OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

ders in Mattsee, Seekirchen, Henndorf, Altendorf, Thalgau, Hallwang und Gnigl wurden Spitzen in Hausindustrie erzeugt. Über 300 Frauen waren da mit beschäftigt, es wurde aber auch viel für den eige nen Gebrauch geklöppelt. Spitzenhändler aus dem Wolfgangseegebiet lie ßen sich auch in Ischl nieder und Mädchen und Frauen betrieben bald das Klöppeln mit solchem Ei fer, daß in den Marktgerichtsprotokollen von Ischl wiederholt geklagt wird, daß für Haushalt, Vieh und Kufenmachen keine weiblichen Kräfte mehr zu ha ben seien. Im 18. Jahrhundert wurden die Klöpple rinnen besteuert, um sie zu einer anderen Arbeit zu veranlassen. Auch in Ebenseer Urkunden wird das Klöppeln erwähnt. Die Spitzen wurden für Tischund Bettwäsche, sowie für die Krösen auf der Tracht verwendet. Es waren kräftige Spitzen für den Haus gebrauch, die nicht annähernd mit den klassischen, niederländischen Spitzen verglichen werden kön nen. Für das Klöppeln gab es keinen Unterricht, die Kinder lernten die Technik durch Anschauung und begannen schon früh mit eigenen Versuchen. Ur sprünglich wurde nach „Klöppelbriefen" gearbeitet, aber bald konnten geschickte Frauen ohne Vorlage Rehe, Hirsche, Herzen und religiöse Motive in die Spitze einweben. Vier Fünftel der Erzeugnisse gin gen ins Ausland. Die Händler aus St.Gilgen und dem Salzkammergut belieferten die Märkte in Kärnten, Steiermark, Istrien und Kroatien. Die Salzburger Spitzen wurden in der Stadt Salzburg, in Tirol, Bay ern, Schwaben und in der Schweiz abgesetzt. Um 1713 wird von einem Spitzenhändler aus St. Gilgen berichtet, der 50 Klöpplerinnen beschäftigte, 4Zent ner Faden einführte und jährlich auf den Märkten in Augsburg und München für 2.500 Gulden Spitzen verhandelte. Ein anderes Unternehmen beschäftigte 80 Klöpplerinnen und verbrauchte 9 Zentner Faden. St. Gilgen, der führende Ort der Erzeugung von Klöppelspitzen, kam im 18. Jahrhundert ins Hinter treffen gegenüber Henndorf und Eugendorf. Um 1750 befaßten sich in St. Gilgen nur mehr wenige Fa milien mit der Erzeugung und dem Handel von Spit zen. Nach 150 Jahren hatte diese Heimindustrie in St. Gilgen ihr Ende gefunden. Im Salzburger Flachgau überstand die Spitzener zeugung sogar die Krisen der Franzosen- und Bay ernzeit. Von 1800 — 1860 waren in Henndorf noch 30 — 50 Heimarbeiterinnen tätig. Für den Niedergang und das Ende der einst blü henden Heimindustrie wurden verschiedene Ursa chen genannt: Mauterhöhung und dadurch Verteue rung der Spitzen; wirtschaftlicher Verfall und Teue rung im Lande; Einfuhrsperre nach Österreich; Ab wanderung von Klöpplerinnen, die durch Stricken und als Dienstboten ihr Fortkommen suchten. Die eigentliche Ursache lag aber wohl darin, daß die Handarbeit im Konkurrenzkampf mit der Maschine unterlag. Nach einigen unbefriedigenden Versu chen, den Netzgrund (d. i. Tüll, nach der Stadt „Tül le" benannt) maschinell herzustellen, wurde 1834 in Calais eine verbesserte Tüllmaschine in Betrieb ge setzt. Durch das Jaquardsystem (erfunden von Char les Marie Jaquard, 1752 - 1834) gelang es, Muster und Tüllgrund zusammen beliebig zu gestalten. Da mit begann die Maschine ihren Siegeszug."* Salzburger Irrgartenmuster Am Ausgang des Rokoko verschwanden die Spitzenkrösen von der Tracht und dadurch verrin gerte sich der Absatz von Spitzen, die nur mehr für Haus- und Bettwäsche verwendet wurden. Im Salz burger Carolino Augusteum befindet sich eine schö ne Sammlung von Mustern aus dem 17. und 18. Jahr hundert, auch Anfängerarbeiten sind darunter. Das sog. „Irrgartenmuster", im Steinpflaster der Hellbrunner Grotten verwendet, diente auch als Vorbild bei Häkelarbeiten für Polstereinsätze.® " Siehe Anm. 2. — Und: Leopold Ziller: Vom Fischerdorf zum Fremdenverkehrsort. Verlag der Gemeinde St. Gilgen 1973. Bd. 1. S. 204 ff: „Der Spitzen- und Schiingenhandel". ® „Beschreibungen und Erläuterungen zur Lichtbildergruppe U 1253, Klöppelspitzen". Hrsg. Bundesstaatliche Hauptstelle für Lichtbild und Bildungsfilm. Bildauswahl: Ministerialsekretär Dr. Agnes Niegl. Text: Fachinspektor M.Pokorny. Fachliche Beratung: Fachoberlehrer Erika Günter. S, 8 ff.

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