Schulschwestern aus Vöcklabruck, „eine liebe, treu besorgte Köchin. Ihre Nachfolgerin war Schwester Hosanna, ebenfalls von Vöcklabruck, eine gute Wirtschafterin"^^. Militärbeamte kamen und besichtigten die Räu me des Klosters. Ein Teil des Hauses wurde angefor dert und für Militärzwecke beschlagnahmt: der Gä stetrakt des Klosters und das „Klarahaus" (d.i. ein Wirtschaftsgebäude im Klostergarten). Das Provinzialat war bewohnt von Hauptmann Dr. Blai, seines Berufes Professor der Philologie in Wien. Die anderen Zellen dieses Traktes bewohnten Unteroffiziere. Die Kost erhielten diese Herren aus der Klosterküche und waren darüber voll des Lobes. Im sog. Klarahaus waren ei nige Kriegsgefangene untergebracht, meist Serben. Sie waren alle sehr höflich. Gefangenenwärter war Herr Pol ster aus Wien-Maisau, ein Patent-Parteigenosse. Die Sol daten (saeculares et reguläres) wurden vom Kloster auf das sorgfältigste betreut mit Lebensmittel-Packeten und Rauchmaterial. Es folgten weitere Einberufungen zum Militär dienst: am 8. Februar 1942 F. Wunibald Plattner^®, am 14. April 1942 P. Benedikt Mair^® und P. AlfonsEbner^^, schließlich am S.September 1942 P.Sebald DaxP®. Am 26. Juli 1942 kam eine Abordnung der Par tei, um Beschlagnahmung und Aufhebung des Klo sters festzulegen. Die Chronik berichtet: Herr Peterseil, Oberstandartenführer der SS-Linz, seine Sekretärin, Herr Bürgermeister aus Ried i. L, und ein Herr von der Kreisleitung besichtigten das Kloster und er klärten es für beschlagnahmt. Herr Peterseil gab noch eine Gnadenfrist bis 6. August! Herr Bürgermeister von Ried meinte, die Stadtpfarrkirche sei groß genug, um alle Leute zu fassen. Weiters erklärten sämtliche Herrn: „Ob Kirche oder Kloster dem Bischof gehört oder wem immer, das kümmert uns gar nichts, wir werden alles machen!" Herr Peterseil hat sich sehr ungezogen gegen die Patres benommen.^® Es wurde auch überlegt, die Kapuziner des Inn viertels in ein sog. Konzentrationshaus zu verlegen. Genannt wurde Daxberg bei Prambachkirchen.^o Auf jeden Fall bereiteten sich alle Patres und Brüder auf eine Evakuierung vor. So warteten wir in Angst und Sorge auf den 6. August. Doch es kam anders. Zuerst rührte sich nichts. Erst gegen Ende August kam eine Militärkommission und nahm die meisten Räume in Beschlag. Für uns blieben von 30 Zel len nur noch 6 übrig, und zwar die Guardianatszelle nebst den 2 anschließenden in den Garten hinaus und die 3 ge genüberliegenden im Klaustrum. Am Ende dieses be scheidenen Wohnraumes' wurde von Tischlermeister Sperl eine Demarkationstüre eingebaut. Am 26. September 1942 zog das Militär (Landesschüt zenkompagnie) ein. Schnell richtete es sich ein mit Ti schen, Bänken, Betten, Sesseln . . . Telephon, Kanzleiar tikeln . . . Das Refektorium (d. i. Speisesaal) wurde zur Kanzlei der Landesschützenkompagnie IV gemacht. Ein Hauptmann führte den Vorsitz, 10 Unteroffiziere mach ten Hilfsdienste. Später kamen noch 5 bis 6 Fräulein dazu. Die Bibliothek wurde Kleiderkammer. Die Schneiderei wurde zur Militär-Schneiderei und Schusterei. Die Zelle neben der Bibliothek wurde Waffenkammer; die noch freien Zellen dienten den Unteroffizieren als Wohn- und Schlafräume. Mit der klösterlichen Ruhe war es vorbei. Alle Mitbrüder, die damals noch verbleiben konnten, be zeugten später, daß die Soldaten ihnen sehr freund lich gesinnt waren, sich dankbar zeigten und vom Klostergarten reichlich Obst und Gemüse erhielten. Sie konnten auch die Klosterküche benützen, bis das tägliche Essen vom Wehrkommando Ried zugestellt wurde.23 Mehr und mehr mußten noch vorhandene Räu me an die Militärs abgetreten werden. Im Vorraum des Refektoriums und im Erholungsstübchen war ein Krankenrevier für Kriegsgefangene unterge bracht. Die Gefangenen waren uns gegenüber sehr gut, besonders die Franzosen. Sie wurden im Geheimen von uns auch mit Eßwaren unterstützt. Wegen seiner Güte verdient der französische Arzt Dr. Jean Ory (chez Maitre Bauzon hotaire Luxeuil les Bains Haule Saone) besonde rer Erwähnung — ein strammer Katholik und wahrhaft barmherziger Samaritan.2'' 12 Chr. 8. a.D., I., 144. 1" Chr. a. a. O., I., 144 ff. 12 P.Wunibald Plattner, geb. 1906 in Riets/Tirol, seit 1924 Kapuzi ner, war ein scharfsinniger Theologe, suchte und liebte gründli ches Wissen. Mit seinen originellen Redewendungen und sei nem geistvollen Humor beschenkte er die Mitmenschen mit vielen frohen Stunden. Er starb in Innsbruck am 14. Juni 1967. 1® F. Benedikt Josef Mair, geb. 1903 in FulpmesTTirol, trat 1922 in die Tiroler Kapuzinerprovinz ein, war Jahrzehnte segensreich tätig in der Schule als charismatisch begabter Katechet. Er starb in Imst am 22. Juli 1976. 12 P. Alfons M. Ebner, geb. 1897 in Neuhofen b. Ried i. I., eingetre ten 1914; sein Leben war ein stilles Dienen und Kreuztragen und vollendete sich am 2.Februar 1975 in Innsbruck. 1 ® P. Sebald Daxl, geb. 1909 in Neukirchen a. d. Vöckla, wurde 1937 als Kapuziner eingekleidet, war ein tieffrommer und seeleneif riger Pater, seit 1944 in Rußland vermißt. 1® Chr. a. a. O., 1., 144. 2° Persönl. Mitteilung v. P.G.M. 21 Chr. a.a.O., I., 145. 22 Chr. a. a. O., I., 145/146, 22 Persönl. Mitteilungen verschiedener Mitbrüder. 2iChr.a.a.O.,I., 100; 148.-Chr.a.a.O., III., 30/31; „Besuch aus Paris: am 20.8.1975 kam ein Herr mit Frau und zwei Kindern aus Paris auf Besuch in unser Kloster. 1944/45 war dieser Herr als Gefangener hier. Voll des Lobes war er über P. Hugo, da mals Guardian. Ergriffen stand er an seinem Grabe. Die Besu cher zeigten sich sehr erfreut über eine Führung durch das Klo ster. So war nach 30 Jahren sein Wunsch erfüllt: nocheinmal Ried zu sehen."
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