OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

sie noch Ende des vergangenen Jahrhunderts im Harz benutzt wurde. 6. 2. Verteidigung Immer wieder taucht die Vermutung auf, daß Erdställe Verteidigungsanlagen gewesen seien. Die Seitennischen oder Seitenkammern, direkt an einem Gang gelegen, werden als „Wächternischen" be zeichnet. Rundgänge und labyrinthische Verzwei gungen sollen den eindringenden Feind verwirren. Aber welcher Feind würde in ein so unübersicht liches Gangsystem eindringen, ohne die Verhältnisse zu kennen? Solange er dort noch Leben vermutet, wäre das Zuschütten des engen Einganges oder das Ausräuchern der Geflüchteten für ihn die einfachste Lösung. In Kriegszeiten war der Erdstall eine tödli che Falle. Um die Überlebensmöglichkeit in einem Erdstall bei einem Feuer vor dem Eingang zu untersuchen, führte der Arbeitskreis für Erdstallforschung, Roding/Bayern, am 30. Mai 1980 einen aufschlußrei chen Versuch durch. Mit Unterstützung der Grubenfeuerwehr eines Bergbaubetriebes wurden die Verhältnisse im Erd stall von Rabmühle, Gemeinde Stamsried, Land kreis Cham/Bayern, während eines vor dem Einschlupfloch brennenden, verhältnismäßig kleinen \ V J n Die Testmannschaft der Grubenwehr der VAW FlußspatChemie GmbH., Stulln bei Nabburg, BRD, im Erdstall der Rabmühle, Gde. Stamsried, Ldkrs. Cham/Bayern, vor dem Beginn des Überlebensexperimentes. Foto: Schwarzfischer Das verhältnismäßig kleine Feuer wurde im Zugang des horizontalen Erdstalleingangs entfacht. Die Flamme loder te in den Gang hinein. Die beiden Männer der Grubenwehr berichteten, daß es ihnen zuerst einmal sehr, sehr warm wurde. Es bildete sich innen ein ausgiebiger Hitzestau. Durch Rauchschwaden verringerte sich die Sicht auf kaum mehr als 30 cm. In einem solchen Brandfall gibt es im Erd stall keine Überlebensmöglichkeit. Foto: Schwarzfischer Feuers getestet. Zwei Feuerwehrleute mit schwerem Atemschutzgerät, einem Sprechfunkgerät und ei nem Luftmeßgerät hielten sich im Erdstall auf. Sie gaben laufend die Werte des Meßgerätes über Funk nach draußen. Ein endgültiges Ergebnis lag bereits nach wenigen Minuten vor: alle Menschen im Erd stall wären nach dieser kurzen Zeit tot gewesen. Fluchtmöglichkeiten hätte es keine gegeben. Erd ställe besitzen nur einen Eingang. Zu diesem Experiment ist ein kleiner Vorbehalt zu machen: das Feuer brannte vor dem Eingang ei nes horizontal offenen Erdstalles. Ein weiterer Ver such an einem senkrechten Einstieg ist geplant, um die dabei entstehenden Rauch- und Luftzirkula tionsverhältnisse, zu untersuchen. Am 12. Juli 1981 besuchten die 100 Teilnehmer^" der Internationalen Tagung für Erdstallforschung die Anlage Böhmersried. Nur zwei Personen konn- " Weiß, Karl: „Experiment zur Frage des Überlebens in Erdstäl len", in „Der Erdstall" 1981, S. 24 - 27. Schwarzfischer, Karl: „Sind die Erdställe für längeren Aufent halt geeignet?", in „Der Erdstall" Nr. 7,1981, S. 28 - 29.

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