OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

Frau Fischer war die Stickerin der Schule, eine Berufsbezeichnung, die sich weniger auf das Kreuz stichsticken bezog als vielmehr auf alle anderen Techniken. Sie beherrschte ausgezeichnet alle Arten der Weißstickerei, des Spitzennähens (Reticellaspitze), der Filetarbeit, der Durchbrucharbeit (punto tirato) und des Knüpfens und die Gestaltung der Ecken und Mittelstreifen der Almfahrttücher. Sie war auch Paramentenstickerin und konnte meister haft Gold- und Seidenfäden verarbeiten. Albina Fiedler, geb. 1864 in Trautenau, wirkte als Industrielehrerin vom 28. 2. 1898- 16. 5. 1900 in Ebensee. Luise Wagner, geb.26.11.1874 in Asch bei Eger, Fachlehrerin in Weißnähen, wohnhaft Ebensee, Langbathstraße 66 (Kohlstatt 17), seit 13. 8. 1901; gest. am 15. 9. 1950. Da sie nicht die erforderliche Ausbildung hatte, wurde sie für die Schuljahre 1913/ 14 und 1914/15 beurlaubt, um eine Fachschule zu be suchen und die notwendigen Prüfungen abzulegen. Ida Ludwig übernahm in diesen beiden Schuljah ren den Unterricht in Weißnähen. Elisabeth John unterrichtete vor Frau Elsbeth Sorms Kleidermachen. Sie stammte aus Anif bei Salzburg. Elsbeth Sorms, 1926 - 1931 Fachlehrerin für das Kleidermachen, unterrichtete auch Weißnähen und dekoratives Zeichnen. Sie heiratete und lebt seither in Haarlem, Niederlande. 2. 6. 2. Die Leiterinnen der Erwerbs-und Gewerbe schule Im Jahre 1930, drei Jahre vor ihrem Tode, ging Schulrat Selma Müller in Pension und Franziska Petzold übernahm die Leitung der Gewerbeschule. Franziska Fetzold, geb. Aigmüller, geb. 1894 in Pichl bei Wels, starb am 26.7.1982 im Altersheim in Lambach, legte 1914 die Reifeprüfung als Volks schullehrerin ab. Im Lehrerjahrbuch von 1925 und 1930 scheint Frau Petzold unter dem Namen ihres ersten Mannes, Ernst, auf. Da der Gewerbeschule auch eine einjährige Haushaltschule angeschlossen wurde, legte Frau Petzold die Sonderprüfung für Hauswirtschaft und Kinderpflege ab. Damals, 1936 — 1945, befand sich die Schule im Josefshaus. Frau Petzold war bis 1945 Leiterin der Gewerbeschule und ging dann in Pension. Bis 1940 betreute sie auch die Heimarbeiterin nen, gab das Material aus und führte die Verrech nung durch. Im Jahre 1940 übergab Frau Petzold sämtliche Unterlagen der Hausindustrie und die Mu ster an Frau Arbeitslehrerin Maria Klimscha. Nach dem Krieg konnte der Schulbetrieb in der Gewerbeschule erst im März 1946 wieder aufge nommen werden. Die Lehranstalt wurde in den Räu men des Verwaltungsgebäudes der Saline (jetzt Hei matmuseum) untergebracht. Von 1946 — 1953, dem Jahre ihrer Pensionie rung, war die Gewerbelehrerin Emilie Ae/rvn/Leite rin der Gewerbeschule. 1955 wurde die Lehranstalt vom Bund übernommen und war der Höheren Bun deslehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe in Bad Ischl bis 1977 angeschlossen; Direktorin der Frauenberufsschule war Hofrat Margarethe Schind ler. Seither ist die Schule selbständig („Bundesfach schule für Bekleidungsgewerbe und wirtschaftliche Frauenberufe", Ebensee, Pestalozziplatz 2). 1950 wurde in Ebensee ein Schulneubau geplant. Am 9. 7. 1970 konnte das neue Schulhaus bezogen werden, im September 1970 wurde der Unterricht im neuen Haus aufgenommen. Die Führung der „Hausindustrie" übernahm 1940 Maria Klimscha, geb. Glas, geb. 1891 in Bad Ischl, gest. 1968 in Ebensee. Sie legte 1922 die Prü fung als Arbeitslehrerin ab und wirkte an der Volks schule Langwies/Ebensee und später an der Haupt schule in Ebensee. Mit 31.10.1937 trat sie in den Ru hestand und heiratete 1938 den Hauptschuldirektor Josef Klimscha. Obwohl sich seit Jahren die Zahl der Heimarbei terinnen ständig verringerte, konnte die Kreuzstich stickerei auch während des Krieges weitergeführt werden. Die Stickerinnen erhielten ein „Arbeits buch", wodurch sie von jedem anderen Einsatz be freit waren. Von der Forschungsstelle „Deutscher Bauern hof" wurde der Auftrag gegeben, „bodenständige" Muster ausfindig zu machen. Architekt Rudolf Heckl, Gmunden, von der „Landesbauemschaft", wird als Auftraggeber genannt. Die gefundenen Ar beiten bzw. die Typenmuster sind mit der Jahreszahl 1944 bezeichnet. Mit der graphischen Arbeit wurden die Studentinnen der Reichshochschule für Ange wandte Kunst in Wien (Werkstätte für Volks- und Brauchtum), Ortrud Gampe und Marianne Buchböck, beauftragt. Folgende Muster wurden aufgezeichnet: 2 Tisch decken aus dem Kreis Gmunden (s. Gestickte Volks kunst, Blatt 20/21, Eckbildung Blatt 22 und Blatt 24/25, Eckbildung Blatt 26); Tischdecke mit Nel kenmuster, Ort Aussee; Polster 45 x 55, Nelkenmu ster, Hallstatt etwa 1780; Polster aus Aussee; Bett decke 1854, Hinterstoder; Tischdecke 116x150, Hinterstoder, aufgenommen von Frau Friederike Schieder; kleine Altardecke aus Hallstatt, 1780; mehrere kleine Muster und Motive aus Hallstatt und Aussee, hauptsächlich Eckbildungen. Die schweren Kriegs- und Nachkriegsjahre gin gen vorüber; Zerstörtes wurde aufgebaut und man legte wieder Wert auf ein gepflegtes Heim und alle

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