OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

- »•;* •T-S' vvs Salzburger Klöppelspitze mit schneckenförmig eingerollten Leinenschlagbändchen, 17. Jh. 2. Schulische Aushildung Ab etwa 1770- 1780 wurde in Bad Ischl und Umgebung in Heimarbeit für die Linzer WoIIzeugfabrik gesponnen. Denn die Saline war auch verpflich tet, Schafe zu halten, Fische und Holz zu liefern.® 1822 begründeten die beiden Salinenärzte Dr. von Wolf aus Gmunden und Dr. Götz aus Ischl, un terstützt vom Wiener Arzt Dr. Wirer, durch gezielte Anwendung von Salzsole ein Heilbad, das vieleHilfesuchende herbeilockte und Ischl zu internationalem Ruf verhalf. Schon 1839 trafen 1320 Badegäste ein, für die damalige Zeit eine außergewöhnlich große Zahl. 2.1. Die Industrieschule für Spinnen 1832 vom Arzt Dr. Ritter von Wirer begründet, wurde von der Ischler Bevölkerung „Spinnschule" genannt. Die angehenden Heimarbeiterinnen lern ten die Woll- und Flachsspinnerei auf der Spindel und erhielten auch Anleitungen im Nähen und Strikken. Der Wochenlohn einer Heimarbeiterin betrug 1 fl. (Gulden), das entsprach etwa einem Tagesver dienst von 15 — 25 Kreuzern. Dr. Wirer erwies sich auch durch soziale Einrichtungen als Wohltäter der Gemeinde und die dankbaren Bürger ließen ihm ein Denkmal errichten. 2. 2. Die Privat-Schule der Borromäerinnen in Ischl Als 1855 Schwestern der Kongregation vom hl. Karl Borromäus zur Krankenpflege in das Spital nach Ischl in der Egelmoosgasse kamen, ersuchte die Gemeindevertretung um Beistellung von Lehrerin nen für den Unterricht an einer Volksschule. Als 1857 die Schwestern an der Privat-Volksschule mit Öffentlichkeitsrecht ihre Lehrtätigkeit aufnahmen, wurde damit den Mädchen erstmals ein geregelter Handarbeitsunterricht geboten. Maria Zierler (geb. 1899 in Bad Ischl, gest. 1973 in Sierning) berichtete, daß ihre Mutter seinerzeit die siebenklassige Volksschule der Borromäerinnen besuchte und im Handarbeitsunterricht verschiede ne Techniken erlernte. Nachdem die Schwestern schon vor dem I.Welt krieg die Wirer-Spinnschule übernommen und als „Mädchen-Arbeitsschule" weitergeführt hatten, wurden auch Heimarbeiten ausgegeben. Nach Aus sagen von Frau Zierler fehlte es nie an Aufträgen. Für gräfliche und fürstliche Bräute wurde die Wä sche-Ausstattung in Auftrag gegeben. Die Wäsche wurde aus Batist und feinstem Chiffon mit der Hand genäht und mit Weißstickerei verziert. Klöppel-, Näh- und Häkelspitze wurde meterweise verarbei tet. Jedes Stück erhielt ein Monogramm in Hoch stickerei. Durch diese Aufträge konnte die Nähschule die schweren Kriegsjahre 1914 - 1918 überstehen. 1888 kam zur Privat-Volksschule eine Privat-Bürgerschule mit Öffentlichkeitsrecht. Die Mädchen-Arbeits schule wurde nach dem 1. Weltkrieg bis 1938 als „Fachschule für Weißnähen und Kleidermachen" geführt. Nach der Machtübernahme durch die Na tionalsozialisten wurde 1939 die Klosterschule auf gelöst und damit auch die Lehrtätigkeit der Borro mäerinnen beendet. Die Fachschule wurde als öf fentliche Schule in Bad Ischl, Kaltenbach, weiterge führt. 2. 3. Die Hausindustrie- Vereine in Aussee und Ischl Die „Ausseer Hausindustrie"; Zur Erhaltung und Förderung der bodenständigen Volkskunst gründete der Kaplan Johann Wöhr, der von 1860 — 1877 in Aussee tätig war, eine Handarbeitsschule. Als Lehrkräfte gewann er Kreuzschwestern aus Graz. Diese Schule wurde in der Folge äußerst be deutsam für die Ausseer Heimindustrie. Ab etwa 1880 bis nach dem 1. Weltkrieg förderten adelige Damen die Heimindustrie und gründeten eine „Fach- ® Freundliche Mitteilung von Gertraud Weinmeister, Linz, 1982; ihr Vater war Leiter der Solvay-Werke.

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