OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

Die Erdställe Zwischenbilanz einer rätselhaften Unterwelt in Oberösterreich Von Hans Falkenberg Der ist der Herr der Erde, wer ihre Tiefen mißt und jeglicher Beschwerde in ihrem Schoß vergißt. Novalis 1. Einleitung Was sind das doch für sonderbare Menschenwerke, diese künstlichen Höhlen, nah unserer Wahrnehmung und doch so fern unserer Erkenntnis, so wenig beachtet und doch so weit, Denken und Schaffen einer längst vergangenen Zeit aus ihnen zu erschließen! Diese, in wunderlichen Windun gen und überraschendem Zickzack tief in die Erde ein dringenden Gänge, die mehr einer Röhre gleichen, durch die man sich, oft nur wie ein Wurm, durchzuzwängen ver mag, an die sich dann Kammer an Kammer reiht, aber auch nicht größer, als daß sechs oder acht Menschen Raum finden und sich eben noch aufrichten können! Wir finden sie in erstaunlicher Zahl in so vielen Dörfern der Heimat. So schreibt Dr. Matthäus Much Anfang unseres Jahr hunderts im Vorwort zu dem von Kaiser Franz Jo seph geförderten Prachtwerk über „Künstliche Höh len in alter Zeit".^ Verfasser war Pater Lambert Karner, der „Höh len-Pfarrer", ein Benediktiner-Mönch aus Göttweig, der durch Dr. Much seine Leidenschaft für die Erforschung künstlicher Höhlen entdeckte. Über 300 Höhlen, die wir als Erdställe bezeichnen, wur den von ihm untersucht und zeichnend und beschrei bend dokumentiert. Much geht weiter auf die Schwierigkeiten dieser Forschungsarbeit ein, die Karner mitten in unserer zivilisierten, damals bereits erheblich technisierten Welt überwinden mußte. Er ^ Karner, Lambert „Künstliche Höhlen in alter Zeit", Wien 1903. Vorwort Dr. Much, S. XVII. Masstab 1 : 160 n. d. Natur. Höhenberg bei Oberhofen am Irrsee ' Ausgang Oberstötten bei Rottenbach Eingang Oberschwandt bei Pondorf Münzkirchen II Münzkirchen I

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