hin unbekannter Erdstall angeschnitten wird, kann es, selten genug, die räumliche Nachbarschaft erlau ben, diesen Platz zusätzlich zu nutzen. Meist aber wird der Erdstall beim Bau stören, höchstens nach verborgenen „Schätzen" untersucht und dann zuge schüttet oder abgemauert werden. 6. 6. Fluchtgang Die Anlage der Erdställe machte sie, da stets nur ein Eingang vorhanden war, als Fluchtgang ungeeig net. Sie erscheinen aber gelegentlich in der Sage als Anfang oder Ende eines unterirdischen Ganges, der die Verbindung zweier Bauten, meist von Burgen, seltener von Kirchen, sein soll. Die unerschöpfliche Volksphantasie erfindet solche „Geheimgänge" hemmungslos und ohne jede Rücksicht auf bauliche Möglichkeiten und geographische Gegebenheiten. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß in einzelnen Fällen ein letztes, unbestimmtes Wissen um Erdstäl le aus dieser Sagenbildung anklingt. Dazu mag die Schutzlosigkeit des einfachen Mannes auf offener Erde gegen böswillige Obrigkeit, Raubgesindel und wilde Tiere beigetragen haben, die den Traum von der eigenen Unsichtbarkeit auf verborgene, geheime Gänge und Räume übertragen hat. 6. 7. Bergmännische Nutzung Wie bei den meisten Versuchen, das Rätsel der Erdställe zu klären, wird auch bei der BergbauTheorie die konstruktive Anlage übersehen, die eine wirtschaftliche Nutzung undenkbar macht. Noch mehr aber spricht gegen diese Überlegung, daß Erd stall-Bauer nirgendwo mit einem lohnenden Fund rechnen konnten. Selbst für die Sandgewinnung wä ren derartige Abbaumethoden sinnlos. 6. 8. Wassermine Wenn Erdställe als eine besondere Art von Was sermine angesprochen werden, dann liegt hier eine schlichte Verwechslung vor. Die Wasserstollen oder Wasserminen, die es im bayrisch-österreichischen Grenzraum gibt^V wurden nach völlig anderen Kon struktionsgesichtspunkten gebaut. Sie dienten aus schließlich der Wassergewinnung in schwierigen Ge steinsschichten. Sie werden auch Kanate genannt, vor mehreren tausend Jahren in Persien erfunden. Den Unterschied zum Erdstall erkennt man so fort auf der folgenden Abbildung. Diese Anlagen entstanden meist im 19. Jahrhundert, die letzte erst 1927. Eine einfache Wassermine, deren Eingang heute verschüttet ist, befindet sich in der Ortschaft Schlag, Gem. Pfarrkirchen (Mühlviertel). Über eine Rohr leitung, die instand blieb, versorgt sie auch in den trockensten Sommern den Gierlinger-Hof und eini ge umliegende Anwesen. Die Stollenführung ist bei allen ländlichen Wasserversorgungen annähernd ge rade bei gleichbleibendem Querschnitt. a — Bauernhof o — K-mat ö — Wasserba-isin f — Fischteich c — Hochbehälter g — Hydr. Widder für Wasser ^ — Kanalabraum d — Rohrleitung I — Siollenprofil mit Wasserstau II — Stollen mit Staumauer MI — Steinkanal im geschütteten Boden IV — 2. Verrohrung im geschütteten Boden Klaubert, Helmut: „Wasserstollen im Bayrisch-böhmischen Grenzraum", Fichtelgebirgskalender 1973. Beim Begehen eines Erdstalles fällt die Unbrauchbarkeit dieser Anlage für die Wassergewinnung auf: die Höhen der einzelnen Kammern und e f Gänge sind zu unterschiedlich. Ob wohl in vielen Erdställen kleinere . Wasserlöcher oder Grundwasser zu s. finden sind, kann Wasser dort nicht ■ fließen. Die Zeichnungen geben I' schematisch die Bauweise eines Kai Irl" , nates wieder, wie er im bayrisch-böhf i mischen Gebiet bis in unser Jahrhun- ! dert als Wassergewinnungsanlage er richtet wurde. In vielen Bauernhäu sern gab und gibt es bis zur Einfüh rung der oft umstrittenen öffentlichen I-T IV Wasserversorgung einfache, gradlij-f Tll ' t^ig angelegte Wasserstollen von der ,-T nächstgeeigneten Quelle her. Aus: ■ '• M~-~ Klaubert (Anm. 21).
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