Das Kapuzinerkloster in Ried im Innkreis während der NS-Zeit Von P. Gaudentius Walser, OFMCap. In den bewegten Jahren des Nationalsozialismus in Österreich (1938 - 1945) hatten auch die Kapuzi ner in Ried/lnnkreis durch die Unterdrückung der Kirche Verfolgung und Leid mitzutragen. Das Klö sterchen auf dem Kapuzinerberg gehört zur Nordti roler Kapuziner-Ordens-Provinz\ wurde im Jahre 1642 aus Gaben der Bevölkerung erbaut^, erlebte 1861 eine Renovation, nachdem es 76 Jahre zweck entfremdet war, aufgehoben 1785 von Kaiser Josef 11.^ Unter der Leitung des jeweiligen Guardians'' dienten die Kapuziner Gott und den Menschen als eifrige Beichtväter, Aushilfspriester, Volksmissio näre und Exerzitienleiter, als Katecheten und Kran kenseelsorger.® Im Jahre 1938 bewohnten zehn Patres und vier Laienbrüder das Kloster.® P. Fabian Wielandner aus Pram stand der Brudergemeinschaft als Guardian vor.^ Im Juli 1939 tagte in Innsbruck das Provinzka pitel und P. Hugo Dittmann von Himmelstadt wurde zum neuen Guardian bestellt.® Für die kommenden Jahre der Heimsuchung war er ein Mann der Vorse hung, ein sehr kluger Hausoberer, mannhafter Be schützer des Klosters, ein Vater den Mitbrüdem. Er stand in hohem Ansehen bei Klerus und Volk. Die Klosterchronik meldet für das Jahr 1938 kurz; „am 13. März kommt Österreich zu Deutsch land!"® und „am 17. Juli feierte hier in der Stadt pfarrkirche unser Mitbruder P. Odorich Siegesleitner, ein gebürtiger Rieder, seine Primiz. Primizprediger war R. P. Fridolin Gmeinder"^®. 1940 wurden die ersten Mitbrüder zum Militär dienst einberufen, „im Februar Bruder Emmeran, im April Bruder Benedikt"^ \ Der Chronist be merkt: „öbwohl der 2. Weltkrieg schon 1939 begon nen, war in unserem Kloster immerhin noch eine stattliche Familie beisammen . . . aber bald sollte es anders werden"^®. Da immer mehr Mitbrüder zum Militärdienst einberufen wurden, vor allem die Laienbrüder, mußten die Klausurbestimmungen gelockert und Köchinnen eingestellt werden. In die Küche der Ka puziner in Ried kam Schwester Lauda von den ' Hohenegger (P, Agapit) — Zierler (P. Peter Baptist), OFMCap.: Geschichte der Tirolischeti Kapuziner-Ordensprovinz (1593 — 1893). Innsbruck 1913. Bd. 1. S. 3 ff. ® Berger, Franz: Ried im Innkreis - Geschichte des Marktes und der Stadt. Ried: OÖ. Landesverlag 1948. S.287 -290.- Eberl, P. Angelikus, OFMCap.: Geschichte der Bayrischen Kapuzi ner-Ordensprovinz. Freiburg i.Brg. 1902. S. 147 - 148, S.383 - hSif). — Hohenegger-Zierler. A.a.O.I.306 — 307.11.489 - 494. - Meindl, Konrad, OSA.: Geschichte der Stadt Ried im Innkreis. Linz 1892.S. 143 - U9.-Neuner,P.Dr.Cassian,OFMCap.:Die Kapuziner in Österreich (zum 350jährigen Bestand der Wiener Kapuziner-Provinz (1600 — 1950). In: Collectanea franciscana 20. Rom 1950. S. 107 ff. - Ried im Innkreis: Die Stadt im Zen trum des Innviertels. Flerausgegeben von der Stadtgemeinde Ried. Ried 1979. S. 180-181. ^ Hiptmair, Matthias: Geschichte des Bistums Linz. Linz 1885. S. 68 — 69, S. 236 — 231. — Hittmair, Rudolf: Der Josefinische Klostersturm im Land ob der Enns. Freiburg: Herder 1907. S. 142 - 143, S.236 - 239. - Walser, P.Gaudentius, OFMCap.: Josefinischer Klostersturm - Aufhebung der Kapuzinerklöster in Oberösterreich 1784. In: Bote der Tiroler Kapuziner 46 (1963). S.264 - 261 .-Oers.: Die Begräbnisstätten der Kapuzi ner in Ried i. 1. In: Rieder Volkszeitung-Beilage „Die Heimat". 1976. Nr. 199/200. — Oers.: P. Andreas Abel, Ritter von Pantz, Ex-Kapuziner, erster Pfarrer von Geiersberg (1784 - 1812). In: Rieder Volkszeitung - Beilage „Die Heimat". 1979. Nr. 235/ 236. * Walser, P. Gaudentius, OFMCap.: Die Guardiane des Kapuzi nerklosters Ried im Innkreis. In: Rieder Volkszeitung - Beila ge „Die Heimat". 1976. Nr. 203/204. ® Oers.: Kapuziner aus dem Innviertel. In: Rieder VolkszeitungBeilage „Die Heimat". 1980. Nr. 243/244/245. - Chronik Ka puzinerkloster Ried im Innkreis (zitiert: Chr), handgeschrie ben: Band 1.(337 Seiten); Band 11.(286 Seiten); Band 111.(360 Seiten). ® Catalogus O.Fr.Min.S.P.N.Francisci Capuccinorum Provinciae Tirolis Septentrionalis sub Titulo Sanctissimi Sacramenti, Status diei 4. Oct. anni 1938, Oeniponte, 1938, Pg. 19 (zitiert: Cat). ^ Cat. a. a. O., Pg. 19. - P. Fabian Wielandner, geb. 1878 in Pram, 1894 Kapuziner geworden, ein ausgezeichneter Katechet, ein volksverbundener Priester, der sich großer Wertschätzung er freute. 1942 Kooperator in Taiskirchen und Zell an der Pram, wo er am 22. Mai 1944 starb. ® P. Hugo Dittmann, geb. 1880 in Himmelstadt bei Würzburg, war vor dem Ordenseintritt Lehrer, wurde 1908 Kapuziner; einer der besten Erziehertalente der Provinz, ein hervorragender Prediger und gesuchter Beichtvater. Weitbekannt als Volks missionär und Exerzitienleiter. Wirkte in Ried 28 Jahre und hat sich besonders der studierenden Jugend als Studentenvater und Seelsorger angenommen. Er starb in Ried am 10. September 1964. ® Chr. a. a. O., I., 96. Chr.a.a. O., L, 97. — P.Odorich Siegesleitner, geb. 1911 in Ried, wurde 1929 in den Orden aufgenommen, starb den Heldentod in Ausübung treuer Pflichterfüllung an verwundeten Kamera den in Petsamo (Finnland) am l.März 1942. Liegt auf dem Hel denfriedhof in Parkina begraben. — P. Fridolin Gmeinder, geb. 1901 in Dombim, war ein ausgezeichneter Prediger, Lehrer der Philosophie, akademischer Restaurator; er starb in Braunau am 10. Februar 1969. Chr.a.a.O., I., 98. —Br.Emmeran Starf/er, geb. 1911 in St.Geor gen i. A., 1933 in den Orden eingetreten, verließ nach dem 2. Weltkrieg die Provinz. - Br. Benedikt Strobl, geb. 1909 in Ried/ Tirol, trat 1928 dem Orden bei, dzt. Pförtner in Bludenz. Chr. a. a. O., L, 143 ff.
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