OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

mm WM * Xj. Die „Bucklwehlucken" Foto: Heinze, Münzbach mas am Blasenstein die Kraft, verschiedene Krank heiten zu heilen, wenn man durch seinen schmalen Spalt („Bucklwehlucken") schlüpft.^s Oberhalb der Donau, im bayrischen Bad Abbach, gibt es ein Fel senloch, durch das man gegen Kreuzweh oder „Leib schaden" kroch.30 Im Freisinger Dom übten noch vereinzelt Frauen den Brauch des Durchschlüpfens zur Heilung von Geschwüren, Kreuzweh und Kin derkrankheiten zwischen dem Altar der hl. Margare ta und der dahinter befindlichen Mauer bis zur Mitte unseres Jahrhunderts. FischerlehnerOi" weist auf heilige Lochsteine hin und hier besonders auf ver schiedene Heilungs- und Fruchtbarkeitsbräuche an Ring- und Lochsteinen. Zitate und Brauchüberlieferungen beweisen nicht direkt, daß Erdställe als eine Art unterirdisches Rehabilitationszentrum zu deuten seien. Es stimmt jedoch nachdenklich, daß in vielen Erdställen die en gen Durchschlüpfe durch häufiges Benutzen fast blank poliert wirken, während die breiteren Gänge und Kammern nach wie vor deutliche Arbeitsspuren aus der Zeit der Erbauung zeigen. 7. 3. Wiedergeburtsmagie Die ungemein engen Durchschlupfe in Erdstäl len, in der „Mutter Erde", bieten Bezugspunkte zur Magie von Tod und Wiedergeburt. Höhlenmagie finden wir bereits an den ältesten Wohnplätzen im Jungpaläolithikum, in Kulthöhlen Frankreichs und Spaniens. Herbert Kühn schreibt im Nachwort zu seinem Buch über die bedeutendsten Höhlenfunde in diesen Ländern^^: Die Höhlen haben angefangen zu sprechen, und sie spre chen von dem Menschen der Vorzeit, der uns so fremd ist und doch so nahe. Er ist der gleiche Mensch wie wir, seine Wünsche sind die selben, seine Hoffnungen, seine Träu me . . . , und seine Fragen an das Ganze des Daseins sind die gleichen: Geburt und Tod und das Geheimnis um Gott. Warum soll sich der Mensch nicht dort, wo er kei ne Naturhöhlen als Kultplatz fand, seine besonderen Orte der Einkehr und Besinnung geschaffen haben? Tat er es nach einer sehr ähnlichen Architektur wie derjenigen, die er aus der Natur kannte, zwar nach grundlegenden Baumerkmalen, aber so ungleich wie es natürliche Höhlen einander sind? Die Höhle als Kultstätte ist nicht mit dem Paläolithikum aus der Geschichte der Menschheit verschwunden. Wie sie in der Altsteinzeit dem Toten und seiner Wiedergeburt geweiht war und in ihr Riten der Initiierung gefeiert wur den, die nach Art der Wiedergeburtsideologie konzipiert waren, so finden wir auch später Beziehungen zu Erdspal ten dort, wo es sich um Mysterien der Erneuerung handelt, beginnt Max Raphael einen Abschnitt in seinem Versuch, eine Ikonographie der Höhlenmalereien zu entwerfen.33 Der Weg von der Naturhöhle über die künstliche Höhle zum Kult unter freiem Himmel und zum spä teren Kultbau auf der Erde ist besonders deutlich in griechischer Mythologie und Geschichte nachvoll ziehbar. Eine Vertiefung des Themas würde den Rahmen der Arbeit sprengen. Dazu soll auf die aus führliche Arbeit von Otto Huth über die Kulthöhle hingewiesen werden, in der religionswissenschaftlich der Kreis von den Urmythen „Himmel-Erde" bis zu Pfarl, Peter: „Frühe Kultstätten in Österreich", Graz 1980, 3° wie Anm. 25, Sp. 485. 3' Äschert, Johann: „Zum Brauch am Nonnosus-Grab in der Frei singer Krypta", in „Der Erdstall", Nr. 2, Roding 1976, S. 98 - 101. Fischerlehner, Egon: „Lochsteine (Gattersteine) in Ober österreich", in MANNUS, Deutsche Zeitschrift für Vor- und Frühgeschichte, Hückeswagen 1980,46. Jg., Heft 4, S. 95-110, Festschrift für Emst Burgstaller. Kühn, Herbert: „Auf den Spuren des Eiszeitmenschen", Wies baden 1958, S. 163. 3^ Raphael, Max: „Wiedergeburtsmagie in der Altsteinzeit. Zur Geschichte der Religion und religiöser Symbole", Frankfurt 1978, S. 82.

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