach das Kommanda in der Kanzlei . . . Uffz. Lichtenwaldner aus Zwettl (war mehrere Jahre im Stift bedienstet); Uffz. Eder Max, Polyglott, sprach die meisten modernen Spra chen; Uffz. Grimm, Kanzleikraft, Violinspieler und Organist; Uffz.Radunsky, Hotelkellner; Uffz.Bonajowsky; Uffz. Amorth; Uffz.Krasa, Techniker; Uffz. Träger von Ried i. I.; Feldwebel Maurer, Waffen meister; Obgfr. Stöpper von Rohrbach; Uffz.Voldan von Schärding, Schneider; Obgfr. Schoßmann, Schu ster; Gebrüder Peccile von Ried i. I., Hilfsschuster; Uffz. Urlesberger von Ried i. I. Alle Unteroffiziere waren Katholiken, praktizierend nur zwei: Stöpper und Träger. Neben Herrn Rhoneck fungierte als Hauptmann Herr Baudenbacher von Braunau und Hauptmann Ortner, Lehrer aus Polling.^s In der Klosterkirche konnten sonn- und werktäg lich alle Gottesdienste gehalten werden. Besonders gut besucht war jeden Monat am Vorabend des Herz-Jesu-Freitags die Heilige Stunde, die immer für die Soldaten an den Kriegsfronten gehalten wur de. P. Hugo, ein Meister der Rhetorik, hielt jedesmal eine zu Herzen gehende Predigt. Vier Patres besorg ten den Beichtstuhl. Für unsere gefallenen Mitbrü der, wie auch für viele Gefallene des Krieges aus der näheren Umgebung des Klosters, wurden in unserer Kirche ergreifende Gedenkgottesdienste gehalten. Bei den Sonntagsgottesdiensten war die Kirche im mer bis auf den letzten Platz gefüllt. Das klösterliche Leben wurde trotz vieler Ein schränkungen so gut wie nur möglich gehalten: die gemeinsame Betrachtung, die Jahresexerzitien, Lan des, einige Hören und die Vesper. Auch Seelsorge aushilfen konnten geleistet werden. Den größten Seelsorgedienst leisteten die Patres Kapuziner in den Kriegsjahren im Beichtstuhl. Die schwerheimge suchte Bevölkerung suchte Trost in den Sakramen ten und war überaus dankbar für jedes gute Wort, für jede seelische Hilfe.^^ Ein solcher militärischer Großbetrieb zwang das Klo sterpersonal zu immer größeren Einschränkungen. Die Sakristei wurde Refektorium, der Chor Sakristei, der Winterchor für Bruder Florin, später für Schwester Ho sanna Wohnung; der Vorraum des Refektoriums, Pfort nerzelle und Raucherzimmer wurden KriegsgefangenenLazarett, die Kellerei Waschraum und Spülküche, Paterstübchen avancierte zum Operationszimmer. Militärische Ärzte waren zwei Franzosen, ein Katholik und ein Prote stant. Im Kriegsgefangenenlager (= Klarahaus im Klo stergarten!) waren Franzosen, Serben, Russen, Italiener, Rumänen, Slovaken, Ungarn etc.^s Im August 1943 wurde sogar ein „militärisches Gartenfest auf dem Kapuzinerberg"^® veranstaltet. Daran beteiligten sich auch viele Gesellschaftsda men von Ried. Mit September 1943 wurde der Luftkrieg auch für den Bezirk Ried gefährlich. Für den Selbstschutz wurde eine „Polizeiliche Verfügung zum Zwecke der Heranziehung zur Luftschutzdienstpflicht" erlas sen.Luftschutzwart für das Kloster wurde P.Titus Egle^T Die Verdunkelungsvorschriften galten als 25 Kloster-Archiv. Fase. VIII., Nr. 35 - 50. 26 Chr. a. a. O., I., 146/147. 22 Vgl.Chr.a.a.O., I., 100 — 102. —Persönl.Mitteilungen v.P.G.M. 28 Chr. a. a. O., I., 147. 29 Wie Anm. 28. 99 Kloster-Archiv. Fase. VIII., Nr. 52. 9' P.Titus Egle, geb. 1906 in Koblach, Vorarlberg, seit 1926 Kapu ziner, war nach dem 2. Weltkrieg dreimal Guardian in Ried - vgl. Anm. Nr. 4. - Chr. a. a. O., I., 148. - Persönl. Mitteilung v. P.T.E.
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