2 3 4 S 6 7 8 9 10 Meier Neukirchen am Walde Niederunterstötten / / bei Tollet / j Wimpassing bei Auerbach Reichering bei Atzbach; Mayrhof bei Arnreit Diese „Höhlenpläne" oberösterreichischer Erdställe zeichnete der Göttweiger Benediktinermönch, „Höhlenpfarrer" Lambert Karner um die Jahrhundertwende in mühevollster Arbeit nach eigenen Vermessungen. Sie zeigen die vielgestal tigen Grundrisse der Erdställe, zusammengesetzt aus den immer gleichen Grundbausteinen: Gängen und Kammern, ver sehen mit Licht- oder Tastnischen und Sitzbänken, engen waagrechten und senkrechten Schlüpfen, das ganze System häu fig in zwei oder in drei unterschiedlichen Höhenebenen angelegt (schraffierte Kreise = senkrechte Schlüpfe). Aus: Karner, Lambert: Künstliche Höhlen aus alter Zeit (Höhlenpläne, IX). Wien 1903. (Bibliothek des OO. Landesmuseums) war dabei einsamer als die Mitglieder einer Expe dition im unerforschten Afrika, denn er blieb bei seinen Erstbegehungen — oder besser gesagt: Erstdurchkriechungen — oft genug ganz allein. Dazu schreibt Much über Karner: Er ist unter Überwindung zahlloser und ganz außerge wöhnlicher Schwierigkeiten in hunderte von künstlichen Höhlen eingedrungen, auf Wegen wie ein Erdwurm sich fortwindend, auf denen ihm zuletzt niemand mehr zu fol gen wagte. Man stelle sich die seelischen Empfindungen, beispiels weise in einer Lage vor, in der man sich auf den niederge brochenen Trümmern des Gewölbes einer Kammer befin det, über sich die klaffenden einsturzdrohenden Spal ten, schräg unter sich die dunkle Öffnung einer Schlief röhre, in die man sich, mit dem Kopfe nach abwärts, ein zwängen und den Körper nachziehen muß, das Licht lang sam vor sich herschiebend, das hier nicht zu leuchten scheint, sondern die unruhigen Schatten nur noch schwär zer werden läßt, dabei immer mit der Vorstellung im Kampfe, sich zu verirren, den Rückweg nicht mehr zu fin den oder durch nochmals herabbrechende Trümmer ver sperrt zu sehen. Experto crede! Und unter solchen Umständen maß und zeichnete der Verfasser mit der Sicherheit und Genauig keit eines Architekten, der den Grundriß eines Baues in seiner Stube auf dem Papiere festlegt; keine Lichtnische, kein Luftloch, kein Spatenstich, keine Einritzung ist ihm entgangen. Alles fand er der Mühe wert zu verzeichnen und für die Zukunft zu bewahren. So trieb er es ein Vier teljahrhundert lang, unermüdet, begeistert vom For schungseifer, voll ruhigen Ernstes vor jeder Einfahrt, voll glücklichen Gefühls nach jeder Rückkehr zur Außenwelt und sofort wieder freudig bereit zu neuen Unternehmun gen! Mit seiner jahrzehntelangen, unermüdlichen Forschungsarbeit und der damit verbundenen schriftlichen Dokumentation ist Lambert Karner der Klassiker der Erdstallforschung geworden. Er wird fast in allen Arbeiten über das Thema zitiert. Nach über 100 Jahren, seitdem er 1879 mit seinen For schungen begann, soll der Versuch gemacht werden, eine Zwischenbilanz für das Land Oberösterreich zu ziehen. 2. Künstliche Höhlen einst und jetzt Erst in unserem Jahrhundert fand der Mensch den Weg, sich „den Vögeln gleich" in die Lüfte zu schwingen. Den Schutz der Erde nahm er schon im mer in Anspruch, von Tieren lernend, die in natürli chen Höhlen und selbstgeschaffenen unterirdischen Kunstbauten lebten. Von den Wohngruben der Steinzeit, den Urah nen unserer Häuser, über unterirdische Tempelbau ten im Mittelmeerraum, von römischen Katakom ben und frühen Bergwerkschächten zur Salzgewin nung in der Hallstattzeit, von Flucht- und Verbin dungsgängen mittelalterlicher Verteidigungsbauten
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